ONE HOUR PHOTO [Filmkritik]

Robin Williams spielt den Fotoverkäufer Seymour Parrish, der stets ein freundliches Lächeln auf den Lippen hat. Doch hinter der Fassade lauern Abgründe …

ONE HOUR PHOTO

Farbfilm entwickeln und Abzüge in einer Stunde? Kein Problem für Seymour Parrish. Der smarte, stets freundliche Angestellte, von allen nur Sy gerufen, bedient in einem Instant-Fotoexpress, der an einen riesigen US-Supermarkt angegliedert ist. Doch hinter dem Lächeln lauern Abgründe. Seit Jahren betreut er die Bilder der vermeintlichen Traumfamilie Yorkin, für die er mehr als nur Sympathien hegt …

Robin Williams gelingt es, die Tiefen eines gebeutelten Durchschnittstypen auszuloten. Jenen Grenzbereich, wenn die heimlichen Wünsche Überhand nehmen, Tagtraum und Wirklichkeit verschwimmen und die Psyche des robotenden Einzelkämpfers an der Verkaufsfront brüchig wird. Der Schauplatz macht den Kontrast spürbar: Ein aalglatter, durchgestylter Großkonzern, in dem der Kunde alles und der Verkäufer nichts ist und wo hinter den Kulissen neben jedem Spiegel ein Schild mahnt: Check your smile! – Überprüfe Dein Lächeln!.

Jungregisseur Mark Romanek, der bislang vorwiegend als Videoclipfilmer (Madonna, R.E.M.) in Erscheinung getreten ist, schafft es, mit Blick für Details Atmosphäre aufzubauen. Neben dem überzeugenden Robin Williams, der jedoch – ähnlich wie Götz George – mit einem bescheidenen Repertoire und dem markanten Dackelblick auch immer nur sich selbst spielt, besticht One Hour Photo vor allem durch seine poetischen Philosophien über die Kunst des Fotografierens und das bemerkenswerte Spiel mit Farben. Zu einem kompletten Abgesang auf den amerikanischen Traum reicht es nicht, doch zumindest das subtile Kratzen am Lack ist hier – ähnlich wie in Falling Down und American Beauty – Musik in den Ohren der mitleidenden Zuschauer.

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