SUCH A SURGE: Nürnberg, Hirsch, 30. Januar 2006

Such a Schluss!!!

Der Nürnberger Hirsch ist in dieser Nacht schwer 90er. Band-T-Shirts von lange nicht mehr gehörten Kapellen wie PRIMUS und PRO-PAIN im Publikum, Musik von PRONG in der Umbaupause – nicht nur optisch ist das Gastspiel von SUCH A SURGE in dem gutbesuchten Nürnberger Musikclub eine kleine Zeitreise. Und ein würdiger Rahmen für die Abschiedstournee des Crossover-Urgesteins aus Braunschweig, das nach 14 Jahren die Waffen schweigen lässt. 14 Jahren, in denen wir mit SAS Gegen den Strom geschwommen und über unseren Schatten gesprungen sind, im falsche Film waren, Amok gelaufen und ins Koma gefallen sind und irgendwann eingesehen haben: Jetzt ist gut.

Nun, wo das finale Motto Alles muss raus heißt, darf der Fünfer beruhigt in Rente gehen. Der Surge-Effekt hat sich eingestellt: Was Anfang der 90er Jahre ein musikalisches Abenteuer war, nämlich so unterschiedliche und kreuzverfeindete Genres wie HipHop, Hardcore und Heavy Metal in einen Topf zu werfen und daraus ein wohlschmeckendes Menü zu kreieren, ist heute längst gängige Praxis und eine Selbstverständlichkeit. SUCH A SURGE haben das nicht erfunden, waren bei der großen Crossover-Welle aber ganz vorne mit dabei und vor allem für die deutsche Szene von nicht zu unterschätzendem Wert.

Live im Hirsch heißt es an diesem Abend ein letztes Mal mit dem Silber-Surger explodieren, überfüllte Festplatten im Kopf löschen und hüpfen, tanzen, springen, toben und singen, als gäbe es kein Morgen mehr. Das Liedgut der Grenzgänger hat die Zeit erstaunlich frisch überstanden, die Botschaften sind aktuell geblieben.

Man erinnert sich an legendäre Shows hier im Hirsch (Weißt Du noch, wo Du da drüben auf der Theke getanzt bist und Eiswasser ins Publikum gekippt hast? Ja, aber für solche Späße bin ich heute echt zu alt!), hat eine witzige Bühnendeko am Start (die Covers der sechs SAS-Alben hängen als gerahmte Kunstwerke im Hintergrund, zu jedem gespielten Lied leuchtet immer die zugehörige Plattenhülle auf) und ein knackiges zweistündiges Best Of-Programm geschnürt, das noch mal alle Stärken der Band auf den Punkt bringt.

In diesem Sinne dürfen sich die X-Over-Pioniere also beruhigt ausklinken. Mission erfüllt – alles Gute, Jungens!

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