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MOUNTAINS OF DEATH 2009: Muotathal, 21. – 22.08.2009

Das MOUNTAINS OF DEATH geht in die neunte Runde und alle Sickfucks sind dabei wenns heisst – Berge, Brotsandwich und (Brutal) Death Metal!

Das MOUNTAINS OF DEATH FESTIVAL geht 2009 in die neunte Runde. Längst hat es sich zu DEM Metalfestival in der Schweiz gemausert. Längst wissen alle, dass SLAYER nie am MOUNTAINS OF DEATH FESTIVAL spielen könnten, weil sie nicht genug Bruddu sind. Genug bruddu sind indes die rund tausend Sickfucks, die es auch dieses Jahr an das Festival im idyllischen Muotathal schaffen. Eingerahmt von majestätischen Bergwänden, ganz hinten im Tal neben der Muota wird zwei Tage live dem gepflegten Lärm gehuldigt.

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Bier und Brotschnitzel (auch bekannt unter dem Namen Brotsandwich, d.h. eine Scheibe Brot eingeklemmt in zwei Schnitzel) gehören dazu, genauso wie Schnäppsli, Pizza (dieses Jahr neu und definitiv einfacher zu essen als Mahmeh), Kebab und leckere vegane Falafel vom PISKIN ORIENT IMBISS. Zwar scheinen die Preise dieses Jahr etwas teurer (der Kebab kostet 10 CHF, ein Bier 5 CHF), aber dafür setzt das MOUNTAINS OF DEATH FESTIVAL weiterhin auf Qualität. Sanitäre Anlagen, die diesen Namen tatsächlich verdienen, superfreundliche Security (dank dem Namen Kälin weiss man auch, wo in der Schweiz man sich befindet), ein gut sortiertes Merch-Zelt für todesmetallische Gelüste (neben dem Bandmerch bieten FASTBEAST und NECRONOS ein breites Sortiment) und ein hübscher Zeltplatz inklusive Fluss.

Musikalisch ist alles beim Alten. Wiederum gibt es eine ausgesuchte Mischung aus internationalen und nationalen Acts. Brutal Death Metal ist Trumpf – und für viele ist der Headlinergig von DEVOURMENT am Samstagabend die Erfüllung aller je mit dem MOUNTAINS OF DEATH FESTIVAL verbundenen Billingträume. Doch auch Grindcore und der technisch anspruchsvollere Death Metal haben ihren festen Platz am MOUNTAINS OF DEATH FESTIVAL, genauso wie die obligate rotzigere Rausschmeisserband am Samstagabend (dieses Mal sind es FIREBREATHER). Soundtechnisch überzeugt das Festival wie in den Vorjahren und alle Triggerliebhaber werden ebenfalls befriedigt.

Aber natürlich wissen ebenfalls alle, dass das MOUNTAINS OF DEATH FESTIVAL nicht auf allzu gutem Fuss mit dem Wetter steht. Ausgerechnet nach einer Hitzewoche sollte es nur im Muotathal tüchtig regnen und stürmen. Doch das hält weder Schweizer noch Schweden, Kalifornier, Italiener, Franzosen noch Engländer davon ab, ans Festival zu pilgern. Denn man macht sich entsprechend gewappnet auf nach Schwyz und dann weiter ins enge Tal…

Freitag, 21.8.2009

SCORCH

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 Death Metal-Brett aus Obwalden: SCORCH

SCORCH beginnen ihren Gig nicht um 14:15, sondern mit gut 40minütiger Verspätung. Grund hierfür ist ein Fehler in der Backline-Lieferung, worauf ein Teil der Kabel umgelötet werden muss in Schwyz. Immerhin lässt das Wetter keine Wünsche offen – staubig und warm ist es an diesem Freitagnachmittag. Als SCORCH endlich ihren Gig beginnen können, sind schon recht Leute da und die Obwaldner spielen nicht vor leeren Rängen. Während einer guten halben Stunde wird ein tüchtiges Death Metal-Brett geboten, das sich in Songs wie Delusional Disorder, Bloodstained Anatomy, Mental Aberration oder Analmuigg präsentiert. Vor der Bühne gibts schon mal erste Bewegungen auszumachen und der erste Stagediver wird bei SCORCH ebenfalls aktiv. SCORCH spielen ordentlich – nur als am Ende ein Song abgewürgt wird, macht sich etwas Ratlosigkeit breit. Aber abgesehen von der Verspätung ist klar: Das MOUNTAINS OF DEATH FESTIVAL Nummer 9 nimmt seinen Lauf!

DISTORTED IMPALEMENT

 

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Bassist fürs Grobe: Marcus von DISTORTED IMPALEMENT

Der Gig von DISTORTED IMPALEMENT beginnt wegen der Verspätung ebenfalls weit nach dem ursprünglich geplanten 15 Uhr. Aber dank der Wärme ist die Verzögerung zu verschmerzen und bei den Österreichern ist dann auch schon wesentlich mehr an Bewegung und Gepose auszumachen – auf und vor der Bühne. Bizarrerweise machen die Jungs ihre Ansagen teilweise auf Englisch (mit österreichischem Akzent).

Wenn es dann in Songs des Demos Bodyslam allerdings zur Sache geht, sind schleppende Parts angesagt und uiuiuiuiuiuiuiui-Gegrunze. Sprachbarrieren werden so ausser Kraft gesetzt und DISTORTED IMPALEMENT zeigen auch spielerisch keine Schwächen, Brachialität musikalisch umzusetzen. Am Ende kommt auch noch ein Gastsänger dazu und die Österreicher können einen einen anständigen Auftritt für sich verzeichnen.

 

 

 

 

HAEMOPHAGIA

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Leider keine Zeit für Zugaben: HAEMOPHAGIA

Bei den Katalanen von HAEMOPHAGIA fällt dann im Vergleich zu DISTORTED IMPALEMENT der etwas matschigere Gitarrensound auf. Riffs hört man bei der Brutal Death Metal-Truppe fast nichts raus, auch wenn sich der Gitarrist gleich mit zwei Verstärkern bewaffnet reichlich abmüht und die Band mit Alex Medvedev zudem einen schnellen Drummer am Start hat.

Songs wie Appealing Obliteration, Vengeance Through Murder, Human Asphyxiation, Head Shot oder Her Body on a Viscera Bath motivieren zum Stagediven und auch der Moshpit brutzelt wild vor sich her in der Sonne. Das SUFFOCATION-Cover Funeral Inception verleitet das Publikum dann definitiv zu Zugaberufen, doch leider rennt HAEMOPHAGIA die Zeit davon. Trotzdem: ein ordentlicher Gig.

 

 

 

 

 

ASPHIXATION

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Schön traditionell: ASPHIXATION

Bei ASPHIXATION ist die Verspätungsbilanz am diesjährigen MOUNTAINS OF DEATH FESTIVAL bereits auf knapp eine Stunde angewachsen. Aber Bands werden an diesem Festival keine gekippt, da muss die Energie halt einfach bis drei Uhr morgens anhalten – Red Bull und Partystimmung gibts ja genug. Die Death Metal-Band aus Bottrop spielt denn auch gleich ordentlich los und huldigt eher den traditionellen Todesmetall-Klängen.

Sänger Henry Mann untermalt seine Vocals mit ausgeprägter Mimik und Gestik und seine Mitstreiter sind um Bewegung auf der Bühne bemüht. In der Setliste finden alle vier Songs der Promo Platz, ausserdem kommen noch Unmerciful intervention und His kingdom is not (the demiurg must fall) dazu. Mit dem DEICIDE-Cover Lunatics of god`s creation endet der Gig von ASPHIXATION, der definitiv das Prädikat gut für sich einheimsen kann.

 

 

 

 

 SEPTYCAL GORGE

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 Anspruchsvoll: SEPTYCAL GORGE

Die Turiner SEPTYCAL GORGE beginnen ihren Auftritt mit dem Rücken zum Publikum und reichlich Gitarrenquietsch-Feedback. Kaum drehen sich die Italiener um, erweisen sie sich als technisch versierte Death Metal-Formation. Anspruchsvolles Riffing trifft auf brachiales Geballer und die Stage Diver lassen nicht lange auf sich warten.

Auch der Circle Pit formiert sich wieder und gibt alles – schliesslich verköstigen die SEPTYCAL GORGE ihr Publikum auch mit Stücken von ihrem aktuellen Erase the insignificant-Album und streuen dazu einige Songs von ihrem Debüt Growing seeds of decay ein. Leider bleibt die Freude am anspruchsvollen Auftritt vom Wettergott nicht unbeobachtet und so setzt gegen Ende des Sets starker Regen ein – der Spruch Wenn es nicht regnet, ist es kein MOD bewahrheitet sich leider auch 2009…

 

 

 

 

 

 DEPRESSION

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20 Jahre Stumpf ist Trumpf: DEPRESSION

Mit den Deutschen von DEPRESSION sind dann die ersten echten Veteranen am Start. Überhaupt ist der Gig der Deutschen am diesjährigen MOUNTAINS OF DEATH FESTIVAL speziell – zum ersten Mal spielen sie in der Schweiz und es ist noch dazu ein Exklusivgig. Selbst eingefleischte DEVOURMENT-Fans zollen DEPRESSION denn Respekt, da sie diese Art von Brutal Death Metal schon vor den Texanern zelebriert haben. Die Jungs wissen ihrem Status denn auch gerecht zu werden. So spielen die Lüdenscheidener ein gut zusammengestelltes Set, das altes (ab 1996) und neues Material gleichermassen berücksichtigt: Flesh of mine (von der 1996er Ein Hauch von Moder-7), Putting the last nail (von Chronische Depression), (Fuck off, you) Bastard (von 1997er Split), Grace to the world (vom 2009er Album Dekade(nz)), Defaced (von 2001er Split), The Exorcist (vom Tal der Tränen-Demo), Sailor (on the seas inside) (vom Dekade(nz)-Album) und das ABSCESS-Cover Suicide Fuck sind nur einige der Lieder, die sie dem sichtlich befriedigten Publikum zum Moshen vorwerfen. Soundtechnisch drücken DEPRESSION ebenfalls ordentlich und der Drummer beherrscht nicht nur seine D-Beats und Blastbeats, sondern sorgt auch noch gleich für Vocals. Mit anderen Worten: 20 Jahre alt, aber zum Glück weder müde noch leise – Stumpf ist Trumpf, im besten Sinne!

BENEATH THE MASSACRE

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Lassen sich vom Regen nicht beirren: BENEATH THE MASSACRE

Gegen Ende des DEPRESSION-Gigs hat es das MOUNTAINS OF DEATH FESTIVAL dann wieder endgültig verscherzt mit dem Wetter. Die einstündige Verspätung lässt den BENEATH THE MASSACRE-Auftritt erst gegen 20:45 Uhr beginnen. Begleitet wird der Gig der Kanadier von Blitz, Donner, Sturmböen und strömendem Regen – was die Traumuntermalung eines Gigs für Black Metal-Misanthropen wäre. Bei BENEATH THE MASSACRE führt es eher dazu, dass die nicht so abgehärteten Fans das sichere Dach des Party- oder des Merchzeltes dem blanken Pit vorziehen und die Show aus sicherer Entfernung beobachten. BENEATH THE MASSACRE lassen sich von diesem Exodus indes nicht beirren und spielen sich durch ihr technisch anspruchsvolles Material. Währenddessen hat die Stagecrew auf der Bühne alle Hände voll zu tun, weil die Bühnenabdeckung ein Leck hat und deswegen das Equipment in aktuer Wasserschadengefahr ist…

Bei BENEATH THE MASSACRE gibt es zur gleichen Zeit tonnenschwere, schleppende Parts genauso wie dissonantes Ausklingen. Die Kanadier zeigen sich zu jeder Sekunde motiviert und professionell, auch wenn nicht alles so präzis ist wie auf den Alben. Bassist Dennis ist mit vollem Körpereinsatz dabei und zumidest die eingefleischten Sickfucks, die sich vom Wetter nicht von der Bühne vertreiben lassen, danken es ihm. Stagediving erhält durch die zusätzlichen Naturshoweffekte eine besondere Note – man muss nicht Dystopia haben, um die Ästhetik von im Regen glänzenden, nackten Stagediveroberkörpern zu verstehen…

PSYCROPTIC

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Klasse Technik: PSYCROPTIC 

Dass PSYCROPTIC ein gutes Timing haben, ist kein Geheimnis, allerdings schaffen sie es, kurz vor zehn Uhr sogar einen regenfreien Auftakt zu erwischen. Das während BENEATH THE MASSACRE auf die Bühne gekommene Wasser ist weggewischt, so dass die Tasmanen gleich einen fetten Start hinlegen können. Ihr Set deckt alle vier Alben ab, so dass Fans der alten Zeiten sich an The sword of uncreation (vom The isle of disentchantment-Debüt) erfreuen können, während Anhänger der jüngeren Tage ordentlich (Ob)servant-Material geboten bekommen. Auch wenn man hier und da noch immer den alten Sänger Matthew Chalk vermisst – vor allem wenn man an die Gigs der damaligen Tour mit DISMEMBER zurückdenkt – so wirken PSYCROPTIC tight und aktiv und lassen keine Wünsche offen.

Bassist Cameron lässt seine IMMOLATION-Dimensionenmatte kreisen, Bewegung herrscht auf und vor der Bühne. Im Moshpit wird wiederum liebevolle Gewalt ausgeübt und leichter Regen hält niemanden davon ab, sich im brutalen Ausdruckstanz zu verwirklichen. Dann aber ist das Glück PSYCROPTIC nicht mehr hold – der Regen wird stärker und ein Teil des Publikums rettet sich wieder in die sicheren Zelte. Schirmaufspannen ist nicht bruddu – das erklärt auch deren geringe Dichte an diesem Abend. Immerhin – PSYCROPTIC lassen mit ihrer Mucke an diesem Abend niemandem im Regen stehen. Gelungener Gig!

 

HATE ETERNAL

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Allzu perfekt hassender Frontmann: Erik Rutan (HATE ETERNAL)

Viertel vor elf stehen dann Erik Rutan und seine Kumpanen auf der MOUNTAINS OF DEATH FESTIVAL-Stage und lassen die geballte Brutalität von HATE ETERNAL auf das Publikum niederprasseln, als wären sie mit dem Regen im Prasselwettkampf. Der Ex-MORBID ANGEL-Aushilfsgitarrist gibt wie gewohnt Vollgas und im Triggergewitter shreddern sich die Amerikaner durch Songs wie Bringer of storms (passender gehts nicht), Behold Judas, Victorious reign, Sacrilege of hate oder I, Monarch. Neuzugang JJ Hrubovcak am Bass macht ebenfalls einen guten Job und HATE ETERNAL zeigen auch in Powers that be, Praise the almighty oder Whom gods may destroy keine Schwächen.

Vielleicht ist aber genau das die Schwäche an diesem Gig. HATE ETERNAL wirken beinahe mechanisch, statt Ansagen und Publikumsinteraktion gibt es nur kalten, klaren Hass in beinahe mechanisch wirkendem Gewand. Das hat zwar eine Faszination für sich und die Amerikaner ziehen ihr Ding denn auch zu jeder Sekunde durch. Andererseits realisiert man nach ihrem Gig im Partyzelt, dass ein handgemacht wirkender Song wie Hammersmashed Face von CANNIBAL CORPSE einfach immer mehr einfahren wird, weil er eben auch die Seele musikalisch zum Schwingen bringt.

 

 

 MISERY INDEX

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Eindrückliche Gitarrenarbeit: MISERY INDEX

Wie letztes Jahr betreten MISERY INDEX erst zu später Stunde die Bühne des MOUNTAINS OF DEATH FESTIVAL. Wieder ist es kalt, wieder regnet es, wieder warten viele auf den Freitagshöhepunkt – und das wird wohl einer der Gründe sein, weswegen die todesmetallischen Techniker aus Baltimore wieder die Bergwände in der Dunkelheit beschallen. Die Gesichter in den ersten Reihen strahlen, als MISERY INDEX ihr anspruchsvolles Set beginnen – doch die Freude währt nur kurz. Denn plötzlich ist nur noch was vom rasanten Drumming zu hören – und der Strom für den Rest ist weg. MISERY INDEX nehmen den Ausfall mit professioneller Gelassenheit: Hey guys, HATE ETERNAL were too brutal, they killed the PA! und lassen auch während den zehn Minuten, die zur Problembehebung benötigt werden, keine miese Laune aufkommen.

Applaus begleitet die Amis in die zweite Runde, und dieses Mal hält die Stromversorgung, was sie zu halten hat. Tight und technisch makellos rasen MISERY INDEX durch ihre Songs, obwohl Adam aus elektrischen Gründen ohne Drum-Monitoring auskommen muss. Das scheint ihn jedoch nicht sonderlich zu stören, unbarmherzig prügelt er seine Mitstreiter von Song zu Song. Alt und neu bringen die vorderen Reihen in Bewegung und MISERY INDEX können ihren positiven Eindruck, den sie letztes Jahr gemacht haben, wiederholen und festigen. Das aktuelle Traitors-Album wird unter anderem mit American Idolatry eindrücklich präsentiert und MISERY INDEX beschliessen ihren starken Auftritt erst weit nach Mitternacht. Eindrücklich!

 

CHOKED BY OWN VOMITS

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Hoher Spass(Grind)faktor: CHOKED BY OWN VOMITS

Punkto Bandnamenswahl geht der diesjährige Originalitätspreis wohl an die Tschechen von CHOKED BY OWN VOMITS. Kultige Titel wie Turbo Anal Motocross (vom Shit Autopsy-Album – auf dessen Cover laut Bandaussage die Band abgebildet sei) oder Super Total Anal Vyter erhöhen den Spassfaktor von CHOKED BY OWN VOMITS. Leider müssen die witzigen Tschechen mit weniger Volk auskommen als MISERY INDEX, wohl weil einige sich um ihr Delirium beziehungsweise ihre eigenen Bandnamen-affine Beschwerden kümmern müssen.

CHOKED BY OWN VOMITS lassen sich dadurch nicht beirren und geben Vollgas auf der Bühne. Typischer Tschechen-Grindcore, der wie eine Mischung aus JIG-AI, FIREBREATHER und MALIGNANT TUMOUR daherkommt, scheint nicht wenige Fans zu haben zu dieser späten Stunde und vor allem bei den wenigen langsameren Parts setzt sich wieder ein stetig wachsender Moshpit in Gang. Spielfreudig sind die Jungs in ihren Girlieshirts auf jeden Fall, und dass Basser Pavel in einer kurzen Pause noch I like to move it von REEL 2 REAL anstimmt, erstaunt irgendwie auch niemanden mehr. Gut gegrindet, Grinder!

CAPTAIN CLEANOFF
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Australier ohne Jetlag: CAPTAIN CLEANOFF

Die Australier CAPTAIN CLEANOFF hatten zusammen mit PSYCROPTIC wohl den längsten Reiseweg. Doch wer am OBSCENE EXTREME überzeugt, hat auch gute Karten am MOUNTAINS OF DEATH FESTIVAL. Und so beginnen CAPTAIN CLEANOFF ihren Gig mit harmlosen, schleppenden Riffs. Kaum wägt man sich in Sicherheit, fährt das Trio plötzlich die Grindcore-Kanone auf und ballert umbarherzig drauf los. Die Gitarrenlines haben eine gewisse Klasse und frischen das übrige Geholze stilvoll auf, während Sänger Ben Parson sich die Seele aus dem Leib kreischt, brülllt, grunzt und schreit. Hier und da malträtiert er sein Stimmorgan auch am Bühnenrand, angetrieben vom hektischen Drumming.

Der Schwerpunkt des Sets liegt mit Songs wie Gore grind thrush attack, Wizards sleeve und 3234 auf der aktuellen Symphonies of slackness-Scheibe und CAPTAIN CLEANOFF lassen sich keine Müdigkeit anmerken. Dasselbe gilt für die unermüdlichen Fans, die trotz Kälte und Nässe noch immer den Moshpit aufrecht erhalten und der Truppe mit Stagediving huldigen – vor dem Reiz des letzteren sind nicht mal alteingesessene Festivalorganisatoren gefeit, die sich immer wieder in den Pit stürzen.

Nach drei Uhr findet das Live-Programm dann ein Ende. Im Partyzelt wird jedoch weitergefeiert – es werden auch Songs aufgelegt, die nicht nur Brutal Death-Fanatiker kennen und die laute Freinacht in den Schweizer Bergen gehört für viele Besucher einfach dazu…

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Samstag, 22.8.2009

OMOPHAGIA

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Schöne Gitarrenarbeit und starker Auftritt: OMOPHAGIA 

Kaum erwacht man an diesem Samstag, hört man ein entferntes, tiefes Brummen. Nein, es sind weder Bären noch die wolfsartig heulenden Huskys ausgebrochen. Es ist das Brutal Death Metal-Brummen, das aus dem Partyzelt schallt. Offenbar haben es wieder einige geschafft, die Nacht durchzumachen. Und die Kondition der Leute scheint mit den Jahren besser zu werden – denn bei OMOPHAGIA steht gegen 14 Uhr doch schon eine beachtliche Meute vor der Bühne.

Und diese bekommt einen starken Gig vor den Latz geknallt. Die Zürcher Band, die aus Brasilianern und Schweizern besteht, fährt gut durchdachte Death Metal-Kost auf. Schöne Gitarrensolos mit Melodien, Songs mit Charakter und Abwechslung statt pures Geholze. OMOPHAGIA sind mit Spass an der Sache, Bangen und Posen, ohne dabei das Timing zu vernachlässigen. Den Auftakt macht hierbei der Song Devouring Raw Flesh vom gleichnamigen Demo. Die schweizerdeutschen Ansagen von Fronter Beni kommen genauso gut an wie die darauf folgenden, vorwiegend neuen Songs, die noch keine Namen haben. Rüberbringen können die Jungs Lied 10 genauso wie Lied 12 und Lied 7. Schön, wenn eine Band übt, statt nur die Titel aus dem Wörterbuch zu saugen. Cooler Auftritt, reife Leistung!

 

 

FEMALE NOSE BREAKER

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(Noch) keine omnipotenten Sickfucks: FEMALE NOSE BREAKER 

Schluss mit Melodien ist dann kurz vor drei Uhr, denn FEMALE NOSE BREAKER vertonen Gewaltorgien mit Frauen mit Brutal Death Metal-Klängen. Wirklich speziell sind weder Titel noch Songs und die Band erntet lediglich verhaltenen Applaus. Das ändert sich, als sie für den Track Womanizer Päscu von AMAGORTIS auf die Bühne holen. Dieser womanizt dort nicht, sondern liefert eine satte Grunzleistung ab, was beim Publikum schon besser ankommt. Hier und da wird gebangt, wohlweislich sparen sich viele jedoch ihre Energie, da der Haupteinfluss von FEMALE NOSE BREAKER – ganz klar DEVOURMENT – an diesem Abend gleich in Persona auftreten wird. Klar haben Songs wie Postmortal bondage treatment, Shotgun facefuck, Omnipotent sickfuck oder Guncock Cumshot lustige Titel, aber in Zukunft bleibt zu hoffen, dass FEMALE NOSE BREAKER doch noch ein paar mehr musikalische Akzente setzen, um ihren Brutal Death Metal etwas spannender zu machen.

 

KASTRATED

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Slam von der Insel: KASTRATED 

Ein MOUNTAINS OF DEATH FESTIVAL-Festival ohne englisches Slamming? Nun, nicht wirklich mehr vorstellbar seit den letzten Jahren. So überrascht es auch nicht, dass mit KASTRATED eine Truppe am Start ist, die unter anderem mit CREPITATION an der North-West Slam Fest-Split beteiligt war. Mit anständigem Sound ausgestattet zeigen sich KASTRATED an diesem Nachmittag von ihrer brutalen Seite. Die obligaten langsameren Parts à la SUFFOCATION, die sich für die liebevolle physische Gewalt im Pit eignen, sind natürlich nicht wegzudenken. Sänger Chris wechselt zwischen quiekigen Grunz-Vocals, tiefen Eberklängen und hellem Ferkelkreischen.

Obwohl die Saiten- und Schlagzeugfraktion zwar spielerisch auch einiges in Petto haben, wirken vor allem die Saitenmannen etwas steif, da sie kaum bangen. So oder so – das Publikum ist sichtlich angetan vom Gebotenen und betreibt ausgelassen Nachmittagssport zu Songs wie Epileprosy (von der aktuellen Promo). Am Ende können sich die Briten vor We want more-Rufen kaum retten, aber der Zeitplan muss wenigstens ein bisschen eingehalten werden, damit auch die anderen Bands ebenfalls was von den nun erwachten Energien zu sehen und zu hören kriegen.

 

RESURRECTED

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Brutalogeholze statt Drachentöter: RESURRECTED 

Nach einer mitreissenden Slam-orientierten Truppe aufzutreten, ist nicht einfach – das müssen auch die Duisburger von RESURRECTED erleben, die gegen 17 Uhr ihren Gig beginnen. Nur langsam bilden sich vor der Bühne wieder Publikumstrauben, die Pitaktivisten lecken wohl noch die Wunden von ihren KASTRATED-Aktivitäten. Doch das Brutalo-Geholze von RESURRECTED lockt eben doch Volk.

Gitarrist Thomas (GRIND INC.) fällt nicht nur duch seine rote Dragonslayer-Klampfe auf, sondern auch durch heftiges Kreisbanging, während Carsten mit tiefem Grunzen von Butchered in excrement, Divine masturbation und Deadly lessons singt. Die Setliste beinhaltet vor allem Material aus den jüngeren Zeiten der deutschen Brutal Death Metal-Truppe, die 90er Jahre lassen die Jungs ruhen. Trotzdem – ein mehr als solider Auftritt.

 

TEARS OF DECAY

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Raffiniertes Schlagzeugspiel mit Skalpellschärfe: TEARS OF DECAY 

Mit den Friesen von TEARS OF DECAY bricht dann die wieder die Stunde der aussergewöhnlichen Drumming-Künste an. In diesem Fall werden sie vom Chirurgen-Gewand tragenden Dirk Bakker präsentiert, der nicht nur über eine schöen Stickhaltung verfügt, sondern locker aus dem Handgelenk präzises und raffiniertes Schlagzeugspiel zum besten gibt. Auch die Fussarbeit lässt keine Wünsche offen und sorgt nicht nur bei anwesenden Trommlern für Begeisterung.

Musikalisch geht es bei TEARS OF DECAY erwartet brutal zur Sache. Der Titeltrack der Redemption-EP schafft es genauso auf die Setliste wie das neuere Suicide dimension. Die 2002er Full Length Saprophyt ist mit Tears of decay und Homo homini deus est vertreten. Die Norddeutschen haben auch neues Material im Gepäck – etwa Near death-experience – und dieses ist so aggressiv wie die älteren Stücke. Der Moshpit setzt sich vor allem bei den schleppenderen Parts à la SUFFOCATION in Bewegung, bei den technischeren Passagen bleibt vielen nur bewegungsarmes Staunen übrig. Stumpf ist nicht bei TEARS OF DECAY und der gelungene Auftritt lässt weitere interessante Umsetzungen im Brutal Death Metal-Bereich erwarten.

KRAANIUM

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Verhaut nur sein Schlagzeug im Dienst des Frauenverhauerslams: Freddy Machine (KRAANIUM) 

Um halb sieben ist es dann endlich Zeit für die einzige skandinavische Band des Festivals: KRAANIUM aus Norwegen (allerdings mit schwedischem Drummer) beweisen ab diesem Zeitpunkt, dass in ihrer Heimat mehr zu holen ist als Black Metal. Frauenverhauer-Slam steht auf dem Programm und trifft voll den Geschmack des Publikums. Das MOUNTAINS OF DEATH FESTIVAL wird für das neue Werk The Art Of Female Sodomy das Release-Konzert und KRAANIUM eröffnen ihren Gig denn auch mit dem Albumopener Severed Stump Fistfuck. Ernten tut das Quintett hierfür reichlich Applaus und Gejohle, und die ersten Stagediver nehmen die Bühne in Beschlag. Auch die aktuellen Stücke Perverted Sensation (das als Bonustrack auf dem neuen Album ist), Human Flesh Devourment, Reverse Abortion und Stench Of Putrid Innards kommen gut an.

Aber auch die älteren Songs Zombiefied Infanticide und Midget Fucker vom Ten Acts of Sickening Perversity schaffen es auf die Setliste und verfehlen ihre positive Wirkung beim Publikum nicht. Applaus trifft auf gegrunzte Ansagen und KRAANIUM vermengen kompetent Brutal Death Metal mit satten Slam-Parts. Das Drumming von Freddy Machine (ANGREPP) fällt präzis aus und wird hier und da mit technischen Spielereien – Gravity Blasts auf der Snare lassen grüssen – sanft eine Spur aufgemotzt. Wenn es dann an Pleasure through horrendous torture, Masturbation with fermented entrails, Shemale throat fuck und Double barrel penetration geht, geben die Stagediver nochmals alles und stürzen sich auch mit Glitzerkrönchen beschmückt in den Pit. Nach Sodomize, lacerate and murder ist Schluss und KRAANIUM haben in der Slam-wütigen Gemeinde und im Lager der Auf meinem Shirt ist ein mit Akupunkturnadeln ausgeweidetes Weib aber ich bin ganz lieb-Sickfucks definitiv Fans dazugewonnen.

HUMAN MINCER

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Guttural während und zwischen den Songs: Phlegeton (HUMAN MINCER) 

Weniger Slam-fokussiert sind daraufhin HUMAN MINCER aus Madrid. Die Spanier fallen nicht durch viel Bewegung auf, zu sehr sind Basser Guilemoth und Gitarrist Miguel auf ihre schnellen Riffs konzentriert. Sänger Phlegeton grunzt alle seine Ansagen und schwingt seine Ultralanghaarmatte. Guttural brutal ist das Motto von HUMAN MINCER und damit treffen sie den Geschmack der vorderen Reihen, die sich langsam von den KRAANIUM-Aktivitäten regenerieren und sicherlich nichts gegen die SUFFOCATION, DISGORGE und DEVOURMENT-Einflüsse zu meckern haben. Es wird gemetzelt und Embryonized, so dass das Devoured flesh grunzend im Degradation paradox untergeht. Menschen werden zwar bei HUMAN MINCER real keine abgemetzelt, aber jemand hat wohl eine Sau auseinandergenommen und trägt eine Sauklaue als Halsschmuck. Hauptsache Bruddu.

 

 

 

DEFEATED SANITY

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Ultratiefe Grunzer: Aj Magana (DEFEATED SANITY)

DEFEATED SANITY hatten schon 2007 mit ihrem technischen Können überzeugt. Mittlerweile ist Gitarrist Wolfgang zwar nicht mehr dabei, aber offenbar gibts dennoch übrigen Verwandtschaftsbeziehungen in der Band. Musikalisch haben die Bayern ihren Hang zu technisch anspruchsvollen Passagen beibehalten. Entscheidend ist an diesem Abend jedoch, dass Ex-DISGORGE Sänger Aj Magana am Micro für ultratiefe Grunzer sorgt. Seine Promi-Vergangenheit sorgt für reges Interesse und Nostalgiegefühlen bei älteren Semestern und DEFEATED SANITY liefern einen gekonnten Gig ab.

Neueres Material vom Psalms of the moribund-Album kommt genauso zum Zug wie ältere Songs und die Bayern zeigen stets, dass es ihnen mehr auf technische Raffinesse als stumpfe Slam-Parts ankommt. Hier und da schleicht sich indes trotzdem mal ein langsamerer Part ein – und lockert diesen exklusiven Gig passend auf. Tiptop.

 

 

 

SARCOLYTIC

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Texastier: Jon (SARCOLYTIC) 

DISGORGE-VerBandelungen und kein Ende. Mit SARCOLYTIC werden mächtige texanische Brutal Death Metal-Klänge definitiv Realität. Drummer Ricky (DISGORGE) stürzt sich mit Triggern bewaffnet ins Drumgewittergefecht und die Texaner liefern eine Paradevorstellung in Sachen Aggressivität und Brachialität ab. Dabei wird auch Material ihrer 2006er Split mit DEVOURMENT berücksichtigt und die Band gibt sich als Prototyp texanischen Brutal Death Metals. Sänger Jon erinnert an eine beängstigende Bestie und die Sickfucks im Pit verausgaben sich. Stagediving ist ebenfalls angesagt und man merkt, wie die Vorfreude auf DEVOURMENT steigt. SARCOLYTIC legen alles in allem einen soliden Gig hin, der ganz klar auf die Fans stumpfer Soundschändungen ausgelegt ist. Diese sind dann aber auch sichtlich zufrieden damit.

 

DEVOURMENT
Im Partyzelt stärkt man sich um elf für den Samstagsheadliner. DJ Amadé legt just VENOMs Black Metal auf (ein Energiequell an gut gemachter Musik mit Seele), als um Viertel nach elf DEVOURMENT ihren heiss erwarteten Gig beginnen. In der Schweizer Szene werden die Texaner auch liebevoll DIWUUUURMÄNT oder DIE BAUERNBAND genannt. Bauern hin oder her – das Muotathaler Wetter ist auch den Amis hold, statt auf Regen und Kälte kann man sich also ganz auf die Performance der Kulttruppe konzentrieren.

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Kult oder Schlabbersaitenskandal? – DEVOURMENT polarisieren 

Und wie das bei Kulttruppen so ist, spalten sie die Anwesenden in zwei Lager. Bei DEVOURMENT ist das nicht anders. Man liebt oder man verachtet sie. Die Verächter von DEVOURMENT kriegen an diesem Abend tüchtig Material, um ihre Negativgefühle mit Argumenten zu begründen statt nur mit markigen Sprüchen wie Ich verstehe, warum Leute DEVOURMENT geil finden. Genau wie ich verstehe, warum ein Hund seine eigene Scheisse frisst. Zum einen sind DEVOURMENT extrem wirtschaftlich – zwei verschiedene Riffs für eine Stunde. Kein Song, der ohne diese Riffs auskommt. Und trotzdem erfolgreich – da beisst sich so mancher kreative ich will aber 23 Riffs in einem Song-Kopf die Finger ab vor Frust. Zum anderen lassen sich aber auch ganz objektiv spielerische Schwächen anführen – als das Effektgerät von Bassist Chris aussetzt, steht er mit seinen schlabbernden Tiefsaiten nämlich relativ hilflos da, da nützt auch die Pferdemaske nichts, die er zu Beginn des Auftritts trägt. Einmal müssen DEVOURMENT einen Song auch zwei Mal anfangen, weil das Timing nicht stimmt… eher ungewöhnlich bei Headlinern.

Aber eben. DEVOURMENT sind Kult. Und die Masse des Publikums am MOUNTAINS OF DEATH FESTIVAL ist an diesem Samstagabend ganz klar genau wegen diesen zwei Riffs da. Und die Texaner geben ihnen die Performance, die sie sich wünschen. Publikumsnähe ist Trumpf bei Stumpf und so holen DEVOURMENT grad mal möglichst viele Leute auf die Bühne. Die Securities müssen eine Menschenkette um die Leute bilden, während DEVOURMENT an ihre Amps gepresst ihren Song spielen. So hat die Security buchstäblich alle Hände voll zu tun, auch wenn sich die Stagediver danach friedlich wieder von der Bühne begeben.

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Ausnahmezustand auf der Bühne: DEVOURMENT mobilisieren die Massen 

Die Songs indes unterscheiden sich schmerzhaft praktisch nicht voneinander. Dampfwalzengeballer trifft auf (suboptimal) kopiertes Schlepp-SUFFOCATION Riff. Songs wie Serial cocksucker und Butcher the weak vom Butcher the weak-Album, Festering vomitous mass und Postmortal coprophagia vom Debüt oder Abomination unseen und Fed to the pigs vom aktuellen Unleash the carnivore-Werk führen zu einem Zustand akuter Glückseligkeit bei den Fans der Band. Im Trubel verliert ein Stagediver sein Mobiltelefon auf der Bühne, worauf Sänger Mike (der den verstorbenen Wayne würdig ersetzt) es an den Bühnenrand hinlegt und darauf hinweist. Doch auch für Experimente ist jenseits der Musik Platz: So stiftet der Fronter die Sickfucks dazu an, um das Mischpultzelt einen Circlepit auszuführen, worauf man Mischer Spiga (CREMATION) übers Mikrophon etwas von Rockpolizei in Walliserdeutsch schimpfen hört. Man merkt also, dass sich DEVOURMENT ihres Kultstatus sehr wohl bewusst sind und ihn auch für die Performance nutzen.

Klar wollen die Fans DEVOURMENT ohne ihren Klassiker Babykiller nicht gehen lassen, und so werden die Texaner für eben diesen Song nochmals auf die Bühne geschrien. Der Wunsch der Meute ist ihnen denn auch Befehl und die Stumpf ist Trumpf-Parole könnte sehr wohl das Motto von DEVOURMENT sein. Der bahnbrechende Erfolg der Einfachheit, im wahrsten Sinne des Wortes.

SAKATAT

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Türkischer Grindquickie: SAKATAT

Nach der geballten DEVOURMENT Brutal Death Metal-Ladung geht eigentlich nichts mehr. Taumelnd verlassen viele das Feld vor der Bühne in Richtung Partyzelt, um mittels Schnäppsli und Bier noch die letzten Lichter im Oberstübchen auszublasten. In Zeiten einer Death Metal-Überdosis schreit man da nach etwas Grindcore, und genau dafür kommen die Türken SAKATAT auf die Bühne. Zu dritt, ohne Bass und sichtlich nervös beginnen sie ihren Gig.

Schon in den ersten Sekunden zeigen sich SAKATAT um Längen variantenreicher als die Headliner vorher und präsentieren knackigen Grindcore. Bei einigen älteren Semestern huscht ein verstohlenes Lächeln übers Gesicht, denn die Erinnerungen an die Scum-Zeiten von NAPALM DEATH waren noch nie was Schlechtes. SAKATAT geben sich energiegeladen, nur wenn Sänger Semith etwas ausladend erklärt, welche sozialpolitischen Hintergründe der folgende Song hat, reagiert das Publikum und tut brüllend kund, dass gespielt statt gelabert werden solle. Minutenbruchteilsongs wie Ucuz Can Pazari, BMBH, Kimin Ellerinde, TV Bizi Öldürüyor, Özgür Ol, Yok Ol oder Ulusal Basin rattern in einem Heidentempo runter. Nach gut 20 Minuten ist Schluss. Sänger Semith fragt die Mischerin, wie lange der Gig gewesen sei. Auf ihre Antwort erwidert er erstaunt: 20 minutes? Shit, that`s long. Die Zugabe ist dann auch etwa lediglich so lang wie NAPALM DEATHs You suffer. Aber eben – mit der unverdorbenen, ungezwungenen Attitüde plus Exotenbonus können SAKATAT das ruhig machen. Tiptop.

FIREBREATHER

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Mögliche Konsequenzen eines zu ausgiebigen Aufenthalts im Partyzelt

Die durch den kurzen SAKATAT-Gig gewonnene Zeit brauchen die Schweizer FIREBREATHER, um die Bühne nach ihrem Gusto umzubauen. Im Partyzelt gehts mittlerweile ab, weil DJ Amadé (MORTAL FACTOR) lieber zweimal zu JUDAS PRIESTs Painkiller greift, als gepflegten Krach aufzulegen. Da das Ende des Festivals naht, gibt sich im Partyzelt eine beachtliche Meute in einer Mischung als Nostalgie, Vollsuff und geheimer PRIEST-Wertschätzung dem Headbanging und Mitjohlen hin. Ähnliche Reaktionen ruft auch IRON MAIDENs Fear Of The Dark hervor und so verpasst man fast den Beginn des FIREBREATHER-Gigs.

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Trves triggerfreies Trommeln: Kov

Triggerverweigerer Kov (KNOWHERE) setzt seinen Willen durch und kriegt seinen natürlich Drumsound, Bassist Mike (EYES SEE RED) und Gitarrist Matthias (EYES SEE RED) geben die unerschütterliche Frontlinie und teilen sich die Vocals – wenn nicht gerade Kov noch seine Schreie hinzufügt. Musikalisch gibts straighten Voll-in-die-Fresse Crust und FIREBREATHER haben den authentischsten Sound an diesem Abend erwischt. Das genügt um die noch stehenden oder zumindest wankenden Sickfucks vor die Bühne zu ziehen und sie ein letztes Mal in radikale Bewegungen zu versetzen. NAPALM DEATH lassen auch hier als Einfluss grüssen, aber auch Gedanken an DISCHARGE sind nicht verkehrt. Give it war ist das Motto und dem gehen FIREBREATHER mit Songs wie Axis of stupid, Fact is fiction, Order of the blood dann auch tüchtig nach. Die Mischung aus alten Songs vom 2006er Give it war-Demo (Corporate reality, Neocunt) und neueren Stücken wie Dogs of war kommt an und FIREBREATHER geben sich als passende Rausschmeisserband wie dies vor einigen Jahren MALIGNANT TUMOUR waren.

 

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Nach zwei ist Schluss. Der Regen ist nicht wiedergekommen an diesem Samstagabend. Er ist weitergezogen. Weg vom Muotathal, wo er nur immer hinkommt, wenn das MOUNTAINS OF DEATH FESTIVAL-Festival stattfindet. Aber wie es ein begeisterter Besucher nass und dennoch glücklich gesagt hat: Es isch nöd MOD wänns nöd schifft. Schliesslich macht das Herzblut, das in diesem Festival steckt alles wieder wett. Brotsandwich, Bruddu Death und Berge – wir sehen uns wieder 2010!

Fotos und Titelgraphik: Andreas Szabo
Layout: Arlette Huguenin Dumittan

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