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ALCATRAZZ – Mannheim, 7er Club, 10.10.2019

Autobahnfahren in Deutschland ist ja inzwischen fast wie eine Reise mit der Deutschen Bahn. Man steigt ein, steht an den unmöglichsten Stellen, wird irgendwo in die Botanik umgeleitet und braucht dann für 95 Kilometer 1 Stunde und 40 Minuten. Und abgesehen davon, dass ich jetzt eine Ortschaft mit dem idyllischen Namen Darmstadt Wixhausen kenne verpasst man natürlich mit EVYLTYDE die Vorgruppe des Abends.

So weit so schlecht. Konnte also nur besser werden. Wurde es auch. ALCATRAZZ starteten um 21 Uhr überpünktlich ihr Set im Mannheimer 7er Club. Graham Bonnet musste den Auftritt allerdings im Sitzen auf einem Barhocker bestreiten, da durch Rückenschmerzen gehandicapt. Nachdem er ein bisschen gewitzelt hatte, das heute nur Folk Songs im Programm sind stieg die Band energisch in ihr Programm ein. ALCATRAZZ sind in der Besetzung ja identisch mit der GRAHAM BONNET BAND, mit Ausnahme des ständig wechselnden Gitarristen. Nach Conrado Pesinato, Joey Tafolla und dem im letzten Jahr groß aufspielenden Kurt James hat jetzt also Joe Stump den Platz in der Verlosung gewonnen.

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Und der lies an diesem Abend im Mannheimer 7er Club das komplette Gitarren-Helden Programm raus. Hinter dem Rücken, mit den Zähnen, mit dem Gitarrenkabel, rutschend an der PA, mit dem Rücken zum Publikum im Knien in der Ritchie-Blackmore-Gedächtnis-Pose: alles da. Ein unfassbares Gewitter an ultraschnellem Geniedel und Gekniedel, ein Shred Meister in Full Flight. Und so geil ich das auch finde (ich weiß, es ist ein Krankheitsbild, aber ich kann nichts dagegen tun) und so abgefahren es auch ist Soli von ohnehin schon nicht in Zeitlupe spielenden Gitarristen wie Yngwie Malmsteen und Chris Impellitteri noch (!) schneller zu spielen: ab und zu ist es einfach zu viel. Bei den obligatorischen Songs der MICHAEL SCHENKER GROUP („Desert Song“ und „Assault Attack“) zum Beispiel wäre mehr Gefühl und weniger Speed irgendwie hübscher.

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Aber das ist klagen auf hohem Niveau. ALCATRAZZ hauten ein Best-Of Set raus, das eigentlich keine Wünsche offen lässt. Viel von den ersten beiden ALCATRAZZ Scheiben natürlich, Solo-Songs aus BONNETs Karriere wie „Night Games“, die beiden Graham Trademark Songs „All Night Long“ und „Since You Been Gone“ aus seiner RAINBOW-Zeit, drei Tracks von der 1988er IMPELLITTERI (den Titelsong „Stand In Line“, „Leviathan“ und „Goodnight And Goodbye“) und einigen Überraschungen wie BLACKTHORNEs „We Won’t Be Forgotten“ oder eher seltenen Live-Tracks wie „Kree Nakoorie“.

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Und das alles mit einer kompetenten Band, dem zweiten ALCATRAZZ-Original-Mitglied Jimmy Waldo an den Keyboards, seiner Lebensgefährtin Beth-Ami Heavenstone am Bass und Drum Animal Mark Benquechea. Der Mann ist das Eintrittsgeld alleine Wert und wirbelt mit einem Spaß an der Sache hinter seinem Kit, dass es eine Freude ist. Leider wollten nur um die 100 Zuschauer von der Band auf eine Zeitreise in die Achtziger mitgenommen werden. Schade, auch für die netten Veranstalter in Mannheim, die alles perfekt organisiert hatten. Parkplätze gibt es dort auch mehr als genug, 25 Euro Eintritt sind im Vergleich doch wohl eher ein Witz, was will man noch? Also hoffen wir auf Besserung bei den nächsten Konzerten.

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