Wäre alles nach Plan verlaufen, so hätte die „Tour of the Mornig Star“ einen Fettfaktor der Stärke 5 auf der nach oben offenen Groove-Skala verdient gehabt. 2 TON PREDATOR, CROWBAR und ENTOMBED. Dass letztendlich CATHEDRAL CROWBAR ersetzten tat der Sache jedoch keinen Abbruch. Im Gegenteil:
Lee „Doomgott“ Dorian und seine Schicksalsschergen straften all jene Lügen, die nach der Veröffentlichung ihres aktuellen Albums „Endtyme“ eine Rückwendung zu den Doomcore-Wurzeln der Band vermutete hatten. Stattdessen stoner-rockte die Band mit schwerer Schlaghosenseite über die Bühne und konzentrierte sich auf die groovigen, live-tauglichen Songs späterer Schaffensphasen. Besonders CATHEDRAL-Mastermind Lee wusste dabei als routinierter Entertainer zu gefallen, der gekonnt das Publikum mit einbezog und fesselte. Mit seinem schlaksigen Charme legte er einen ungelenken Kriegstanz nach dem anderen auf die Bühnenbretter und erinnert die verzückte Zuschauerschar mit den Fingern seiner gehobenen Rechten daran, dass CATHEDRAL wirklich nur die 2. Band des Abends waren – eine professionelle und mitreißende Show des für viele heimlichen Headliners!
Als Opener waren 2 TON PREDATOR von der Kette gelassen worden. Mit ihrem heavy Riffing und brutalen Grooves hatten die schwergewichtigen schwedischen Raubtiere eine verblüffende Ähnlichkeit mit ihren Artgenossen PANTERA. Nur die schmächtige Gestalt und zurückhaltende Körpersprache des Sängers wollten so gar nicht zu den hasserfüllten Vocals passen. Insgesamt ein durchschnittlicher, unspektakulärer Auftritt.
Zu den pochenden Schlägen des Intros zu „Chief Rebel Angel“ betrat schließlich der Headliner ENTOMBED die Bühne. Mit den beiden ersten Liedern ihres aktuellen Albums „Morning Star“ gefolgt von „Out of Hand“, „Ensemble of the Restless“ und „Drowned“ legten sie einen Einstand nach Maß hin. Obwohl gesundheitlich angeschlagen – nur 3 Tage später konnte L.G. Petrov wegen entzündeter Stimmbänder nicht mehr auftreten – legten sie eine mitreißende Show hin. Besonders Grimassenkönig L.G. und Basser Jörgen Sandström sprühten nur so vor Spielfreude und versuchten wohl mit guter Laune ihren grippalen Infekt zu bekämpfen. Gitarrist Alex Helid dagegen spulte cool in stoischer Ruhe sein Pensum herunter – so cool, dass er neben dem Takt liegend das geniale „Left Hand Path“-Outro verdudelte. Neben den genannten Stücken hielt auch erstmals „Living Dead“ vielbejubelten Einzug in die Setlist. Highlight des Abends war aber die in blutrotem Scheinwerferlicht dargebotene erste Zugabe „Night of the Vampire“ – ein Lied, das nur für eine Coverversion ENTOMBEDs geschrieben worden zu sein scheint! Was vom Abend übrig blieb, als nach Mitternacht die 5 Begrabenen zurück in ihre Särge krochen, war die erneute Bestätigung ihrer Livequalitäten: ENTOMBED sind eine gute, wenn auch nicht wirklich große Liveband.
Bericht: haudege
Pics: Rachendrachen