BILLY TALENT: Nürnberg, Löwensaal, 26. September 2006

Kanadas heißester Exportartikel live in Nürnberg – da gibt es nun wirklich keine Ausreden mehr.

Es ist ja leider nicht selbstverständlich geschweige denn alltäglich, dass die Bands der Stunde für ein Konzert in good old Nürnberg vorbeigucken. Da nimmt man als angesagter Populärmusikus lieber die direkte Route über Berlin-Hamburg-Köln-München, während die Legion an einschlägigen Altrockern gefühlt alle halbe Jahre die Pegnitz ansteuert. Insoweit verwundert es nicht, dass das Gastspiel von BILLY TALENT im Nürnberger Löwensaal schon seit Wochen restlos ausverkauft war.

BILLY TALENT: Kanadas jüngster Rockexport. Ihr Debütalbum von 2003 wird schon heute als Klassiker gehandelt und war tatsächlich so richtig originell. Die im Juni 2006 erschienene zweite CD der hochgehandelten Alternative-Truppe schließt nahtlos an.

GREEN DAY und REFUSED nehmen PAPA ROACH mit auf ein AT THE DRIVE IN-Konzert – so ungefähr klingt dieser auf Anhieb mitreißende Mix aus UK-Punk, Rotzrock, Nu Metal und EmoCore, der endlich mal frisch, neu und unverbraucht klingt. Flott, frech und rotzig wird hier selbstbewusst (der Bandname gibt die Richtung vor) aufgerockt, mit geschmeidigen Dynamiken und hymnenhaften Arrangements, die sogar ein paar Ecken und Kanten aufweisen. Live noch mehr als auf Tonträger – da ist viel Geschrei und Aggro, gibt es eine bemerkenswerte Hitdichte, und die nötige Portion Melodie wird ein ums andere Mal in die bärenstarken Refrains gepackt.

Live läuft das 75 Minuten in einem Rutsch durch. Powerplay im vollbesetzten Löwensaal, wo der Vierer aus Mississauga in einem fort explodiert und der Schweiß von der Decke tropft. Kein Song über vier Minuten, spätestens bei der fünften Nummer gibt es im Saal kein einziges trockenes T-Shirt mehr. Bei uns geht es nicht darum, wer die stärksten Muskeln hat, sondern das größte Herz, ruft Sänger Benjamin Kowalewicz der tanzenden und tobenden Menge zu, und die Herzen der blutjungen und im besten MTV/H&M-Style aufgebrezelten Kids fliegen ihm nur so zu. Der Jugend gehört die Zukunft, und diese Jungens hier haben ihren Marktwert ohne Frage erkannt. Es bleibt ernsthaft zu befürchten, dass wir von BILLY TALENT noch hören werden.

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