Avantasia: Live in Berlin

AVANTASIA: Konzertbericht – Columbiahalle, Berlin – 20.03.2025

Die Metaloper bestach in der Hauptstadt durch stimmgewaltige Abwechslung, bei der namhafte Sänger ihren zweiten Frühling sichtbar genießen konnten.

Das Gute an AVANTASIA ist die Projekt-Struktur, durch die es auf der Bühne ständig Abwechslung gibt und – wie in Berlin anno 2025 – im Falle eines erkälteten Sängers gleich vier gleichwertige Ersatzleute einspringen können. Das Schlechte an AVANTASIA ist die Projekt-Struktur, durch die die Live-Auftritte durchgetaktet wirken und die vielen Frontleute meist gleich wieder von der Bühne verschwinden, wenn sie sich gerade erst warmgesungen haben.

AVANTASIA erzeugen gemischte Gefühle

Insgesamt waren die Reaktionen beim AVANTASIA-Konzert in Berlin gemischt. Schätzungsweise 1000 Besucher hatten reichlich Platz in der Columbiahalle. Der recht übersichtlich Andrang überraschte mich, da letztes Jahr im vergleichsweise kleinen Mannheim mindestens dreimal so viele Fans in die Metaloper kamen. Möglicherweise hatte der ÖPNV-Streik auch was damit zu tun. Tobias Sammet nahm es locker und begann nach dem Eröffnungsdoppelpack „Creepshow“ und „Reach Out for the Light“ mit seinem berüchtigten Gelaber. Ich gehöre da zur Minderheit, die das immer klasse findet. Der Rest des Publikums brauchte allerdings nicht allzuviel Geduld aufbringen. Erkältungsbedingt musste der Bandkopf seine Stimme etwas schonen, sowohl bei den Ansagen, als auch beim Gesang. AVANTASIA hat hier freilich wie eingangs erwähnt einige Joker im Line-Up. Statt seine Stimme über die ganze Konzertdauer auf Sparflamme zu halten, schmetterte Tobi mit vollem Elan weitere Hits wie „The Witch“ und „Dying for an Angel“. Zwischendurch verschwand er dann zur Erholung von der Bühne und überließ seinen Gästen das Mikrofon und das Rampenlicht.

Stimmgewaltige Krankheitsvertretungen

Eric Martin (MR. BIG) war als erster ohne Sammet auf der Bühne bei der Ballade „What’s Left of Me“. Der Funke wollte noch nicht so recht überspringen. Besser wurde es bei „Promised Land“, als Martin Verstärkung von Ronnie Atkins (PRETTY MAIDS) bekam. Am besten klang schließlich die großartige „Wicked Symphony“, gesungen von Tommy Karevik (KAMELOT) and Kenny Leckremo (H.E.A.T). Die beiden Neuzugänge brachten ordentlich frischen Wind auf die Bühne.

Wenn man melodischen Metal mag, werden AVANTASIA-Konzerte nie langweilig. Nicht nur gibt es auf jeder Tour wechselnde Gastsänger, auch bei der Songauswahl wurde die Hälfte des 2024er-Programms ausgetauscht. Dabei kamen 2025 nun nicht nur (sechs) Songs vom aktuellen Album „Here Be Dragons“ zum Zug, sondern auch (positive) Überraschungen wie „Devil in the Belfry“ und „The Toy Master“. Bei 160 Minuten Programm ist es da verzeihlich, dass vermeintliche Pflichthits wie „Mystery of a Blood Red Rose“ und „The Story Ain’t Over“ dieses Mal fehlten. Letzteres ist ohne Bob Catley wahrscheinlich nur halb so ergreifend, klar. Ähnlich ist es ja beim auf die Stimme von Michael Kiske zugeschnittenen „Reach Out for the Light“. Daran biss sich anno 2025 Adrienne Cowan die Zähne bzw. Stimmbänder aus. Glücklichweise gab es auch genügend Songs, bei dem das Stimmlein-wechsel-dich-Spiel super klappte. Zum Beispiel meisterten Herbie Langhans (FIREWIND, ex-SEVENTH AVENUE) und Kenny Leckremo souverän „Shelter from the Rain“. Frontsau Kenny war dabei unentwegt in Bewegung und wie immer ein Sympathie-Magnet.

Best of AVANTASIA: die Band-Klassiker kamen zum Schluss

Gegen Ende häuften sich dann die Band-Klassiker: „The Scarecrow“, „Farewell“, „Twisted Mind“ und „Lost in Space“ sorgten für begeisterte Reaktionen. Der Publikumschor sang fleißig mit. Fast noch fröhlicher wirkten Ronnie Atkins und Eric Martin, die mit ihren Stammbands bereits vor riesigen Menschenmengen gespielt haben. Bei AVANTASIA brauchen sie nicht „Red, Hot & Heavy“ bzw. „To Be With You“ singen und werden dennoch abgefeiert. Es würde mich zudem nicht wundern, wenn im Tourbus die Sänger eher Kamillentee-Empfehlungen austauschen als Saufpartys feiern.

Umrahmt wurde der Auftritt von einer abwechslungsreichen Lichtshow und opulenten Bühnenaufbauten. Auch Feuereffekte fehlten nicht. Am agilsten war Felix Bohnke hinter dem Schlagzeug, der bis zum letzten Ton kraftvoll und leidenschaftlich spielte. Auf der rechten Seite war es mit einem sitzenden Miro am Keyboard und zurückhaltenden Hintergrundsängerinnen (und -sänger) weniger lebhaft. Insgesamt standen also die Musik und die Sänger im Vordergrund. Und ich freute mich, dass es zwischendurch zumindest ein paar schräge Sprüche von Hellfire-Tobi gab, ehe das gelungene Konzert mit dem Medley von „Sign of the Cross“ und „The Seven Angels“ sein Ende fand.

AVANTASIA Setlist

  1. Creepshow
  2. Reach Out for the Light
  3. The Witch
  4. Devil in the Belfry
  5. Phantasmagoria
  6. What’s Left of Me
  7. Dying for an Angel
  8. Against the Wind
  9. Here Be Dragons
  10. Avalon
  11. Let the Storm Descend Upon You
  12. Promised Land
  13. The Toy Master
  14. Twisted Mind
  15. The Wicked Symphony
  16. Shelter from the Rain
  17. Farewell
  18. The Scarecrow
  19. Death Is Just a Feeling
  20. Lucifer
  21. Lost in Space
  22. Sign of the Cross / The Seven Angels

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