THE BLUE SEASON – Emotionale Musik wie aus dem "Was ist Was?"-Lehrbuch

Anläßlich des Releases von "Secede" traf sich der Rachendrachen mit THE BLUE SEASON-Sängerin Natalie und Sänger/Keyboarder Oli bei einem Glas Wein zum ausführlichen Plausch.

Es gibt sie noch, die Perlen im Untergrund. THE BLUE SEASON wären dafür ein Paradebeispiel mit ihrer ruhigen, tief gehenden und eigenständigen Musik im Schnittfeld aus Gothic, Metal und PINK FLOYD. Anlässlich des Releases ihrer ersten Labelveröffentlichung Secede traf sich der Rachendrachen mit THE BLUE SEASON-Sängerin Natalie und Sänger/Keyboarder Oli bei einem gemütlichen Glas Wein in einer Göppinger Kneipe zum ausführlichen Plausch.



Berichtet mir zuerst einmal, wie ihr eure gelungene CD-Präsentation vor ein paar Tagen so überstanden habt…

Oli: Natalie, wie hast du sie überstanden? Ich kann mich nicht mehr so genau erinnern…

Natalie: Ich hab´ sie eigentlich ganz gut überstanden, trotz Halsschmerzen. Ich hatte echt gedacht, ich könnte nicht singen an dem Tag, aber ich hab´s dann doch gut gepackt.

Oli: Also, da die Party wirklich ziemlich geil war, haben wir nach dem Gig natürlich noch ein bisschen abgefestet, es sind auch noch brutal viele Leute dageblieben. Irgendwann hab´ ich dann mein Keyboard ins Auto getragen und bin bei meinem Zustand auch lieber gleich selber im Auto geblieben…ab da hab´ ich ein paar kleine Lücken…wie lang seid ihr denn noch rumgesessen?

Natalie: Na, so um viere haben sie uns dann rausgeschmissen…

Oli: Die haben noch irgendwelche bizarren Lieder gesungen! Hast du da auch mitgesungen?

Natalie: Ja, natürlich hab´ ich mitgesungen, hehe.


Was für Lieder denn???



Oli: Drunt´ in d´r schöna Au stoht a Birnbaum, schau, schau!

Natalie: Woher weißt du das!


Hm, vielleicht sollten wir uns bei solchen Abgründen ernsthafteren Themen zuwenden, hehe: eure aktuelle CD Secede ist die erste Veröffentlichung von Greyfall Records. Ist das Label quasi für euch gegründet worden?

Oli: Das kam so: Mit Labelchef Tom sind wir schon ewig gut befreundet. Ursprünglich hatten wir die CD in Eigenregie nur aufgenommen, um an Konzerte zu kommen. Das Teil wurde dann aber doch ganz gut, und so kam Tom zu uns her und meinte, wir sollten ihm mal ein paar Promos geben, er würde sie an ein paar Plattenfirmen verschicken. Einige haben sich daraufhin gemeldet, meinten aber, dass unser Kram zwar gut sei, sie wüssten jedoch nicht genau, wohin mit unserem Sound. Für Pop sind wir zu hart, für Metal sind wir zu poppig. Es war also echt schwierig. Wir hatten die CD ja schon im Juni 2000 aufgenommen und warteten dann ewig, ob sich nicht doch noch was tut.

Natalie: Es kamen schon einige Angebote, aber die waren alle irgendwie nicht so.

Oli: Da hatten wir dann einfach die Schnauze voll und wollten die CD selber rausbringen als Eigenproduktion. Tom meinte da aber Halt, Leut´, wartet mal, ich wollte eh schon lange mal ein kleines Label aufziehen als Sublabel. Er jobbt hauptberuflich bei Last Episode. Und bislang läut das so ganz gut. Demnächst wird sich entscheiden, ob wir im Juni oder Mai wieder ins Studio gehen werden für die nächste Platte und die wieder auf gleichem Wege rausbringen.


Werden bei Greyfall auch andere Bands rauskommen?

Oli: Das weiß ich nicht. Aber wenn sich das mit uns ganz gut anlässt…der Tom hat schon ein paar Andeutungen gemacht, dass für den Fall auch noch weitere Bands folgen werden.


Wie seht ihr eure Chancen auf einem neugegründeten Label, wollt ihr mit ihm wachsen?

Natalie: Schön wär´s eigentlich schon. Das kann man jetzt aber noch nicht so sagen, ich denke, wir schauen einfach erst mal, wie sich das so entwickelt.

Oli: Ich muss sagen, selbst wenn sich schon vor der nächsten CD mehr ergeben sollte, will ich auf alle Fälle da bleiben. Uns läuft das wirklich gut rein. Wir können bei Greyfall musikalisch machen, was wir wollen, und das ist uns in erster Linie mal das Wichtigste. Mir gefällt das absolut so, wie es gerade ist, die CD verkauft sich bislang auch ziemlich gut. Bei einem größeren Label könnten wir zwar vielleicht mal einen ganzen Monat oder so ins Studio gehen, aber dann kommt wieder irgendein Labeltyp, der uns reinquatscht. Und darauf haben wir keinen Bock.

Natalie: So ist es eigentlich der beste Weg für uns.


Ist eine Tour im Bereich des Möglichen für euch?

Natalie: Schwierig wäre es halt, das terminlich mit allen sechs Leuten zu vereinbaren, aber ich würde mich über eine Tour freuen. Es wäre eine neue Erfahrung.

Oli: Wir haben jetzt als Marketingfirma Silverdust, die ja auch das Summer Breeze organisieren. Die wollen uns vielleicht im Februar/März bei EVEREVE und BLOODFLOWERZ für ein paar Gigs mit aufspringen lassen. Sicher ist das aber noch nicht. Ohne solche Unterstützung ist es gerade hier in der Gegend ansonsten echt schwer, an vernünftige Gigs zu kommen. Nächstes Jahr wollen wir unbedingt auch einige Open Airs spielen. Für´s Summer Breeze sind wir schon bestätigt, das wird hoffentlich das Highlight. Beim Wiesensteig-Open Air hier in Göppingen scheint unsere Teilnahme auch schon ziemlich sicher zu sein.


Gibt es denn eine Wunschtour für euch?

Oli: (begeistert) Jaaa! Ich will als Vorgruppe von ANATHEMA spielen!

Natalie: Ja, das wäre nicht schlecht. Ansonsten: THE GATHERING!

Oli: Das sind so unsere Favoriten…TIAMAT noch…


Aufgenommen habt ihr Secede nicht wie euer Debüt im Subzero-Studio, sondern bei Roman Schönsee und Kemy Vita. Wie war da so die Atmosphäre?

Natalie: Ich fand es im Gegensatz zum letzten Mal viel lockerer. Es war für mich eben das zweite Mal im Studio. Ich hatte Zeit, Sachen auszuprobieren, was mir beim ersten Mal noch fehlte, weil ich die Erfahrung noch nicht hatte. Roman und Kemy waren ziemlich gut drauf, sie haben uns unheimlich viele Möglichkeiten zum Ausprobieren gelassen. Die Stimmung war einfach gut, fand ich. Es hat unheimlich Spaß gemacht. Kemy hat mir zudem ein bisschen Gesangsunterricht gegeben, was mir persönlich geholfen hat, da ich einfach sicherer geworden bin dadurch. Wir wünschen uns, dass wir das nächste Mal wieder dort aufnehmen können.


Wie groß war Romans Einfluss auf eure Musik?

Oli: Am Arrangement selber hat Roman nichts mehr geändert. Sein Einfluss beschränkte sich auf Samples und so, er hat uns Tipps gegeben, wo wir sie am besten einsetzen, wo wir die Stimmen doppeln könnten. Und der Ausschnitt von Aleister Crowley bei Darkness – die Idee dazu kam auch von ihm.

Natalie: Zur Stimmung des Songs hat das gut gepasst.

Oli: Ich wollte halt irgendwas in dem ruhigen Zwischenteil haben, wusste aber nicht genau, was. Roman hat mir dann mehrere Vorschläge gemacht. An den Drumloops hat er auch noch ein bisschen rumgeschraubt.


Der wohl größte Qualitätssprung gegenüber eurem Eigenproduktions-Debüt ist beim Gesang festzumachen. Habt ihr zwischenzeitlich viel daran gearbeitet?

Natalie: Gesangsunterricht hatten wir beide noch nie, bevor wir zu Kemy und Roman kamen. Kemy hat mir im Studio ein paar Stunden gegeben, gerade wegen der Aussprache und für die Feinheiten. Dadurch bin ich sicherer geworden.

Oli: Bei meinen Aufnahmen hat Roman mich vieles immer wieder noch mal machen lassen.

Natalie: Nach dem Motto: du kannst noch mehr, du kannst das noch besser. Die beiden haben viel aus uns rausgekitzelt.


Nach welchen Kriterien entscheidet ihr, wer von euch beiden bei welcher Stelle singt?

Oli: Das ergibt sich bei der Probe. Wenn ein Lied fertig ist, singe ich es mal, mal singt Natalie es, und dann entscheiden wir nach Gefühl. Gut, oft wollen die Leute Natalie mehr hören als mich, in ein paar Reviews hieß es auch, dass sie auf die männliche Stimme ganz verzichten könnten. Das ist aber nicht unser Standpunkt. Ich will mich da zwar nicht profilieren und nichts verzwingen, aber manchmal klingt es einfach besser, wenn ich einen eher ruhigen Gesangspart übernehme mit meiner tiefen Stimme, während Natalie dann die Power mitbringt für die härteren Stellen. Manchmal setze ich mich auch daheim ans Keyboard und denke mir Jetzt schreib´ ich einen Part speziell für Natalie, und setze die Gesangsmelodie recht tief an, damit sie eine Oktave drüber singen kann. Da kommt dann die typische Natalie-Power rüber.

Natalie: Es ist sonst einfach Gefühlssache. Bei einem neuen Stück zum Beispiel war es so, dass ich es versucht habe, es hat aber einfach nicht hingehauen. Da war klar, dass den Part dann der Oli singt, fertig.


Neben euren Stimmen ist die außergewöhnliche Gitarrenarbeit von eurem Sechssaiter Jogi wohl das auffälligste Markenzeichen von THE BLUE SEASON. Könnt ihr euch immer mit seiner Spielweise anfreunden oder wünscht ihr euch manchmal auch, er würde einfach nur einen satten Powerchord ohne Delay, Hall und Phaser raushauen?

Natalie: Ich find´ es schön, weil es halt zur Musik passt, wie er spielt. Manchmal übertreibt er vielleicht, aber es ist Jogis eigener Stil, den er in die Band einbringt, wie jeder von uns das tut, wodurch im Endeffekt THE BLUE SEASON entsteht.

Oli: Sein Spiel ist schon zu einer Art Trademark von uns geworden. Er bringt einfach so das Feeling rein, das zum BLUE SEASON-Stil gehört. Viele Leute erkennen das inzwischen. Ich würde dem Jogi auch nie reinreden, wie er mit der Gitarre zu spielen hätte. Er ist meiner Meinung nach ein sehr guter Gitarrist…

Natalie: …perfektionistisch veranlagt…

Oli: Er bringt einfach das Feeling, und das ist bei unserer Musik eh das wichtigste.


Ein Freund von mir äußerte mal den Verdacht, dass Jogi sehr auf AMORPHIS stehen müsse, seinem Stil nach zu urteilen…

Natalie: Nein, absolut nicht.

Oli: Wenn jemand in der Band AMORPHIS hört, dann bin ich das, hehe. Jogi mag eher U2 und so.


Euer Line-Up ist erstaunlich stabil, seit der Debüt-CD gab es lediglich auf der Schlagzeugerposition Veränderungen.

Natalie: Auf unserer ersten CD war der Matze von END OF GREEN noch unser Schlagzeuger. Ihm wurde die Doppelbelastung aber irgendwann zu viel. Dann waren wir eine Zeit lang ohne Schlagzeuger, bevor Carlo von DIE FUGE zu uns kam. Irgendwann sind wir aber draufgekommen, dass das nicht so passt. Also mussten wir wieder eine Zeit lang ohne Schlagzeuger auskommen und das Keyboard zu unserem Schlagzeuger machen (lacht). Unser Bassist hat dann auf einem Konzert den Christoph angeschleppt und ihn gefragt, ob er nicht Lust hätte, bei uns Schlagzeug zu spielen. Am Anfang hat der zwar erst mal gemeint: Oh Gott, was für Chaoten! Und mein Stil ist es auch nicht. Ich dachte auch zunächst, dass das überhaupt nicht passt, weil er ein total anderer Typ ist. Mittlerweile ist er aber nicht mehr wegzudenken, er gehört fest zu uns. Christoph ist der Ruhepol der Band und bringt uns wieder auf den Boden, wenn wir Streit haben. Wir anderen sind nämlich ziemliche Hitzköpfe. Er gibt uns auch viel Sicherheit und ist hundertprozentig bei der Sache.

Oli: Was bei Christoph auch noch ganz wichtig ist: Er hat das komplette Artwork für unsere aktuelle CD angefertigt. Das Konzept haben wir zwar gemeinsam überlegt, aber er machte das ganze graphische Zeugs. Er ist extrem wichtig für uns geworden, bringt auch ganz andere Einflüsse mit rein. Es lässt sich einfach entspannter spielen, wenn du weißt, dass hinter dir einer sitzt, der nicht bei jedem Schlag nachdenken muss, was wohl als nächstes kommt.

Natalie: Man kann sich auf ihn verlassen.


Wie gut könnt ihr mit Kritik umgehen?

Natalie: Kritik ist wichtig, denn nur dadurch kann man lernen und sich verbessern. Manchmal bekommt man ein Review, wo was drinsteht, was man nie selbst so gesehen hätte. Total schwer ist es aber, damit umzugehen, wenn man üble Verrisse bekommt.

Oli: Für mich ist selbst der Notendurchschnitt von zehn Schreiberlingen noch nicht wirklich objektiv. Und wenn ich dann meine CD ans Rock Hard oder zu vampster schicke, weiß ich ja nicht, ob sie bei jemandem landet, dem gerade unsere Art von Musik reinläuft.

Natalie: Es ist wie mit der Bildenden Kunst. Der eine findet eine Badewanne voller Zement toll, der nächste wiederum Van Gogh, ein dritter wieder nicht.


Gut, Zeit für die PINK FLOYD-Frage: Auf eurer CD-Präsentation habt ihr ja gewissermaßen zweieinhalb Songs dieser Band gecovert. Wie groß ist allgemein der Einfluss von PINK FLOYD auf THE BLUE SEASON?

Oli: Naja, Wish You Were Here haben wir ja, wie du in deinem Livereview geschrieben hast, nur gespielt, weil der Höni auf dem Klo war. Da mussten wir halt was tun, statt nur so auf der Bühne rumzustehen. Und da wir bei der Probe immer wieder gerne mal ein paar Sachen von PINK FLOYD nachspielen, hat der Jogi das einfach mal angespielt.

Natalie: Ich bin jetzt nicht so der große PINK FLOYD-Hörer, obwohl ich die Musik schon sehr schön finde. Vielleicht habe ich mir einfach noch nicht die Zeit dafür genommen. Ich bin halt nicht so drauf hängen geblieben…der Oli ist dagegen so einer Marke PINK FLOYD – supertoll!. PINK FLOYD – die Götter!, gell? (lacht)

Oli: Ha, ja, PINK FLOYD sind die Götter! Ich hab´ alles von ihnen auf Vinyl und CDs. Ich höre sie schon, seit ich ein kleines Kind war…so mit zehn, elf habe ich das erste Mal Another Brick In The Wall gehört und fand das schon als Knirps ein ziemlich cooles Lied. PINK FLOYD haben mich seither mein ganzes Leben lang begleitet, selbst zu den Zeiten, in denen ich eher auf dem NAPALM DEATH/VENOM/KREATOR-Trip war, wie man halt so mit 16 ist, hehe. Wenn ich heute Lieder schreibe, hört sich das zunächst auch immer erst mal nach PINK FLOYD an, wenn ich für mich komponiere und dazu singe. Ich liebe einfach den Hammondsound der Jungs. Wenn ich was Neues aber in den Proberaum bringe und fünf andere Leute ihren Senf dazugeben, verschwinden die Parallelen bald. Die Fünf hören sich das erst mal so an und meinen dann Hört sich ja ganz nett an…, während ich beim Schreiben daheim nur so dachte Boah, das ist der Hammer!, hehe.

Natalie: Er hat halt was ganz anderes im Kopf, was rauskommen soll.

Oli: Ich denke immer, dass der neue Song der Knaller wird, und dann so eine Reaktion, hehe. Aber wenn ihn erst mal fünf Leute durch die Mühle gedreht haben, hört sich das Endergebnis einfach nach BLUE SEASON an. So ist es auch mit dem Jogi und seinen U2- und Darkwave-Einflüssen. Er kommt auch mit komplett fertigen Liedern an…

Natalie: …und es kommt was ganz anderes raus…

Oli: …und er dann so, wenn er eins vorgespielt hat: Na, geil, was, Jungs? – und ihm gegenüber nur fünf Leute, die meinen…

Natalie: …Naja, kann man was draus machen, schaun mer mal…, und im Endeffekt wird es ganz anders klingen.

Oli: Und am Ende gefällt es uns allen, auch dem Songschreiber, besser als die Version, die der sich anfangs gedacht hatte. Das ist ja das Gute bei BLUE SEASON. Wir sind sechs Leute aus komplett verschiedenen Musikrichtungen. Das hört man uns an, und das macht unseren Stil aus. Ich bin total stolz drauf, wenn die Leute sagen Hey, das hört sich verdammt nach THE BLUE SEASON an! Ein paar tun uns allerdings nach wie vor mit LACUNA COIL und so vergleichen, also diesen typischen Gothic Metal-Bands, was ich persönlich nicht so ganz nachvollziehen kann. Ich denke da eher so an das typische Beauty and the Beast-Ding, sie stöhnt, ich grunz´ mir einen, das verstehe ich unter Gothic Metal. Ich lass mich deshalb lieber in die ANATHEMA/Düsterrockecke reinstecken.

Natalie: Wir beziehen schon auch unsere Einflüsse aus dem Gothicbereich, klar, ich selber hör´ ja zum Beispiel Gothic, alten Gothic vor allem, BAUHAUS, SISTERS, JOY DIVISION…

Oli: Na, ich bin trotzdem irgendwo fast schon froh, dass sie uns wenigstens da reinstecken…

Natalie: …sonst gehst du echt leicht unter.

Oli: Sei´s drum, (ruft direkt ins Mikro) PINK FLOYD rules! (lacht)


Und wie sieht es mit Bands wie THE GATHERING und FLOWING TEARS aus, ist die stilistische Nähe da Absicht oder Zufall?

Natalie: Anneke ist meine absolute Lieblingssängerin, ich liebe sie, sie hat so eine Power und Ausstrahlung in der Stimme.

Oli: THE GATHERING mag ich auch total, aber erst, seit Anneke dabei ist, muss ich sagen. Als die Mandylion erschienen ist, das war für mich was total Neues, diese Brechergitarren und so eine Engelsstimme dazu, ich fand das völlig genial.

Natalie: Ihre Musik ist einfach göttlich, das Gefühl dabei, das ist wie Wegschweben.

Oli: FLOWING TEARS mag ich auch, die Jade find´ ich gut, aber als wir mit THE BLUE SEASON angefangen haben, haben wir FLOWING TEARS überhaupt nicht gekannt. Ein Einfluss sind sie also für uns nicht.

Natalie: Ich kann zu FLOWING TEARS nicht mal groß was sagen, weil ich sie mir noch nie richtig bewusst angehört hab´.

Oli: Wir haben mit BLUE SEASON ja auch die ersten Schritte ohne Natalie gemacht, sie haben wir dann erst durch einen absoluten Zufall kennen gelernt. Sie kam hier in Göppingen in den Treffpunkt (Kneipe, in der Oli arbeitet – Anm. d. Verf.)…

Natalie: Ich hatte Göppingen vorher noch nie gehört, noch nie gesehen.

Oli: Ich bin an ihren Tisch hin, da war ihr damaliger Freund dabei, der meinte: He, du hast doch ´ne Band und suchst ´ne Sängerin, ich hätte da jemanden, meine Freundin…

Natalie: Ich war da gerade auf dem Klo, ich hab´ davon also gar nix mitbekommen! Und der erzählt dem Oli: Meine Freundin trällert immer unter der Dusche und so. Ich komme von der Toilette zurück und Oli meint nur, ob ich nicht bei ihnen singen möchte. Ich war völlig überrumpelt! Ich war zu der Zeit gerade aus meiner alten Band ausgestiegen. Also meinte ich O.k., ich komm´ vorbei und sing´ vor.

Oli: Sie hat dann Blue Season, Several – ein ganz altes Teil – und My Destiny einstudiert und vorgesungen…und Dreamdancer, das ja auch auf der Secede noch mal drauf ist, genau. Das hatte ich zuvor selbst gesungen…mit Drumcomputer. Als sie das gesungen hat, hat es uns völlig weggeblasen. Und darauf haben wir dann aufgebaut. Die Grundidee zu den atmosphärischen Sounds wurde aber eher von TIAMAT hervorgerufen bei mir. Wegen TIAMAT hab´ ich auch mir erstmals ein Keyboard auszuleihen und hab´ da drauf die ersten Riffs geschrieben. Gerade Blue Season ist da dabei rausgekommen, das ja auch extrem TIAMAT-lastig ist…ein bisschen wie A Deeper Kind Of Slumber.


Was hat euch ganz am Anfang dazu gebracht, eure Instrumente zu erlernen bzw. mit dem Singen anzufangen?

Natalie: Das ist so lange her! Ich war noch in der Schule, etwa 13 Jahre alt. Meine Freundin und ich haben da beschlossen: Wir machen jetzt eine Band. Gesagt, getan, ich hab´ mir eine gebrauchte Gitarre gekauft und hab´ mir von Mami und Papi einen Verstärker schenken lassen. Wir haben dann aus der Klasse noch einen Schlagzeuger rekrutiert und einen Nachbarn als Bassisten engagiert. Das ging so ungefähr ein Jahr oder zwei, dann meinten sie, ich könnte nicht singen und haben mich rausgeschmissen (lacht). Ich bin da voll in eine Bandkonferenz reingeplatzt, auf der sie gerade besprochen haben, dass ich ja überhaupt nicht singen könne. Ich bin einfach mit den Worten ihr habt mich gesehen. gegangen und hab´ auch meiner Freundin gleich die Freundschaft gekündigt. Durch Zufall kam ich dann in eine andere Band, in der ich ein Jahr lang gesungen hab´. Das war aber nicht so meine Musikrichtung, weshalb ich aufgehört hab´ und gleich in die nächste Band eingestiegen bin. Das war eine absolute Katastrophe, keiner hat sein Instrument beherrscht, es waren immer die gleichen Harmonien. Absolut grausam! Ohne mich! Na, und dann bin ich wie gesagt das erste Mal nach Göppingen gekommen…

Oli: Singen tu ich schon ewig. In meiner allerersten Band hab´ ich mit 13 oder so gesungen. Da war ich voll im Stimmbruch und das war die volle Röchelband. Ich muss sagen, das bereue ich inzwischen, denn ich glaub´, damals hab´ ich mir meine Stimme ein Stück weit ruiniert. Dann kam ich zu einer ziemlich angesagten Band in Göppingen, BLACK TREASURE hat die geheißen und einige Nachwuchsfestivals zu der Zeit gewonnen. Die waren damals viel zu gut für mich, zwei Klassen höher. Als nächstes kam BEYOND THE DARK. Ich muss gestehen, dass ich mit dem Singen begonnen hab´, weil ich viel zu faul war, ein Instrument zu lernen. Ich hab´ da nie die Geduld dazu gehabt. Zwei, drei Stunden Gitarrenunterricht hab´ ich zwar mal gehabt, aber ich fand das grauenvoll. Ich wollte jedoch unbedingt Musik machen, weil ich schon mein ganzes Leben lang Musik höre. Bei BEYOND THE DARK ist das mit dem Singen dann das erste Mal richtig ernst geworden. Wir haben mit der Band drei Demos aufgenommen und sogar mal mit PSYCHOTIC WALTZ zusammengespielt. Das war das Highlight überhaupt. Ihr Tourmanager kam sogar her zu uns und meinte, wir wären eine echt coole Band. Er wollte mit uns was machen, wollte unbedingt eine CD haben…wir hatten aber nur Tapes – damals war das mit Brennen ja noch nicht. So hat sich das wieder zerschlagen. Was das Keyboard angeht…hm, soll ich das überhaupt sagen? Bis vor drei Jahren konnte ich überhaupt kein Instrument spielen. Ich lieh mir einfach ein Keyboard aus und hab´ ein paar Griffe ausprobiert, mir Akkorde zusammengesucht. Ich würde mich also nicht als Keyboardspieler bezeichnen. Ich kann halt die BLUE SEASON-Songs spielen, schreibe auch neue Lieder auf dem Keyboard, wenn mir aber einer sagt, ich solle diesen oder jenen Song spielen, stehe ich da und weiß gar nicht, was ich da machen soll. Das merken die Leute aber gar nicht, mein Feeling für Musik macht das wett, denke ich.


Erklärt mir mal, was der Bandname für euch bedeutet und wie ihr auf ihn kamt.

Oli: Der Name stammt vom Jogi. Wir haben früher zusammen bei BEYOND THE DARK gespielt, wo sie mich dann rausgeschmissen haben, woraufhin ich mich mit dem geliehenen Keyboard an erste Gehversuche machte. Jogi und Höni kamen daraufhin zu mir und fanden, dass das ganz gut klänge und dass wir doch wieder zusammen was machen sollten. Bevor sie zu mir kamen, hatte ich schon von irgendjemand gehört, dass sie was Neues aufziehen wollten, der Jogi hätte schon einen coolen Namen – THE BLUE SEASON. Ich dachte mir gleich: Geiler Bandname! Der ist bei mir sofort im Kopf hängen geblieben. Als wir dann zusammen die ersten Lieder geschrieben hatten, überlegten wir rum wegen Bandnamen. Ich erinnerte mich und fragte den Jogi, ob wir seine Idee nicht nehmen sollten. BLUE SEASON ist für uns zweideutig. Ich sehe es so: Unsere Musik ist…

Natalie: …traurig…

Oli: Nee, so seh´ ich das gar nicht mal, eher andersherum. Wir machen zwar melancholische, atmosphärische Sachen, aber ich kann unsere Musik zum Beispiel gut hören, wenn ich im Auto sitze, es ist ein geiler Sommertag und ich fahr´ rum, der Himmel ist blau. Das ist für mich THE BLUE SEASON, die blaue Jahreszeit. Die andere Bedeutung ist aber schon die, dass ´blue´ ja auch ein Ausdruck für ´traurig´ ist. Das ist die andere Seite bei uns. Man kann THE BLUE SEASON hören, wenn man gut drauf ist, aber es kann auch für eine traurige Zeit stehen, die man durchlebt. Geht uns selbst so, meistens fühlen wir uns gut, was man uns live sicher auch ansieht, aber die Doppeldeutigkeit ist trotzdem vorhanden.


Kommt die Farbe Blau auch sonst bei euch privat öfter als normal vor, sei es in der Wohnung, beim Autolack oder als Zustand?

(beide lachen)

Oli: Als Zustand des Öfteren…

Natalie: Bei mir alles außer Zustand, meine ganze Wohnung ist blau-schwarz eingerichtet. Blau ist eine meiner Lieblingsfarben.

Oli: Blau ist eine sehr entspannende Farbe.

Natalie: Es ist eine kühle Farbe, aber zugleich auch sehr beruhigend.

Oli: Im Bandkonzept spielt das sicher eine Rolle, wir wären ja auch blöd, wenn wir uns BLUE SEASON nennen und daraus nicht ein gewisses Konzept entwickeln würden. Solche Konzeptsachen haben mich schon bei PINK FLOYD begeistert.


Textlich seid ihr meistens jedoch eher auf der düsteren Seite angesiedelt, oder täuscht da mein Eindruck? Ist die Musik für euch eine Art Seelenmülleimer?

Natalie: Gerade bei Reality ging´s mir ziemlich schlecht, als ich das geschrieben hab´. Ich hatte gerade eine Trennung hinter mir und hab´ durch den Text meine Gefühle verarbeitet. Es geht einem einfach besser, wenn man das macht. Es ist so eine Art Ablassventil.


Spielt bei Zeilen wie I want to get away (aus Blue Season) nicht auch Eskapismus, der Wunsch zu fliehen, eine Rolle?

Oli: Wenn du gerade Blue Season ansprichst, stimme ich dir zu. Ich glaube, jeder hat in seinem Leben mal Zeiten, in denen ihn alles ankotzt, wo er keinen Bock mehr hat auf das Leben, das er im Moment führt. Ich bin sonst überhaupt kein depressiver Mensch, das ist keiner von uns. Wenn du also düstere Stellen in unseren Texten findest, heißt das nicht gleich, dass ich mich immer beschissen fühle. Ich hab´ auch schlechte Zeiten hinter mir, meine Mutter ist zum Beispiel gestorben, als ich 17 war, das sind so Sachen, auf die ich mich zurückbesinne und über die ich dann neue Texte schreibe. Meine jetzige Verfassung spiegelt das aber auf keinen Fall wider. Klar, der Wunsch, einfach mal weg zu sein, den verspürt jeder mal, bei mir ist das jedoch nicht für lange Zeit. Man fühlt sich halt gut, wenn man sich solche Texte auf der Bühne von der Seele brüllen kann.


Blue Season war ja euer allererster Song, den ihr auch nach wie vor live spielt. Wie schafft ihr es, ihn so frisch für euch zu halten, dass er auch nach vielen Jahren noch gut rüberkommt?

Natalie: Bei der Probe spielen wir ihn nicht immer, da spielen wir lieber aktuelles Material. Wenn wir aber mal wieder vor einem Konzert die Setlist durchspielen, finden wir den Track wieder ziemlich schön. Er ist sehr atmosphärisch, langsam und sanft…

Oli: Wenn wir nicht so viel Zeit haben bei einem Auftritt, lassen wir Blue Season weg, wobei man sagen muss, dass bei dem Song live oft auch die besten Reaktionen kommen. Ich find´ ihn auch immer noch gut. Außerdem spielt der Jogi wohl nie ein Lied zweimal gleich. Das macht´s für uns zwar nicht unbedingt leichter, aber das ist zugleich so ein bisschen das Salz in der Suppe. Wobei es mir egal ist, welchen Song wir spielen, wenn sich das Feeling auf´s Publikum überträgt.

Natalie: Sobald das Publikum gut mitgeht, ist alles gewonnen. Dann ist es einfach geil, auf der Bühne zu stehen.

Oli: Wobei ich gerade bei der Releaseparty fand, dass anfangs durch die Probleme mit der Gitarre das Feeling etwas fehlte. Aber nach der Pause war das Feeling plötzlich da.

Natalie: Manchmal dauert´s halt ein, zwei Lieder, bis wir drin sind, und ab da wird´s immer besser.

Oli: Ich hätte bei der Releaseparty noch Stunden weiterspielen können. Da war ich nur noch drauf.

Natalie: Ich sag´ nur Nürtingen. Das war ein absolut geniales Konzert.

Oli: Das war eine Wohnheimparty, wo wir eigentlich völlig fehl am Platze waren. Auf einer Ebene war Danceparty angesagt, da sind die Leute zu Ein Bett im Kornfeld abgegangen…

Natalie: Anfangs hat es echt niemanden interessiert, was wir da machen, es war absolut leer vor der Bühne. Zwei, drei Leute sind halt rumgestanden. So nach und nach sind aber all die Leute gekommen, bis selbst die Empore voll war. Überall waren Kerzen, wir standen vor einem Glasteil, und irgendwann war einfach eine Mordsstimmung. Die Leute haben mitgesungen und getanzt. Als wir am Ende vom Programm waren, wollten alle eine Zugabe. Wir hatten keine mehr, da meinten sie nur: Dann fangt einfach noch mal von vorne an! Das war echt völlig geil. Und als wir dann fertig waren, sind die uns hinterhergejagt wegen Autogrammen. Ich wollte eigentlich gleich nach Hause, weil ich am nächsten Tag arbeiten musste, und ich war völlig müde und wollte nur noch schlafen, aber immer wieder kamen Leute und meinten du musst mir noch ein Autogramm geben! Und das bei einem Konzert, wo wir am Anfang dachten Bloß schnell weg hier…

Oli: …und zum Schluss standen 300 Leute da.

Natalie: Vor allem waren das Leute, die freiwillig gekommen waren, die machten dann auch richtig Party.

Oli: Wir kannten da gerade mal zwei Leute!

Natalie: Und unser Basser war im Urlaub, wir hatten einen Ersatzbasser dabei, der sich innerhalb von zwei Proben das Zeug reingepaukt hat.


Eine Frage, die mich schon länger bewegt: Im Inlay eurer ersten, selbstbetitelten CD war zu jedem Song ein unheimlich stimmungsvolles Foto abgebildet. Wo habt ihr die Fotos geklaut?

Oli: (lacht) Was heißt geklaut…du kennst doch sicher diese Was ist was?-Bücher von früher…Was sind die Saurier? und sowas. Naja, wir hatten ein sehr begrenztes Budget, und da haben wir uns gefragt, wie wir mit wenig Aufwand ein relativ gutes Inlay machen können. Der Höni und ich haben das damals entworfen. Wir haben einfach unsere Was ist was?-Bücher durchgeschaut, und da hat´s sehr geile Bilder drin. Die Sonne vom Cover haben wir da auch her.

Natalie: Ich fand, ihr habt das richtig schön gemacht. Die Vögel zum Beispiel, dieses Gedankenverlorene, das passt total gut zum Thema der Songs.

Oli: Wir haben auch verdammt viele der Dinger durchgeblättert! Zu Your Ocean hat das mit den zweien, die am Strand langrennen, sehr gut gepasst.


Was auffällt, ist, dass es in Göppingen eine gesunde Szene mit vielen coolen Bands gibt. Habt ihr hier was besonderes im Trinkwasser oder wie kommt das?

Oli: Die Göppinger Szene gibt´s schon ewig, schon als ich ein kleiner Steppke war…da war noch der Poserrock in. Dann kamen BLACK TREASURE, bevor MIRROR OF DECEPTION und BEYOND THE DARK angefangen haben. END OF GREEN sagen noch heute, sie hätten sich aufgrund von MIRROR OF DECEPTION gegründet. Bei letzteren ist ja der Michi, also der Alt-Siffi (er meint den älteren der Siffermann-Brüder – Anm. d. Verf.) dabei, und kurz darauf hat dann der Huber mit dem jungen Siffermann END OF GREEN gegründet. Die hießen damals allerdings noch DEATHAWAY. Und das hat sich so weiterentwickelt. Die Konzerte waren noch etwas dilettantisch damals, aber die Party war spitze. BEHIND THE SCENERY kamen als nächste. Ihr Sänger Holger hat mich damals um meine Gesangsanlage angehauen. GATHERING OF OBSCURITY gibt es dann noch seit einiger Zeit. Ich liebe die Szene in Göppingen, es existiert hier kein Bruderneid oder so. Oli von SACRED STEEL, der damals schon bei BEYOND THE DARK mitgemacht hat, kommt immer wieder hierher, wenn Konzerte sind, und ist nach wie vor begeistert von der gesunden Szene hier. Das Treff hat da sicher auch einen großen Anteil dran, wo man sich trifft und mal einen zusammen trinkt. So Konkurrenzdenken, wie es in anderen Städten vorkommt, gibt´s hier nicht.

Natalie: Wir freuen uns immer, wenn wir zusammen mit anderen Bands von hier spielen können. Wenn END OF GREEN, MIRROR OF DECEPTION und wir zusammen spielen, dann ist das einfach geil.

Oli: EVEREVE sind früher auch brutal gerne hierher gekommen. Die Göppinger sind irgendwie anders als beispielsweise die in Ludwigsburg, da bekriegen sie sich gegenseitig anscheinend. Ich kann so was nicht verstehen. Wenn eine Band aus der Umgebung einen Deal hat, dann ist das doch super für die Szene! Das lenkt ja auch die Aufmerksamkeit anderer Labels auf die Szene der Stadt.


O.k., dann lasst uns mal zur letzten Frage kommen…

Oli: Was, das ist schon die letzte Frage?


Eh, ja, schon ist gut, hehe. Aber ich habe noch eine Überraschung in petto…erzählt mir aber erst was über eure Pläne für die Zukunft.

Oli: Erstmal hoffe ich, dass Natalie hier ihren Job kriegt.

Natalie: Ja, ich hänge gerade völlig in der Schwebe. Ich bin im Juni mit meiner Friseurausbildung fertig und hab´ seit vier, fünf Jahren vor, Maskenbildnerin zu werden. Wenn ich Pech habe, muss ich ziemlich weit weg dafür. Das wäre wirklich Pech. Aber man braucht halt was für die Zukunft, denn mit der Musik genug Geld auf Dauer zu verdienen, ist doch recht unrealistisch. Ich habe mich erst mal hier in Esslingen beworben, warte aber noch auf Nachricht. Wenn das nicht klappt, müsste ich weiter weg…

Oli: Na, i verzähl´ dir´s! (Hier versagt das Hochdeutsche 🙂 – Anm. d. Übers.)

Natalie: Aber selbst wenn ich in Hamburg oder so lande, heißt das nicht, dass ich aussteigen werde, da mir die Band sehr viel wert ist, ich bin ja wegen ihr auch nach Göppingen gezogen ursprünglich. Für die Band wünsche ich mir, dass wir in dieser Konstellation zusammenbleiben, weil´s passt. Klar, es gibt mal Unstimmigkeiten, aber das gehört ja einfach auch dazu. Außerdem wünsche ich mir, dass wir viele Konzerte spielen und dass uns unsere Musik immer Spaß macht.

Oli: Wenn das nicht mehr der Fall wäre, würde ich eh aufhören…

Natalie: Ein bisschen mehr Erfolg wäre auch nicht schlecht.

Oli: Das wünscht sich wohl jede Band (lacht). Ich will auch auf alle Fälle auf dem Livesektor jetzt mehr machen. Ich hoffe, dass wir auf dem Summer Breeze nächstes Jahr einen guten Platz auf dem Billing bekommen. Im Mai/Juni nächsten Jahres wollen wir außerdem wieder ins Studio, fünf oder sechs der neuen Songs waren ja auch schon bei unserer CD-Präsentation zu hören. Bei dem jetzigen Material bemängeln manche noch, dass ihnen ein bisschen der Kick in unserer Musik fehlt. Bei unseren neuen Sachen dürfte das Problem behoben sein.


O.k., dann ist es jetzt gemäß unserem Innenminister an der Zeit, dass wir mit dem großen Lauschangriff beginnen…Knecht Rachendrachen hat euch etwas mitgebracht, und zwar ein paar Songs, die ihr erraten und zu denen ihr mir eure Kommentare abgeben sollt…

END OF GREEN: My Friend

Oli: END OF GREEN!

Natalie: Geil, geil, geil!!! Ich lieb´ sie!

Oli: (singt mit) Auf jedenfall DIE Band aus Göppingen, bei der ich sagen würde, dass sie es international schaffen könnte. Die machen einfach…

Natalie: …geile Musik. Gute Musiker, super Typen.

Oli: Die Livepower ist einfach genial. Wenn´s irgendwie hinhaut, sind wir bei ihren Konzerten immer da.


EDGE OF SANITY: Blood Of My Enemies


(beide lauschen angestrengt)

Oli: (als der Gesang einsetzt) Oh, was Deathmetallisches.


Ist eine Coverversion…(weiter Rätseln) Es ist EDGE OF SANITY mit einer MANOWAR-Coverversion.

Oli: MANOWAR??? Ja, das ist der 3/4-Takt von MANOWAR, stimmt.

Natalie: Der Sänger beherrscht seine Stimme ganz o.k., ich glaub´, der kann richtig gut singen, von dem, was ich jetzt so hör´.


ANATHEMA: Panic


Oli: (sofort) Die neue ANATHEMA, Panic. Der Hammer. Das Lied erinnert mich völlig an Judgement von der letzten Platte. Das wird dann auch so schnell. Ja, das rockt!


JACK FROST: Lady In Black


Oli: Ist das JACK FROST? Ja, von URIAH HEEP, Lady In Black! Geil.

Natalie: JACK FROST sind geil.

Oli: Vor allem die Version ist geil. JACK FROST ist auch eine Band, die immer wieder in Göppingen ist.

Natalie: Sind gut mit END OF GREEN befreundet.

Oli: Live sind sie der Hammer. Ich finde, man hört ihnen an, dass sie Österreicher sind. Ich glaub´, nur Österreicher können so langsame, geile Musik machen (lacht).


ELÄKELÄISET: Katkaistu humppa


Oli (während Natalie lacht): Das klingt wie…ELÄKELÄISET. Das ist doch When The Saints Go Marching In! (lacht) Ich find´ die absolut göttlich! Ich kenn´ die vom Fopp von MIRROR OF DECEPTION, der fährt völlig drauf ab und will mich immer auf ein Livekonzert von denen mitschleppen.


Eigentlich spielen die da aber einen Metal-Song nach…unser Boxi wird euch kreuzigen, wenn ihr es nicht erkennt!

Oli: Chains And Leather! Äh, nee…Quatsch, völliger Blödsinn. Bei dem Humppakram hört sich alles irgendwie gleich an, hehe! Verrat´s schon…


Number Of The Beast…



Oli: (lacht) Stimmt! Dum-dum-dum-duum…(hört konzentriert hin)…Six – six six…aber wie das klingt, ey (lacht)


GUNTHER SCHMÄCHE: Seitensprunglied


Oli: Brasilien, oder was?

Natalie (lacht): Party!

Oli: Zuerst wollte ich ja MAMBO KURT sagen, aber…


He, wir sind hier bei vampster, nicht bei einem Dortmunder Printmagazin…

Oli: Das ist nicht dem seine Stimme. Geiler Text, hehe, aber ich hab´ keinen Plan, wer das sein könnte!


GUNTHER SCHMÄCHE, das ist ein Leipziger Komiker, wegen dem Boxi auf der Fahrt zum With Full Force beinahe das Wohnmobil in den Straßengraben manövriert hat…

Oli: Also, hier in der Ecke gibt´s ´ne Disko, die heißt Apfelbaum, da könnten sie so was spielen, hehe…

Natalie: Oh, Gott, das ist eine ganz furchtbare Absturzkneipe…da könntest du mich mit jagen.


LINKIN PARK: In The End


Oli: Kenn´ ich, kenn´ ich…LINKIN PARK. Wenn da nicht diese komischen Rapelemente wären, würde ich die Musik von denen ziemlich geil finden. Der Typ hat eine geile, emotionale Stimme…also der, der normal singt.

Natalie: Die werden halt mir gerade zu sehr gepusht. Die Musik ist nicht schlecht, aber wie Oli schon gesagt hat…Na gut, lieber sollen sie solche Bands pushen als NO ANGELS und so. Ist jedenfalls Musik, die ich mir besser anhören kann als so gecasteten Kram.

Oli: Naja, bei LINKIN PARK ist das auch nicht so ganz raus…Also, wenn´s im Radio läuft, ist es ganz o.k., aber selber kaufen, nee. Ist jedenfalls besser als LINKIN PARK!


…äh…

Oli: LIMP BISKIT meine ich doch! Die haben mir zu viele Rapelemente drin.


RADIOHEAD: Subterranean Homesick Alien


Oli: Ist das ´ne Undergroundband?


Nun ja, der Spiegel bezeichnet die als Underground…

Oli: Der Spiegel??? (ratloses Lauschen) Wie heißt die Sängerin…? TORI AMOS, wollte ich sagen, aber die ist es nicht.


Es ist ein Sänger…

Natalie: Der erinnert mich irgendwie an die BEATLES, ich weiß nicht, warum. Vom Gesang und von der Betonung her…

Oli: Halt so die RADIOHEAD-Schiene…


Äh, das ist RADIOHEAD…

Oli: (lacht) Aber das hört sich an wie ein kleines Kind, so wie der da singt. Ziemlich seltsam. Viele Leute sagen ja, die neue ANATHEMA sei so RADIOHEAD-mäßig.

Natalie: Das ist RADIOHEAD, echt?


EMPEROR: Grey


Natalie: Au! (reißt sich den Ohrstecker raus) Das ist NICHT meine Art von Musik! Aua, mein Ohr…

Oli: Hört sich nach BEHIND THE SCENERY an, hehe.

Natalie: Was ist es?


EMPEROR…

Natalie: O.k., Thema erledigt.

Oli: Sowas hab´ ich vor zwölf Jahren oder so gehört. Härter, schneller, weiter!

Natalie: Grausig!

Oli: Jetzt nicht mehr, für mich muss Musik entspannter sein…


NICK CAVE AND THE BAD SEEDS: As I Sat Sadly By Her Side


Oli: Kenn´ ich…Kenn ich doch nicht? Klingt aber wie Musik, die ich gerne höre.

Natalie: Ja, angenehm.

Oli: Also, vom kitschigen Klavier her würde ich LACRIMOSA tippen.

Natalie: Nein, das glaub´ ich nicht.

Oli: Ah, das ist ´ne Coverversion, oder!?


Nö.

Oli: Das IST eine Coverversion! Ich kenn´ das Lied! Gleich hab´ ich´s! Das ist…NICK CAVE AND THE BAD SEEDS!

Natalie: Ja!

Oli: Von denen hab´ ich einige Platten. Extrem cool.

Natalie: NICK CAVE ist geil.

Oli: Da klau´ ich auch ab und zu ein paar Ideen beim Songwriting, wenn ich mal nicht weiterkomme, muss ich gestehen, hehe. Ich hab´ bloß ´ne Liveversion von dem Lied, deshalb hab´ ich´s nicht erkannt.

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