THE BLUE SEASON: Cold

Mit zunehmender Laufzeit komme ich nicht daran vorbei, "Cold" als ebenbürtig mit dem erwähnten "Mandylion"-Geniestreich von THE GATHERING zu bezeichnen, wenn nicht gar als überlegen weil vielschichtiger.

Da sind sie wieder, die Göppinger Freunde melancholisch-rockiger Töne! Und scheinbar kann aus der Heimat von END OF GREEN und MIRROR OF DECEPTION nix schlechtes kommen, denn wie schon der Vorgänger Secede geizt auch Cold nicht mit enorm emotionalen Songs, die jedoch nie den nötigen Kick vermissen lassen. THE BLUE SEASON machen auf ihrem neuen Album alles richtig: Was schon immer wunderbar funktionierte – wie z.B. die gleichmäßige Aufteilung der Vocals auf Natalies kräftige und Olis charismatische Stimme – wurde unangetastet übernommen, und was bislang noch für gelegentliche Dämpfer des Klanggenusses sorgte – so etwa die Liebesaffäre von Gitarrist Jogi mit seinem Delayeffekt – wurde nicht nur ausgemerzt, sondern gleich durch eine enorme Leistungssteigerung in eine neue, schillernde Facette im Soundgewand der Schwaben ersetzt. So brät die Gitarre nun in Songs wie Forever Torn und Release auch mal fette Riffs runter, um dann wieder in die bekannten, nun klar vernehmbaren Leadmelodiekaskaden überzugehen, sobald dafür Raum im Song ist. Somit strotzen die Songs – nicht zuletzt dank des drückenden Gitarrensounds und der warmen Orgelsounds – geradezu vor Power und Dynamik. Dankenswerterweise ergehen sich THE BLUE SEASON zudem nicht in klischeetriefenden Gothicstandards – höchstens THE GATHERINGs Mandylion könnte noch als Vergleich herhalten -, sondern kleiden Melancholie, Trauer und Nachdenklichkeit in vielschichtige Musik. Noch nach dem x-ten Hördurchlauf blitzen neue Details auf und steigern das Suchtpotential nochmal um einiges. Und so kann das einigen vielleicht vom Summer Breeze bekannten Hours and Hours zu einem regelrechten Hitsong werden, der dennoch auch anspruchsvolle Gemüter zu fesseln weiß. Jeder Schuss ein Treffer, anders kann man Cold kaum umschreiben. Mit Forsaken und dem fast zehnminütigen When I Fall Asleep beweist die Band, dass auch ruhigere, ausladendere Songs mit PINK FLOYD-Anleihen kein Problem für sie darstellen, während My Own Spring fast schon fröhlich und dennoch nicht flach rüberkommt. Auch wenn mir da sicher einige widersprechen werden: Mit zunehmender Laufzeit komme ich nicht daran vorbei, Cold als ebenbürtig mit dem erwähnten Mandylion-Geniestreich von THE GATHERING zu bezeichnen, wenn nicht gar als überlegen weil vielschichtiger.

P.S.: Allen empfindsamen, romantischen Gemütern sei berichtet, dass Jogi und sein Delayeffekt am Ende der Platte wieder glücklich zusammenfinden, hehe…

Veröffentlichungstermin: 22.04.2003

Spielzeit: 52:27 Min.

Line-Up:
Natalie Pereira Dos Santos – Gesang

Oliver Zillich – Gesang, Keyboards

Jochen Laser – Gitarre, Klavier

Bernd König – Bass

Oliver Waibel – Congas, Percussion

Christoph Semmelrodt – Schlagzeug

Produziert von THE BLUE SEASON & Roman Schönsee
Label: Greyfall

Homepage: http://www.theblueseason.com

Email: the_blue_season@hotmail.com

Tracklist:
Forever Torn

Release

Forsaken

Hours and Hours

Autumn

When I Fall Asleep

My Own Spring

Surrounding

Cold

Body in the Pool

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