GREEN CARNATION: Älter, reifer, aber immer noch hungrig

Nachdem die norwegische Ausnahmeband GREEN CARANATION letztes Jahr bereits "The Quiet Offspring" veröffentlicht haben, folgte der Nachfolger ""coustic Verses" überraschend schnell, zumal die Truppe zudem so viel live unterwegs war, wie nie zuvor. Da die Planungen zu diesem Werk zunächst nicht unbedingt in Richtung eines vollständigen Albums gingen und eher anlassbezogen waren, könnte man meinen, dass es sich nicht unbedingt um ein vollwertiges Album der Band handelt. Könnte man, sollte man aber nicht. Denn letztendlich kommt es darauf an, wie es die Band selbst sieht und den Stellenwert von "Acoustic Verses" erklärt uns ein äußerst sympathischer und auskunftsfreudiger Kjetil Nordhus im Interview.

Nachdem die norwegische Ausnahmeband GREEN CARANATION letztes Jahr bereits The Quiet Offspring veröffentlicht haben, folgte der Nachfolger Acoustic Verses überraschend schnell, zumal die Truppe zudem so viel live unterwegs war, wie nie zuvor. Da die Planungen zu diesem Werk zunächst nicht unbedingt in Richtung eines vollständigen Albums gingen und eher anlassbezogen waren, könnte man meinen, dass es sich nicht unbedingt um ein vollwertiges Album der Band handelt. Könnte man, sollte man aber nicht. Denn letztendlich kommt es darauf an, wie es die Band selbst sieht und den Stellenwert von Acoustic Verses erklärt uns ein äußerst sympathischer und auskunftsfreudiger Kjetil Nordhus im Interview.

Leider habe ich es im Vorfeld wieder einmal verpasst, nach der zur Verfügung stehenden Interviewzeit zu fragen, weshalb Kjetil unser Gespräch leider recht schnell beenden musste, nachdem wir unsere halbe Stunde bereits um zehn Minuten überzogen hatten. Somit endet dieses Interview etwas abrupt, eventuell können wir die offen gebliebenen Fragen aber noch zu einem späteren Zeitpunkt beantworten lassen.

Für mich kam der Release von Acoustic Verses etwas unerwartet, ich glaube ich habe das erste Mal im Oktober etwas davon gehört.

Wir haben letztes Jahr ja bereits The Quiet Offspring veröffentlicht und der Grund dass wir Acoustic Verses so schnell veröffentlicht haben war, weil 2005 das 15-jährige Bandjubiläum markiert. Wir sind nicht seit 15 Jahren zusammen, aber die Band wurde 1990 gegründet. Wir wollten etwas Spezielles für unsere Fans machen und haben die Songs letztes Jahr aufgenommen. Es lief dann aber alles etwas aus den Rudern, einige Labels hörten die Sachen und plötzlich wurde es ein vollständiges Album. Ursprünglich war nur eine limitierte Edition geplant. Aber es war gut, etwas Neues auszuprobieren und jetzt ist das Album weltweit veröffentlicht.

Also auch für dich ein überraschender Release?

Die Veröffentlichung war überraschend, der Entstehungsprozess aber nicht. Wir haben eigentlich seit den Aufnahmen zum letzten Album daran gearbeitet. Ich freu mich aber, dass es jetzt nicht nur eine limitierte Edition geworden ist.

Eigentlich dachte ich, ihr wolltet zum 15-jährigen Bandjubiläum eine Doppel-CD mit Livematerial und alten Aufnahmen veröffentlichen.

Ja, wir hatten viele Ideen. Eine andere war es, sechs EPs aufzulegen, von jedem Bandmitglied eine. Ich fand das eine gute Idee, aber letztendlich ist es das Akustik-Album geworden.

Und die anderen Ideen sind damit komplett verworfen?

Die Ideen sind immer noch da und einige sind sehr gut – speziell die Sache mit den älteren Stücken und Bonussongs. Wir werden sie natürlich irgendwann veröffentlichen, vielleicht auch auf einer zukünftigen DVD. Das Gute ist, dass wir jetzt auf unserem eigenen Label sind. Die Rechte der alten Sachen liegen noch bei Prophecy und Season of Mist, wir müssen in diesen Geschichten also mit ihnen kooperieren. Man wird sehen, wir haben noch nicht näher darüber diskutiert. Es gibt wirklich einige Ideen, aber wir wollen nicht zu viele Alben in derart kurzen Zeitspannen veröffentlichen. Wir müssen die Fans ja auch hungrig halten. Ich denke bis zu unserem nächsten Full-Length-Album wird einige Zeit verstreichen.

Wie der Titel des neuen Albums impliziert, handelt es sich um ein Akustik-Album. Ich denke die meisten GREEN CARNATION-Songs funktionieren auch in akustischen Versionen. Die Frage ist also: sollte Acoustic Verses von Anfang an ein Akustik-Album werden oder ist die Idee mehr während dem Schreiben der Songs entstanden?

Als wir mit dem Komponieren begannen, wussten wir schon, dass es ein Akustik-Album werden sollte, dementsprechend haben wir beim Schreiben der Stücke auch darauf geachtet. Aber ich denke auch, dass man die meisten unserer Songs genauso allein auf einer Gitarre oder mit Piano-Begleitung spielen kann. Wir haben auch schon einige ältere Stücke in Akustik-Versionen gespielt. Vor Weihnachten spielten wir in Finnland einen Akustik-Gig und wir haben auch für unsere DVD einige alte Sachen in Akusitk-Versionen gespielt. Ja, ich stimme zu. Viele unserer alten Stücke passen gut, da auch viele auf einer akustischen Gitarre komponiert wurden. Aber ich denke das beweist auch in gewisser Weise, wie gut ein Song ist – wenn man in komplett auf ein Instrument runterbrechen kann und er nach wie vor funktioniert.

Bedeutet das auch, dass wenn ihr eure normalen Metal-Shows spielt, vielleicht auch der ein oder andere Akustik-Song in einer Metal-Version gespielt wird?

Oh, darüber habe ich noch nie nachgedacht, aber ich finde das eine super Idee. Den Song, den ich für das Album geschrieben habe, ist Maybe. Ich hatte ursprünglich tatsächlich auch elektrische Gitarren im Hinterkopf, aber er hat eben auch sehr gut in seiner akustischen Form funktioniert. Speziell Maybe könnte in einer Version mit Rockinstrumenten sehr gut funktionieren.

Green
MASSIVE ATTACK-Fan der ersten Stunde – Kjetil Nordhus

Ich fände das ausgesprochen interessant, denn ich bedaure es manchmal, dass im Metal ein Song zu einer bestimmten Phase einer Karriere geschrieben wird und von da an für immer unberührt bleibt. Live wird er für immer genau so gespielt, wie er irgendwann auf Platte aufgenommen wurde. Ich denke GREEN CARNATION hätten das Potenzial, ihre Songs lebendig zu halten und den Phasen, in denen sie sich befinden, anzupassen.

Ja, wir handhaben das auch schon so mit ein paar von unseren Stücken. Von Lullaby in Winter zum Beispiel gibt es eine Live-Version und der größte Teil des Songs ist so wie auf dem Album, es gibt da aber auch diesen Jam-Part, der sehr energetisch ist. Ich finde das sehr cool. Ich weiß genau, was du meinst. Es ist wichtig einen Song frisch zu halten und dem Publikum etwas Neues zu liefern. Aber man kann das nicht mit allen Liedern machen, denn viele Fans lieben sie eben auch genau so, wie sie sind. Das darf man auch nicht vergessen.

Ende der 80er und Anfang der 90er waren Akustik-Alben und Shows sehr populär. Es war eigentlich klar, dass das, was ursprünglich eine sehr interessante Geschichte war, recht schnell ein Trend wurde oder eine gute Gelegenheit für Metalfans ihre Freundinnen mit zu einem Konzert ihrer Lieblingsband zu nehmen. Es ist klar, dass Akustik-Alben früher oder später mit sehr gemischten Gefühlen betrachtet wurden. Gibt es da die Angst, dass manche Fans Acoustic Verses nur als einen Semi-Release und weniger als vollwertiges Album sehen könnten?

Nun, man muss auf alles gefasst sein. Einige Leute lieben GREEN CARNATION und mögen alles, was wir machen, andere werden das, was wir machen, immer schlecht finden. Das kann verschiedene Gründe haben. Ich mach mir keine Gedanken darüber. Ich weiß, dass dieses Album Qualität hat und wer mit offenen Ohren zuhört, wird viel von den üblichen GREEN CARNATION-Stimmungen darin finden. Leute, die die Band mögen, kümmern sich nicht darum, ob wir Fuss-Gitarren verwenden oder nicht. Sie mögen das Gesamtpaket mit den Texten, den Melodien, der Melancholie. Ich verstehe, dass nicht jeder dieses Album mögen wird, aber darum können wir uns nicht zu sehr sorgen. Wir können nicht jeden zufrieden stellen.

Gab es schon derartige Reaktionen?

Eigentlich ist es sehr seltsam. Ich hätte erwartet, dass die Reaktionen sehr unterschiedlich ausfallen, einfach weil es etwas ganz anderes ist, als wie wir es bisher gemacht haben. Für viele war es sicherlich auch schwer, den letzten beiden Alben nach Light of Day, Day of Darkness zu folgen. Aber bisher habe ich nur überschwängliche Reviews gelesen und das überrascht mich. Die meisten der Rezensionen kamen bisher aus den USA und wir bekamen von dort nur gesagt, dass dies unser bislang bestes Album wäre. Natürlich ist das großartig für uns, aber ich hätte etwas anderes erwartet. Sicher werden auch noch schlechte Reviews kommen, aber letztendlich machen wir auch unsere Musik nicht für diese Leute.

Als die MTV-Unplugged-Shows populär waren, war die Haupt-Regel, dass wirklich jedes Instrument rein akustisch sein muss. Es ist offensichtlich, dass ihr diese Regel mehrfach gebrochen habt. Welche Reglementierungen habt ihr euch selbst auferlegt, den Akustik-Aspekt betreffend?

Wir haben das kurz im Vorfeld besprochen und sahen keinen Grund, warum wir uns in irgendeiner Weise einschränken sollten. Es gab keine Regel dieses Instrument ist nicht zu hundert Prozent akustisch, also können wir es nicht benutzen. Wir wollten ein Album, dessen Fundament auf den akustischen Instrumenten liegt. Wenn ein Song aber etwas Besonderes braucht, dann sollte man dem auch nachgeben. Genauso mag ich ja auch die Verwendung von außergewöhnlichen Instrumenten wie Flöten und Violinen auf Nicht-Akustischen Alben. Wir wollten unser Album nicht durch Regeln limitieren.

Das würde auch ganz der Art von GREEN CARNATION widersprechen.

Nein, für uns war es sehr natürlich als Regel keinen Regeln zu folgen. Wir brauchen diese Freiheit.

Ihr könnt auch auf eine sehr offene Fangemeinde blicken, was ein großer Vorteil ist. Für mich ist dabei sehr interessant, dass anscheinend jeder GREEN CARNATION-Fan die Band auf gewisse Weise zu seiner Band macht, wie ein gut gehüteter Schatz. Sogar bei anderen Magazinen hat man das Gefühl, als wollte der Autor anderen Mags sagen Finger weg! Das ist unsere Band!

Green
Für Tchort war es, als hätte er sich mit diesem einzigen Album seiner kompletten Kreativität entledigt. – dennoch werden sich GREEN CARNATION erneut an ein Monumentalalbum wagen.

(lacht) Oh ja, das haben wir auch schon gemerkt. Nun, ich kenne diese Gefühle auch von mir selbst, wenn es um bestimmte Bands geht. Es ist ein gutes Gefühl, eine Band zu haben, die man wirklich verehrt und die kein anderer kennt. Wenn solch eine Band groß wird und man die Musik ständig im Radio hört und jedes Magazin darüber schreibt, wie toll doch diese neue Band ist, dann ist das furchtbar, weil man die Alben ja schon seit Jahren hört. Ich verstehe das. Aber es wäre für uns natürlich übel, wenn andere Magazine nicht über uns schreiben würden, weil ein anderes sagt die Band gehört uns! (lacht)

Kannst du mir Beispiele für Bands nennen, bei denen es dir so erging?

Ich war schon sehr früh ein großer MASSIVE ATTACK-Fan. Ich kannte die wirklich schon, bevor das erste Album in Norwegen veröffentlicht wurde. Ich habe einige Freunde aus Bristol, woher MASSIVE ATTACK stammen. Sie gaben mir die Musik. Du kennst den Rest der Geschichte. Aber ich mag die Musik auch heute noch. Da war schon dieses Gefühl da.

Wenn man will, dann kann man auf Acoustic Verses sicher auch einen MASSIVE ATTACK-Einfluss heraushören.

Das fände ich fantastisch, wenn du das so empfindest! Ich denke die dunkle und melancholische Stimmung geht schon in die Richtung. Ich verehre die Band wirklich.

Würdest du sagen, dass dies ein direkter Einfluss für dieses Album darstellt, oder eher ein genereller?

Ich würde eher sagen im Allgemeinen. Ich weiß nicht, ob MASSIVE ATTACk der offensichtlichste Einfluss bei mir ist. Ich bin von einigen Bands inspiriert, die mir etwas bedeuten. Es ist schwierig mit dem Finger genau auf etwas zu zeigen und zu sagen das ist der Einfluss, und das jener. Es geht mehr um die Gesamtheit. Ich denke auch nicht aktiv darüber nach. Aber Einflüsse sind oft unterbewusst vorhanden und andere machen einen darauf aufmerksam.

Ich wurde mit Light of Day, Day of Darkness zum GREEN CARNATION-Fan und sah euch zum ersten Mal auf dem Wacken Open Air live. Ab da wusste ich: das wird eine von meinen zukünftigen Lieblingsbands. Diese Show war einfach magisch. Aber zur gleichen Zeit war mein Bild der Band vollkommen anders, als heute. Es gab da dieses Gefühl der Unnahbarkeit. Als ich euch auf dem ProgPower 2005 sah, wurde mir sehr bewusst, wie sich mein Bild von der Band verändert hat.

Das war unser zweiter Auftritt überhaupt, echt abgefahren.

Würdest du auch sagen, dass sich die Band seither grundlegend verändert hat?

Es ist seit damals sehr viel bei uns passiert. Light of Day, Day of Darkness kann man einfach nicht mit derselben Herangehensweise wie auf dem ProgPower performen. Es hätte nicht zur Atmosphäre des Songs gepasst. Aber auch die Art und Weise, wie wir auf das Publikum zugingen, war eine völlig andere. Es hätte dämlich ausgesehen, den Gig auf dem Progpower mit der gleichen Haltung zu spielen wie den Wacken-Auftritt. Aber es gibt sicher auch heute noch diese Stücke, bei denen ich mehr in mich selbst versinke. Wir haben auf den beiden letzten Alben mehr rockige Up-Tempo-Stücke und bei denen möchte man auch, dass die Leute mitgehen. Die Songs haben sehr viel Energie. Ich möchte nicht sagen, dass Light of Day, Day of Darkness keine Energie hat, aber der Song ist langsamer und textlastiger. Es ist mehr wie eine Reise. Ich denke die Songs beeinflussen einen Live-Gig. Und außerdem war es wie gesagt unsere zweite Show überhaupt und wir waren auch noch nicht derart eingespielt. Wenn du viele Shows spielst, dann veränderst du diese während einer Tour automatisch. Du probierst etwas aus und wenn das funktioniert, dann wiederholst du das. Aber ich denke es steckt viel Wahrheit dahinter, dass sich seit dem Wacken-Auftritt sehr viel geändert hat.

Green
Die Energiequelle des ProgPowers 2005 – Gitarrist Michael Krumins und Aushilfsbassist Ole Vitness

Was ich am Wacken-Auftritt fast am beeindruckendsten fand, waren diese zwei Keyboarder, von denen beide meistens mit einer Hand spielten, der eine dabei eine Zigarette rauchte und der andere ein Bier trank…

Oh ja, ich glaube die hatten wirklich viel Spaß. Es war das einzige Mal, dass wir mit zwei Keyboardern aufgetreten sind. Aber wir benötigten sie, weil es der Auftritt und der Song einfach erforderten. Es ging also nicht allein darum, dass sie mehr Bier trinken können…

Auf dem letzten ProgPower war ich wirklich sehr über die Energie der Performance überrascht – ich hab euch noch nie derart lebhaft gesehen. Würdest du die Schuld dafür eher bei den beiden neuen im Team suchen oder kam das einfach daher, dass ihr euch heutzutage auf der Bühne wohler fühlt?

Ich denke es ist eine Kombination aus beidem. Wir hatten ja einen Aushilfs-Bassisten dabei, der sehr energiegeladen ist und unser neuer Gitarrist ebenso. Deren Energie hat sich sicher auch auf mich übertragen und letztendlich spürt man das dann auch in der ganzen Band. Nochmals auf den Wacken-Gig zurückkommend: das war unser zweiter Auftritt überhaupt und dann gleich auf einer so großen Bühne zu stehen, das ist schon sehr schwierig. Du musst die Bühne mit deiner Erscheinung füllen und das ist kein leichtes Unterfangen. Danach haben wir viele Gigs gespielt und fühlen uns einfach wohler.

Ich will dennoch noch mal betonen: der Wacken-Gig war für mich absolut magisch. Habt ihr das damals auch so empfunden?

Es war definitiv eine ganz spezielle Nacht für uns. Alles war so neu. Wir hatten keine Ahnung, wie Light of Day, Day of Darkness aufgenommen werden würde. Als wir mitbekamen, wie das Album auf die Leute wirkte, konnten wir das überhaupt nicht glauben. Und dann die ganzen Leute zu sehen, die so sehr in der Musik steckten, das machte den Auftritt für uns zu etwas ganz Besonderem. Etwas, das ich nie vergessen werde!

Um ehrlich zu sein beginnt für mich die Karriere von GREEN CARNATION erst so richtig mit dem zweiten Album – ich hoffe ihr seid deswegen nicht böse. Denkst du manchmal, dass das erste Album unterbewertet ist?

Green
Es gibt sicher auch heute noch diese Stücke, bei denen ich in mich selbst versinke – die Performance muss zu den Songs passen.

Nun, ich empfinde das ja im Grunde genau so. Es ist schwer für mich die Frage zu beantworten – Tchort wäre da sicher prädestinierter. Er ist der Einzige aus dem aktuellen Line-Up, der in dieses Album involviert war. Auch wenn ich das erste Album respektiere, ist es doch kein Album, das ich mit uns verbinde. Sicher haben wir darauf aufgebaut und es gibt Verbindungen, aber mit den neuen Bandmitgliedern hat das auch das Bild verändert. Aber ich weiß, dass es viele Leute gibt, die das erste Album besser finden als alles, was wir danach gemacht haben. Es ist definitiv Teil unserer Geschichte.

Ich hatte auch das Gefühl, dass sehr schnell nach dem Release von Light of Day, Day of Darkness offensichtlich wurde, dass dies ein Meilenstein ist, den ihr auf die Art nie mehr toppen werden könnt. Viele Bands, die in einem frühen Stadium ihrer Karriere ein derartiges Album veröffentlicht haben, rennen diesem ihre ganze Karriere über nach. Bei euch scheint das anders. Ihr scheint euch dieser Gefahr sehr bewusst gewesen zu sein und habt für eure weitere Karriere zunächst Light of Day, Day of Darkness sein lassen, was es ist, und ganz neu angesetzt.

Ich denke nicht viele Leute wissen, was für ein enormer Aufwand dieses Album war und wie viel Kreativität es uns gekostet hat. Für Tchort war es, als hätte er sich mit diesem einzigen Album seiner kompletten Kreativität entledigt. Es wäre Selbstmord gewesen zu versuchen, Light of Day, Day of Darkness auf dem nächsten Album zu toppen. Also war wichtig auf Qualität zu achten und für unsere Fans ist es eben wichtig, dass sie bei uns Qualität erwarten können, egal ob es sich nun um ein Akustik-Album handelt oder etwas anderes. Es hätte nichts gebracht, noch mal so etwas zu machen, zumal es vermutlich erneut vier oder fünf Jahre gedauert hätte. Aber während ich das sage, hab ich auch im Hinterkopf, dass unsere Planungen für das nächste Album genau so aussehen. Es wird kein Light of Day, Day of Darkness Teil 2. Aber es wird Teil zwei einer Trilogie. Und Light of Day, Day of Darkness ist der erste Teil dieser Trilogie. Wir werden also wieder etwas machen, das mehr in diese Richtung geht – epischer, schwerer. Aber es wird sicherlich mindestens zwei Jahre dauern, bis wir dieses Album veröffentlichen werden.

Hört sich nach einem riesigen, ambitionierten Projekt an…

Es ist ein riesiges Projekt. Wir brauchen viel Zeit dafür. Tchort hat im letzten Sommer mit dem Schreiben begonnen. Es wird etwas wirklich Großes und erneut anders ausfallen.

Ich bin sehr gespannt darauf.

Ja, das bin ich auch. Ich habe keine Ahnung, wie es klingen wird, aber es wird vermutlich unser heftigstes Album bislang. Wir werden unser Publikum weiterhin verwirren. Es steht ganz in der GREEN CARNATION-Tradition, vermutlich werden es aber auch die neuen Fans mögen, die wir mit dem Akustik-Album gewinnen. Es wird immer noch dieselbe Band sein.

Was die Texte betrifft, so hab ich manchmal Schwierigkeiten zu erkennen, wo der persönliche Teil endet und der fiktive beginnt.

Nun ja. Bei GREEN CARNATION schreibt jeder die Texte für seine Lieder. Wir sprechen nicht vorab darüber, über was wir schreiben werden. Es könnte tatsächlich daran liegen, dass Acoustic Verses ein Akustik-Album ist und jeder von uns versucht hat, die Texte sehr persönlich zu gestalten. Es passt zu der Stimmung des Albums. Für mich ist es natürlich immer eine Herausforderung, die Lyrics der anderen zu meinen eigenen zu machen. Ich rede auch nicht immer so viel mit den anderen über deren Texte, denn ich muss herausfinden, was sie für mich bedeuten. Erst dann bin ich dazu in der Lage, sie gut zu performen. Für mich ist das die einzige Möglichkeit.

Meine Lieblingzeile auf diesem Album ist in the eyes of an elephant, nothing is too big and no one proofs you wrong.

Ja, das ist super. Das stammt von Stein.

Ist es ein Zitat oder eine eigene Kreation?

Es ist etwas Eigenes.

Klingt dennoch nach einer alten Weisheit…

Das stimmt. Aber weißt du, wir werden auch langsam alt… (lacht)

Ihr seid wie alt?

Zwei von uns sind 31, zwei sind 30, einer ist 25 und einer 27.

Damit seid ihr jünger als ich…

(lacht) Nun, bei diesem Lifestyle fühlt man sich manchmal sehr alt.

Woher bezieht ihr Inspirationen für derartige Metaphern? Oder fällt es schwer, das zu erklären, weil es von Stein stammt?

Stein ist ein Künstler durch und durch. Er spielt jedes Instrument und malt fantastische Bilder. Manchmal ist es schwer zu ihm durchzudringen. Er erscheint leer und fragend, wenn man mit ihm redet. Dabei kreiert er gerade neue Texte oder Bilder in seinem Kopf. Er denkt ständig über seine Kunst nach. Er sammelt Inspirationen, indem er die Augen öffnet oder manchmal muss er sie nicht einmal öffnen.

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner