DRECKSAU: Langsam, schleppend, tief und hart

Die Nürnberger DRECKSAU packen aus!!

Der Frank macht ein DRECKSAU Interview? Das kann doch gar nicht sein. Frank und Drecksau? Das passt doch eigentlich gar nicht zusammen. Richtig, meine Herren und Damen. Aber 3 Gründe sprachen trotzdem dafür, dass ich ein Interview mit denen geführt habe: Zum einen ist die Band in Nürnberg zu Hause und sind somit fast Nachbarn von mir. Desweiteren haben sie vor kurzem eine Promo-CD aufgenommen und der wahrscheinlich wichtigste Grund: Mit Rob spielt ein guter Freund von mir am Schlagzeug. Also, an einem schönen Freitag abend gen Nürnberg, in die schöne Rockkneipe Alcatraz von Bandmitglied Micha gefahren und ein Interview geführt.

Erzählt doch erstmal etwas zur Bandgeschichte.

Micha: Ich habe Nobbe 1991 das erstemal getroffen, das war bei der ersten TYPE O NEGATIVE Tour in Deutschland. Wir sind dann auf die Idee gekommen gemeinsam Musik zu machen, da wir auch einen ähnlichen Musikgeschmack hatten. Wir wollen es langsam, schleppend, tief und hart so wie TYPE O NEGATIVE, EISENVATER, CELTIC FROST und CARNIVORE. Wir suchten ewig lange einen Übungsraum, probten mit einem zweiten Gitarristen, das ging in die Hose und auch die Schlagzeuger waren irgendwie alles nix. 1995 ging es dann richtig los, wir haben die ersten Songs geschrieben, uns einen Namen überlegt, Demo veröffentlicht und dann kam auch ganz schnell der Plattenvertrag.

Ihr habt mittlerweile 2 CD´s veröffentlicht. Wie beurteilt Ihr diese rückblickend und beschreib sie doch mal kurz.

Nobbe: Die erste hieß „Brecher“ und erschien 1996

Micha: Falsch 1997!

Nobbe: 1996, 1997!? Irgendwann halt kam die raus, danach gab es gleich 2 Touren. Die erste mit CROWBAR, die zweite mit SOULFLY. 10 Monate später erschien dann schon die nächste CD „Schmerz“. „Brecher“ spiegelt im Prinzip die Entwicklung der Band wieder, von Anfang der Band bis zur Platte selbst. „Schmerz“ erschien ziemlich schnell und wirkt deshalb auch ursprünglicher. Wir verwendeten auch viele Samples, die Platte ist meiner Ansicht nach einfach roher. Wir können mit „Schmerz“ eigentlich mehr anfangen als mit „Brecher“, was auch daran liegt dass die Stimme etwas anders ist. Danach ging es dann gleich wieder auf Tour. Diesmal mit CROWBAR. Jetzt haben wir die neue Platte „Winter“ raus und die neue Platte ist meiner Ansicht nach nicht unbedingt repräsentativ, was daran liegt, dass wir mit mehreren Drummern die Songs aufgenommen haben. Es fehlt auch der rote Faden, es ist aber ein Standpunkt wo die Band mittlerweile steht.

Du hast angesprochen, daß ihr schon auf mehreren Tourneen mitgespielt habt, auch im Ausland. Wie waren dort Eure Erfahrungen?

Nobbe: Holland kann man in der Pfeife rauchen, die 2 Gigs in Schweiz waren auch nicht das wahre. Ein Gig davon war in der französischen Schweiz, den konntest auch in der Pfeife rauchen. Österreich war ein Triumphzug, so etwas wie in Wien und Salzbrug habe ich noch nie erlebt. Die Leute sind regelrecht ausgerastet. Man kann schon sagen, dass Österreich ein Drecksauland ist. Ansonsten hatten wir immer das Problem, dass wir bei der CROWBAR Tour die erste Band waren und noch nicht so viele Leute in der Halle waren. Mit SOULFLY sind wir sehr gut angekommen.

Nach der letzten Tour hattet ihr einen Besetzungswechsel. Warum musste Euer Drummer die Band verlassen?

Nobbe: Nach der CROBWAR Tour hatten wir ziemliche Probleme mit dem Drummer.

Micha: Ja, es hat die gesamte Tour Spannungen gegeben. Es gab einige Situationen wo wir fast soweit waren, mal er, mal ich die Tour abzubrechen. Wir haben aber vernünftigerweise die Tour zu Ende gebracht und uns danach von Dirk getrennt. Es war einfach das Beste für die Band. Wir hatten verschiedene Einstellungen zur Band und im nachhinein war es auch die richtige Entscheidung.

Und wie habt ihr euren neuen Schlagzeuger gefunden?

Micha: Wir hatten fast ein Jahr Nickel als Aushilfsdrummer und haben in dieser Zeit viele Anzeigen geschalten, allerdings mit Chiffrenummern und wir bekamen viele interessante Bewerbungen, allerdings aus Bremen, Mönchengladbach. Das war halt relativ schwachsinnig, weil wir eine Nürnberger Band sind. Der Rob hat sich über das Internet bei uns gemeldet. Mit Nickel haben wir weiterhin sehr viel Kontakt, er spielt allerdings bei noch einer Band und packt einfach keine zwei Bands auf einmal.

Rob, wo hast Du vor DRECKSAU gespielt?

Rob: Ich habe schon diverse Sachen gemacht. Von 1993-1999 habe ich bei IMMURED gespielt. In dieser Zeit haben wir 2 Demos, 1 EP und 3 Singles auf verschiedenen Labels veröffentlicht und diverse Tourneen gespielt. Wir spielten auch in Holland, Belgien, Tschechei und Polen. Das Problem war aber einerseits, dass es eine reine Death- Grindsache war und andererseits es aus persönlichen Gründen nicht mehr so geklappt hat und ich dann ausgestiegen bin.

Ihr seid ja im Moment vertragslos. Steht ihr im Kontakt mit irgendwelchen Plattenfimen?

Nobbe: Falsch! Die meisten Leuten meinen wir haben einen Plattenvertrag mit Nuclear Blast, was so nicht ganz richtig ist. Wir haben einen Plattenvertrag mit GSM Records und Nuclear Blast hat uns lizensiert. Nach der zweiten Scheibe ist Nuclear Blast so groß geworden, dass sie mehr in größere Bands investiert und uns immer weniger Budget zur Verfügung stellen wollten, obwohl die Verkäufe recht gut waren. Das haben sie uns auch immer wieder bestätigt. Aber sie geben ihr Geld halt lieber für MANOWAR, DESTRUCTION oder was weiß ich aus. Was ja auch rentabler für sie ist. Der Plattenvertrag mit GSM Records besteht weiterhin, sie wollten auch unsere neue Scheibe finanzieren, das wollten aber wir nicht. Mit dem Budget war einfach keine vernünftige Arbeit möglich. Deshalb haben wir „Winter“ in unserem Studio mit unserem Produzenten selbst produziert und verkaufen diese jetzt als Promo CD. Entweder wir bekommen jetzt von GSM Records ein vernünftiges Budget oder suchen uns eine neue Plattenfirma. Aber wenn, dann suchen wir uns eine kleinere Plattenfirma, bei denen wir dann ein größeres Pferd sind.

Wie waren denn so die Verkaufszahlen von euren ersten beiden Scheiben?

Micha: Wir bekommen die Vekraufszahlen immer mit einem halben Jahr Verspätung. Von der ersten haben wir mindesten 7500-8000 verkauft. Von der zweiten waren es vor einem Jahr 6500. Mit einer Undergroundband rechnet man eigentlich nicht mehr als 2000 verkaufte Einheiten. So gesehen waren die Verkaufszahlen schon sehr zufriedenstellend.

Nobbe: Bei der zweiten Platte wurde auch fast keine Werbung gemacht, weil Nuclear Blast die Einstellung hatte, dass die Nachfolgeplatte ein Selbstläufer ist. Beim Debüt waren noch 20000 Aufkleber im Rockhard. Für die zweite Scheibe haben sie fast gar nichts mehr gemacht. Wir bekamen Briefe und Mails von Leuten die gar nicht wussten, dass es von DRECKSAU eine zweite Scheibe gibt. Das muss ich Nuclear Blast schon ein wenig ankreiden. Sie wollen halt mit kleineren Bands einfach nichts mehr machen. CRACK UP ist ja auch nicht mehr bei denen. Die Undergroundbands fallen einfach bei Nuclear Blast raus. Wir müssen jetzt eben ein neues Label finden.

Und wie sieht es derzeit mit Gigs aus?

Micha: Sobald der Rob eingespielt ist, was ziemlich schnell gehen wird, so wie er sich im Moment anstrengt, werden wir parallel für die offizielle dritte Scheibe neue Songs schreiben und ein Liveprogramm einspielen und im Herbst/Winter wird es dann wieder richtig los gehen. Heuer sind noch kleinere Clubgigs geplant und nach der nächsten Scheibe hoffentlich wieder eine komplette Tour.

Habt ihr schon neue Songs geschrieben?

Micha: Auf der Promo sind 6 neue Songs, mit Rob haben wir jetzt innerhalb von zwei Spieltagen wieder einen kompletten neuen Song fertig. Jetzt, mit festen Drummer und vielen festen Spieltagen werden wir hoffentlich recht schnell viele neue Songs haben.

Werden auch einige Songs von der Promo auf dem nächsten Longplayer sein?

Nobbe: Ja, wahrscheinlich werden 2, 3 Songs davon auf dem nächsten Longplayer drauf sein.

Ich denke es wird keine grossen Veränderungen geben, was den Musikstil auf der nächsten Scheibe angeht. Oder ändert sich da irgendetwas durch Rob?

Nobbe: Der Rob kommt ja aus dem Death- Grindbereich. Wir haben uns eigentlich immer als Doomband bezeichnet. Wir wollen weiterhin Musik so hart und extrem wie möglich machen. Manche Songs auf der Promo sind uns etwas zu rockig, was aber auch an Nickel liegt, welcher mehr aus dem Rockbereich kommt. Unser Ziel ist es, mit der nächsten Scheibe wieder richtig harte und brachiale Musik zu machen. Ob das jetzt hart oder langsam sein wird ist egal, hauptsache extrem. Das ist die Maxime von DRECKSAU. Der eine neue Song mit Rob geht übrigens sehr stark in die Richtung von EISENVATER.

Habt ihr eigentlich jemals mal mit dem Gedanken gespielt, Euren Bandnamen zu verändern?

Micha: Nein. Wir sind uns schon bewusst, dass der Name mitunter problematisch ist. Manche denken es ist eine reine Provokation, so ist es aber nicht. Die Idee war einfach die Musik soll drecksaumäßig, also fies klingen. Andere Leute denken wir sind Deutschpunk. Es gibt Plattenläden welche unsere CDs unter Deutschpunk einordnen. Es ist mit Sicherheit nicht einfach mit dem Namen. Wir werden ihn aber niemals ändern. Unser Herzblut steckt darinter, es ist unser Ding.

Nobbe: Der Name DRECKSAU hat aber auch uns den Plattenvertrag eingebracht, denke ich. Hätten wir einen normalen Namen wären wir vielleicht wie tausend andere Bands immer noch ohne Vertrag. Und wenn jemand mal den Namen DRECKSAU hört, vergisst er ihn auch nicht so schnell wieder. Wir sind halt eine Band an denen sich die Geister scheiden, aber das wollen wir auch sein. Der goldene Mittelweg ist nicht unser Ding.

Spielt Ihr noch in anderen Bands?

Rob: Nur Ich. Bei Scapegood und Supersonic Seed. Diese Gruppen dürften aber Eure Leser weniger kennen, da sie nur hier in Nürnberg aktiv sind. Es sind gute Kumpels von mir und eine schöne Nebenbeschäftigung.

Wie beurteilt ihr die Musikszene im Moment?

Nobbe: Die Musikszene ist relativ traurig, es kommt nichts mehr nach. Die Leute spielen halt nur noch Playstation und kaufen sich nur noch Scheiben der grossen Bands. Von einer Hardcoreszene kann man auch nicht mehr reden, die hat sich von selbst aufgelöst. Undergroundbands haben es verdammt schwer. Ein weiteres großes Problem ist, dass es nicht mehr viele Veranstalter gibt. Wenn jemand auf ein Konzert geht, dann geht er zu RAMMSTEIN oder zu irgendeinem Festival, aber kaum mehr zu Undergroundkonzerten. Der Markt ist auch übersättigt. Es gibt immer mehr Bands. Wenn ich als 16-jähriger nur Geld für zwei CDs habe, dann kaufe ich halt SLAYER oder METALLICA und teste nicht eine von hundert neuen Bands an.

Seid ihr noch interessiert was im Moment an neue Scheiben veröffentlicht wird?

Nobbe: Logisch. Aber ich höre die Musikrichtung ,welche ich selber mache, sehr wenig.

Rob: Ich checke alles Neue und Interessante an, aber durch den Veröffentlichungsoverkill höre ich halt manchmal die Scheiben nicht öfter als zweimal. Aber es ist in der letzten Zeit zuwenig gutes rausgekommen, so dass ich meistens die Scheiben Mitte der 80er höre. Es kommt ganz wenig neues nach, was ich auf Dauer im Player rotieren lasse.

Wieviele Scheiben besitzt Du?

Rob: Dürften mittlerweile 3800 sein.

Micha: Dafür habe ich 7 verschiedene CARNIVORE CDs!

Auf Eurer Homepage stand mal ein Forumeintrag, der nachfragte, wieviel Geld ihr mit DRECKSAU verdient. Also, los jetzt outet Euch!

Micha: Haha. Nee, wir arbeiten alle ganz normal. Wer unter 100000 Einheiten absetzt, kann nicht von Musik leben. Das war aber auch nie ein Thema für uns. Wir bekommen unsere Gema-Tantiemen, die Tourneen und die Werbung finanziert die Plattenfirma. Die Einnahmen für die Platten behält die Plattenfirma. Wir bekommen also nur Geld von der Gema, was wir aber sofort wieder in neue Instrumente usw. anlegen. Im Enddefekt haben wir sogar mehr bezahlt als wir m Moment bekommen.

Rob: Man muss aber auch bedenken, dass wir ganz andere Musik machen müssten, um Geld damit zu verdienen. Mit unserem Sound werden wir wohl nie Geld verdienen.

Nobbe: Richtig. Wir sind ja keine kommerzielle Band. Wir machen im Moment wahrscheinlich die am wenigsten angesagteste Art von Musik. Es ist Minderheitenmusik, sie kommt aber dafür vom Herzen.

Und nun was anderes: Eure Meinung zum Internet?

Micha: Mittlerweile sehr wichtig. Ich denke auch die Printmedien sind deshalb im Moment etwas rückläufig durchs Internet. Durch das Internet kann man viele Leute erreichen. Die Undergroundbands linken sich alle gegenseitig. Die Geschichte mit dem MP3s kann ich nicht abschätzen. Kleine Bands werden wohl keinen Schaden durch diese Sache haben. Wir bieten auch einige MP3s auf unserer Page an.

Wie heißt der URL Eurer Homepage?

Rob: www.drecksau.net

Und was passiert wenn man drecksau.com oder drecksau.de eingibt?

Nobbe: Dann landest du auf irgendwelche Pornoseiten!

Genau. Das ist nämlich mir passiert. Wer ist für Eure Homepage zuständig? Macht das einer von Euch?

Micha: Nein, die Updates macht ein guter Freund von uns, welcher auch für die Coverartworks und unsere Lightshow zuständig ist.

Die 3 Platten für die einsame Insel… Welche würdet ihr mitnehmen? Rob, Du kannst noch einwenig überlegen bei 3800 Scheiben ist das relativ schwer.

Rob: Nein, kann ich sofort aufzählen. TYPE O NEGATIVE : „Bloody Kisses“, OZZY : „No More Tears“ und SACRED REICH : „The American Way“

Nobbe: CARNIVORE : „Retaliation“, CELTIC FROST : Alles, sogar die „Cold Lake“, irgend etwas von MÖTLEY CRUE

Aber nicht alles, oder?

Doch alles. Mick Mars ist einer meiner Lieblingsgitarristen!

Micha: EISENVATER : „2“, CARNIVORE : „Retaliation“, irgendwas von MOTÖRHEAD

Welche Persönlichkeiten möchtet ihr gerne einmal treffen und warum?

Micha: Ich habe eigentlich zwei. Das eine wäre Lemmy, weil man mit ihm bestimmt gut feiern kann und er ein ehrlicher Rock`n`Roller ist. Keine Imagefigur, der ist wirklich so.

Vielleicht kommt er ja mal in deine Kneipe?

Micha: Oh ja, das wäre es. Zum zweiten Peter Steele, obwohl er sich verkauft hat. Er hat mich aber schon ziemlich geprägt.

Nobbe: Thomas Gabriel Fischer. Halt ein Vorbild.

Rob: Ozzy oder Pete Steele

Letzte Worte an die Leser, Eure Fans.

Nobbe. Wir danken allen die uns die Stange behalten haben. Wir bekommem immer noch Fanpost und Mails von Leuten die uns seit dem ersten Demo die Stange halten. Es freut uns, daß es richtige DRECKSAU Fans gibt die alle Demos, Shirts und so von uns besitzen.

So, das war´s. Ein cooler Abend war es dann noch in einer coolen Kneipe. Ein Tipp noch von mir: Wenn ihr mal in Nürnberg seid, dann besucht doch Michas Kneipe in der Südstadt. Bei angemessenen Preisen kann man coole Musik hören. Mich hat dieRockkneipe Alcatraz an diesem Abend auf alle Fälle nicht das letzte mal gesehen.

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