DEEP PURPLE: Turning To Crime

DEEP PURPLE gehören ja doch zu den Bands, bei denen man schon lange erwartet, dass sie irgendwann mal in Muckerrente gehen. Die dann immer wieder mit den letzten Alben “NOW What?!”, “inFinite” und “Whoosh!” zu begeistern wussten. Und nun legen die reifen Musikerlegenden mit “Turning To Crime” das erste Studioalbum von DEEP PURPLE vor, das ausschließlich aus Songs besteht, die nicht von der Band selbst geschrieben wurden. Man wollte den eigenen Fans etwas neues bieten. Aber es schien für das Team anfangs wie ein Verbrechen, als Band mit dieser Geschichte ein Coveralbum zu machen. Und dann wurde es zum großen aufregender Spaß für die Herren. Raus gekommen ist ein total unterhaltsames Coveralbum, das wie bereits die letzte Albumtriologie mit Produzent und Freund Bob Ezrin ausgearbeitet wurde. Pandemiebedingt wurde in Heimarbeit aufgenommen. Dass die Herren erstmals nicht gemeinsam im Studio gearbeitet haben, das hört man nicht, alles klingt nach Spaß, den die Musiker hörbar hatten mit den Songs, die sie selbst als Fans immer schon begleitet haben.

DEEP PURPLE covern auf „Turning To Crime“ Songs, die sie selbst als Fans immer schon begleitet haben

Mit dem zappeligen „7 And 7 Is“ als Single hatten sich die Herren ja doch etwas überraschend zurückgemeldet, ein Song der L.A.-Band LOVE aus den späten 1960ern. DEEP PURPLE hatten hörbar Spaß, das zeigt auch das Video zum Song. Dann fliegen die Fetzen. Nein die Herren machen keinen Metal, es gibt mit „Rockin’ Pneumonia And The Boogie Woogie Flu“ einen – nun ja – Boogie Woogie, der bei passender Lautstärke das Haus zum Beben und den Popo zum Wackeln bringt, inklusive kurzem Zitat des bekanntesten Songs der Band. Im Original stammt der Song von JOHNNY RIVERS aus den frühen 70ern. Eh wird der frühe Rock`n´Roll groß gefeiert, später mit BOB DYLAN´s „Watching The River Flow“ mit viel Schubabdiwab. Da mag man auch mal an GILLAN´s Neuauflage von THE JAVELINS denken oder auch mal heimlich SHAKIN STEVENS hören.

DEEP PURPLE feiern Klassiker aus den 60ern und frühen 70ern

Aber DEEP PURPLE packen auch den härteren Rock an, es gibt eine starke, kraftvolle Version von „Oh Well“ vom fantastischen FLEETWOOD MAC-Album „Then Play On“. Erstmals in der Bandgeschichte war man ja pandemiebedingt nicht gemeinsam im Studio, jeder hat für sich gearbeitet. Keiner wusste, was wohl Steve Morse aus dem Song macht. Und der zerlegt ihn in fettester Weise, klasse! Nun sind der MITCH RYDER-Klassiker „Jenny Take A Ride!“ oder der YARDBIRDS-Kracher „Shapes Of Things“ keine großen Überraschungen, die spielt jede Senioren-Coverband auf jedem Stadtfest. Aber wir sind hier bei DEEP PURPLE, die machen auch diese Oldies wieder ganz groß. Das gilt auch für CREAM´s „White Room“, tausendmal gut oder schlecht gecovert, hier kraftvoll und energisch präsentiert.

DEEP PURPLE machen auf „Turning To Crime“ auch totgespielte Klassiker wieder groß

Oder sind die Highlights doch eher die etwas anderen Songs? Jazzig mit Big Band-Flair bei B.B. KING´s „Let The Good Times Roll“. Yeah, man kann sich vorstellen, wie viel Spaß die Herren hatten beim Aufnehmen. Fett Southern-rockig bei LITTLE FEAT´s „ Dixie Chicken“, Partytauglich der fröhliche Pub-Schunkler „The Battle Of New Orleans“ von JOHNNY HORTON mit der coolen Stimme von Roger Glover. Oder das hart rockende „Lucifer“ von BOB SEGER, die Herren DEEP PURPLE bringen ein wirklich buntes Programm aus Klassikern von den 60ern bis frühe 70er. Und beschließen dieses mit dem spaßigen Medley „Caught In The Act“, in dem zahllose Klassiker angeschnitten werden und in ein kraftvolles Gesamtpaket zusammengebraut werden wie eine wilde Jagd bei Tom und Jerry. So klopft man auch bei LED ZEPPELIN an und bei der SPENCER DAVIS GROUP. Ein gelungener, gutgelaunter Abschluss dieses Spaß garantierenden Albums.

DEEP PURPLE präsentieren mit „Turning To Crime“ ein gutgelauntes, Spaß garantierendes Album

Wenn Musiker heute Anfang/Mitte 70 sind, nur Steve Morse ist als Bandjüngling erst zarte 65, dann ist ihre eigene musikalische Fan-Geschichte natürlich vorhersehbar mächtig oldschool. Was die alten Knaben aber aus diesen Oldies machen, das ist krass und überrascht wieder mal. Was für fantastische Musiker! Sie hauen die Songs mit so viel Spaß und Energie raus, dass man nur begeistert durch´s Haus tänzeln kann. Man fühlt sich kurz alt, wenn man 11 von 12 Songs sofort erkennt, aber diese kriegen von den reifen Herren DEEP PURPLE eine coole Verjüngungskur. Nicht nur, wer mit der Band gealt… äh … gereift ist wird das Album lieben. Nein, so kann man DEEP PURPLE unmöglich in Rente schicken, sie wissen einfach immer noch immer wieder zu überraschen.

Veröffentlicht am 26.11.2021

Lineup:
Ian Gillan – Vocals
Steve Morse – Guitar
Roger Glover – Bass
Don Airey – Keyboards
Ian Paice – Drums

Label: earMusic

Homepage: https://deeppurple.com

Mehr im Web: https://www.facebook.com/officialdeeppurple

Die Tracklist von “Turning To Crime”:

1. 7 And 7 Is (Video bei YouTube)
2. Rockin’ Pneumonia And The Boogie Woogie Flu (Video bei YouTube)
3. Oh Well (Video bei YouTube)
4. Jenny Take A Ride!
5. Watching The River Flow
6. Let The Good Times Roll
7. Dixie Chicken
8. Shapes Of Things
9. The Battle Of New Orleans
10. Lucifer
11. White Room
12. Caught In The Act (Medley)

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