WITCHCRAFT: Firewood

Ein starkes, herrlich relaxtes Retro-Album, welches allein durch seine akustischen Reize beim Rezensenten eine Sehnsucht auslöst, wie es zuvor nur Cameron Crowes "Almost Famous" geschafft hat.

Irgendwo in Schweden muss ein Zeit-Tor sein, durch das junge Rock-Musiker der späten 60er- und frühen 70er-Jahre in unsere Gegenwart katapultiert werden, um als BURNING SAVIOURS oder WITCHCRAFT den zu spät Geborenen zu zeigen, was sie verpasst haben. Letztere haben mit Firewood nun ihr zweites Album veröffentlicht – ein Werk, das unglaublich authentisch klingt und mit seinem leicht angezerrten, warmen Gitarren-Sound an eine Zeit erinnert, als die Gitarrenverstärker noch keine Distortion-Kanäle hatten, sondern die Verzerrung allein durch Aufdrehen des Lautstärke-Reglers erreicht wurde. Das sehr natürlich klingende Schlagzeug und der wummernde, aber transparente Bass stehen dem in nichts nach. Zwar wurde Firewood mit Original-Equipment aus den 60ern und 70ern aufgenommen und klingt entsprechend altmodisch, doch die Produktion ist um einiges druckvoller ausgefallen, als man es von den damaligen Veröffentlichungen gewohnt ist.

Man kann natürlich darüber streiten, ob es Sinn macht, im Jahre 2005 ein solches Album zu veröffentlichen. Originell sind WITCHCRAFT nämlich zu keinem Zeitpunkt. Im Gegenteil, die Vorbilder scheinen immer wieder mehr als deutlich durch, es ist offensichtlich, dass die Musik der Schweden eine Hommage an Bands wie BLACK SABBATH, die frühen PENTAGRAM, URIAH HEEP oder auch LED ZEPPELIN darstellt, so dass man sich auch gleich die zahlreichen Klassiker der Originale anhören könnte. Wenn die Band dann das doomige Ende des knackigen Openers Chylde Of Fire schamlos von SABBATHs Iron Man klaut, kann man sich ein Grinsen nicht verkneifen. Übel kann man dies dem Quartett jedoch nicht nehmen. WITCHCRAFT schreiben solch gute Songs und ziehen ihr Ding derart konsequent durch, dass es einfach Spaß macht, sich Firewood immer und immer wieder anzuhören. An Songs wie dem Midtempo-Ohrwurm If Wishes Were Horses, Wooden Cross (I Can´t Wake The Dead) oder dem schleppenden Queen Of Bees gibt es einfach nichts auszusetzen, und auch Sänger Magnus Pelander kann vollauf überzeugen. Sein Gesang, der etwas an Bobby Liebling, aber auch an Robert Plant erinnert, ist zwar technisch alles andere perfekt und liegt manchmal ein wenig daneben, ist dafür aber verdammt charismatisch. Pluspunkte gibt es außerdem für die wunderbar ausladenden Solopassagen, in denen Ola Henriksson den Freiraum durch das Einbringen erstklassiger Basslinien ausnutzen kann.

Anlass zur Kritik gibt es dennoch: Insgesamt ist Firewood ein wenig gleichförmig ausgefallen. Mehr Abwechslung durch den verstärkten Einsatz von akustischen Gitarren und Flöten, wie in Sorrow Evoker, hätten dem Album sicher gut getan. Die fünfminütige Pause zwischen Attention und dem nahtlos in den Bandsound passenden PENTAGRAM-Coversong When The Screams Come wäre auch nicht nötig gewesen. Dennoch bleibt Firewood ein starkes, herrlich relaxtes Retro-Album, welches allein durch seine akustischen Reize beim Rezensenten eine Sehnsucht auslöst, wie es zuvor nur Cameron Crowes Almost Famous geschafft hat.

Veröffentlichungstermin: 04.08.2005

Spielzeit: 45:24 Min.

Line-Up:
John Hoyles – Gitarre

Ola Henriksson – Bass

Magnus Pelander – Gesang und Gitarre

Jonas Arnesén – Schlagzeug

Produziert von Jens Henriksson
Label: Rise Above Records

Hompage: http://www.witchcrafthome.com

Tracklist:
1. Chylde Of Fire

2. If Wishes Were Horses

3. Mr. Haze

4. Wooden Cross (I Can´t Wake The Dead)

5. Queen Of Bees

6. Merlin´s Daughter

7. I See A Man

8. Sorrow Evoker

9. You Suffer

10. Attention

11. When The Screams Come (Bonus)

Total
0
Shares
WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner