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WITCHCRAFT: Legend

Das neue Album ist ein Meisterwerk, das sich gekonnt zwischen 70er-Doom und Classic/Retro-Rock setzt. Für Fans beider Genres ein klarer Pflichtkauf!

Also wirklich gut kann das letzte Album The Alchemist der Schweden WITCHCRAFT nicht gewesen sein, zumindest hat es bei mir null Eindruck hinterlassen. Häää…? Oh! Der Griff ins CD-Regal klärt den Missstand, das Teil ist noch original eingeschweißt und hat den Player nie besucht. Eine kollektive Runde Fremdschämen bitte für einen verpeilten Schreiberling! Nun denn, schnell noch ein paar Mal gehört, bevor das neue, mittlerweile vierte Album der Ørebroer Retro/Doom-Rocker den Player verstopft hat.

Was sehr schnell auffällt ist, dass es ein Frischepack mit neuen Musikern gibt. WITCHCRAFT waren immer klasse, aber hier wirkt alles freier, unverkrampft und viel frischer, als es der Stempel Doom/Retro-Rock erwarten lässt. Ein zähes Intro, und ab geht der Doom-Dance mit Deconstruction, ein treibender, fluffiger Rocker, der schlichtweg gute Laune macht, schmunzeln lässt, psychedelisch zusammenbricht, kurz angedoomt noch mal zum kurzen Tänzchen lädt. Beim verträumt beginnenden, ebenfalls recht doomigen Flag Of Fate überrascht man mit eingestreuten Southern Rock-Leads, das vorab als Single veröffentlichte It´s Not Because Of You ist richtig groß, stillsitzen geht nicht mehr. An Alternative To Freedom kommt mit einer ordentlichen Portion Südstaaten-Rock, klingt hier mehr nach frühen MOLLY HATCHET als nach den üblichen britischen Rock-Veteranen, die von den meisten Retro-Rockern zitiert werden. Dazu eine Bridge, die wieder nach balladesken BLACK SABBATH klingt, die Mischung auf Legends ist frei von Schubladen und klingt immer harmonisch, klasse! White Light Suicide, so hätten THE DOORS geklungen, wenn sie eine Doom-Band gewesen wären. Dazu trägt auch wieder Magnus Pelander bei, dessen Vocals immer mal wieder eine dicke Portion Jim Morrison einfließen lässt wie auch beim erst psychedelischen, dann zermürbenden Dystophia und beim abschließenden 12-Minuten-Monster Dead End. Letzteres klingt ein wenig wie eine ausufernde Jamsession, live dürfte der Song der totale Abflug sein.

Es sind so viele kleine Details wie beschwörenden Backing-Gesang oder tolle Ideen der Musiker, für die man gerne auch mal unter dem Kopfhörer verschwindet. Der Sound von Legends ist total warm und fern des ach so authentischen, muffigen Retroklang, man bleibt frei von Anbiederungen an moderne Sounds, alles klingt schlichtweg harmonisch und zieht den Zuhörer ohne Gegenwehr in die Songs. Einzig die Vocals klingen gelegentlich etwas aufgesetzt, als hätte man sie in einem anderen Studio aufgenommen. Aber das ist unnötiges Musikergenörgel, das musikalische Gesamtwerk Legends ist klasse und zeigt WITCHCRAFT stark wie nie. Jetzt mit einem großen Label im Rücken sollte ihnen der Weg offen stehen, von der ewigen Kultband zum verdienten Erfolg zu wechseln. Immerhin haben die Schweden diesen Sound schon gefahren, als Retro-Rock kein Hype kurz vor dem Ausverkauf war und nur die echten Freaks interessierte. So mancher davon hat vielleicht gedacht, die Schweden wären längst von den angesagten Retro-Rock-Bands, oft aus der eigenen Nachbarschaft, überrollt worden, aber da kann man abwinken. Das neue Album ist ein Meisterwerk, das sich gekonnt zwischen 70er-Doom und Classic/Retro-Rock setzt, da müssen die Kollegen erst mal nachlegen. Für Fans beider Genres ein klarer Pflichtkauf!

Veröffentlichungstermin: 21.09.2012

Spielzeit: 51:33 Min.

Line-Up:
Magnus Pelander – Vocals
Tom Jondelius – Guitars
Simon Solomon – Guitars
Ola Henriksson – Bass
Oscar Johansson – Drums

Label: Nuclear Blast

Homepage: http://www.witchcrafthome.com

Mehr im Netz: http://www.myspace.com/witchcraftswe

Tracklist:
1. Deconstruction
2. Flag Of Fate
3. It´s Not Because Of You
4. An Alternative To Freedom
5. Ghosts House
6. White Light Suicide
7. Democracy
8. Dystopia
9. Dead End

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