WIG WAM: Hard To Be A Rock´n Roller

"Hard To Be A Rock´n Roller" ist für Freunde des Hardrocks und Poser-Rocks der Achtziger eine empfehlenswerte Scheibe, so sie ihre Musik nicht allzu ernst nehmen.

Um sich den europäischen Songcontest Jahr für Jahr anzuschauen, braucht es als Liebhaber ordentlicher handgemachter Musik entweder eine mehr oder minder stark ausgeprägte masochistische Ader oder aber das Bedürfnis, eine regelmäßige Bestätigung für die Überlegenheit des eigenen Musikgeschmacks zu erfahren und auf das Treiben der dort auftretenden Bands und die Leute, die deren Musik hören, mit Verachtung oder Belustigung herabzuschauen. In diesem Jahr aber gab es für alle, die es sich schon mit Chips oder Popcorn vor dem Fernseher gemütlich gemacht hatten, nicht nur viele Gelegenheiten zu lästern, sondern auch eine faustdicke positive Überraschung: Die Norweger WIG WAM, optisch dem Glam-Rock der Siebziger zuzuordnen, konnten zwischen all dem Plastik-Pop mit ihrem Achtziger-Hardrock und einer coolen Show überzeugen und landeten so auf dem neunten Platz des Wettbewerbs. Dass ihr Album Hard To Be A Rock´n Roller nun über Napalm Records erscheint, ist dennoch einigermaßen überraschend.

Taugt das Album denn nun wirklich etwas, oder war die Begeisterung für die Band nur so groß, weil alle anderen so schlecht waren? Nun, neu ist bei WIG WAM sicher nichts, das Quartett verfährt nach dem Motto gut geklaut ist halb gewonnen. Songs wie der im Midtempo gehaltene Opener In My Dreams mit seinem hymnischen Bombast-Refrain oder das etwas flottere Bless The Night oder No More Living On Lies sind bester US-Stadionrock und für Freunde von Bands wie POISON, BONFIRE oder den frühen BON JOVI gefundenes Fressen. Nicht weniger Ohrwurmqualitäten besitzt der Titelsong, in dessen Strophe mit leicht verzerrtem Sprechgesang zudem moderne Akzente gesetzt werden, und dank einiger eingestreuter und durchaus gelungener Balladen ist auch für die nötige Abwechslung gesorgt. Die Songs sind überwiegend recht simpel gestrickt und die Melodien tönen stets recht poppig. WIG WAM machen eben Party-Musik, und die machen sie gut und mit viel Spielfreude sowie einem ständigen Augenzwinkern. Das Auftreten der Band und der Titel und Text von The Best Song In The World sprechen eine deutliche Sprache und machen klar, dass die Band sich selbst nicht allzu ernst nimmt. Von einer reinen Funband ohne Substanz und musikalischem Niveau kann dennoch keine Rede sein. Dass die Musiker durchaus ihr Handwerk verstehen und ihre Instrumente beherrschen, zeigt sich nicht nur bei Erection, einer Hommage an VAN HALENs Eruption, oder dem hörenswerten Instrumentalstück The Drop. Auch die übrigen Stücke sind durchdacht komponiert und arrangiert sowie professionell dargeboten. Dass man keine Berührungsängste gegenüber guter Popmusik hat, zeigt sich bei der Coverversion von I Turn To You, im Original von MEL C. Der Song wirkt auf dem Album keinesfalls deplatziert und gibt in der Interpretation der Norweger einen exzellenten AOR-Song ab.

Die Produktion könnte zwar noch ein klein wenig druckvoller sein. Nichtsdestotrotz ist Hard To Be A Rock´n Roller für Freunde des Hardrocks und Poser-Rocks der Achtziger eine empfehlenswerte Scheibe, so sie ihre Musik nicht allzu ernst nehmen.

Veröffentlichungstermin: 18.11.2005

Spielzeit: 54:51 Min.

Line-Up:
Glam – Leadgesang

Teeny – Gitarre und Gesang

Flash – Bass und Gesang

Sporty – Schlagzeug
Label: Napalm Records

Homepage: http://www.wigwamband.com

Tracklist:
1. In My Dreams

2. Hard To Be A Rock´n Roller

3. Bless The Night

4. I Turn To You

5. Out Of Time

6. Mine All Mine

7. The Drop

8. Tell Me Where To Go

9. No More Living On Lies

10. Erection

11. Car-Lyle

12. The Best Song In The World

13. A Long Way To Go

14. Crazy Things

Bonustracks:

15. Dschinghis Khan

16. Bless The Night (Videoclip)

17. Hard To Be A Rock´n Roller (Videoclip)

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