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TROLLFEST: Villanden

Enten sind nett, Black Metaller lachen nie und Humppa muss aus Finnland kommen?

Drei Behauptungen:

1. Enten sind nette Tierchen. Niemand fürchtet sich vor ihnen. Lieber lesen wir, was Donald Duck so macht und essen beim Chinesen an der Ecke Ente Szechuan.

2. Black Metaller, vor allem norwegische, sind humorfreie Zeitgenossen. Sie machen grundsätzlich düstere Musik. Black Metal oder höchstens Ambient. Aber auch nur, wenn dieser sehr sehr düster und welthassend ist.

3. Humppa ist fest in finnischer Hand. Nur Made in Suomi bietet richtigen Humppa. Finnische Musiker saufen still, saunieren, kaufen im Kioski Lakritzi und verstehen Kaurismäkifilme im Originalton.

Und dann kommen TROLLFEST. Und werfen alle drei Behauptungen über Bord.

Erstens pappen sie eine furchteinflössende Ente auf ihr Cover. Furchteinflössender als die Teufelbadeenten. Denn Villanden wird von einem Entenviech geschmückt, das offenbar just aus einem Dominastudio entwischt ist und mehr Stacheln hat als ein NIFELHEIM-Mitglied. Soviel also zum Thema Maskottchen und die Liste der metallisch-korrekten Tiere muss wegen TROLLFEST ergänzt werden. Zweitens die Sache mit dem Black Metaller. Mr Seidel ist nämlich sonst bei absolut trven Bands angestellt und verbreitet bei PANTHEON I und SARKOM schwarzmetallische Finsternis. Hier lässt er es zu, dass im Titeltrack ein quackquack-Refrain zum Tragen kommt.

Und drittens die Sache mit Humppa-Goliath Finnland. Textlich lösen TROLLFEST das Problem elegant. Weil Norwegisch nicht so lustig klingt wie Finnisch, erfindet die Band einfach eine Sprache namens Troll – Språk, die sich aus Quaken, Norwegisch und 3-Jahre-Deutsch-in-der-Schule-gehabt zusammensetzt und in welcher – ganz saufkonform – Grammatikanarchie herrscht. Das Resultat dieses linguistischen Gebräus sind Titel wie Der JegerMeister und Der Uhr ist skandaløst schändlich und Lautmalerei à la sülligülli zum Mitbrüllen. Klare Sache – TROLLFEST haben (Enten)eier und reüssieren mit ihren Sprachkreationen.

Das ist indes nicht das Einzige, denn die musikalische Macht gilt es ebenfalls zu erobern. Und das tun TROLLFEST äusserst kompetent. Da lassen sie sich auch vom einzigen Schwachpunkt des Albums, der etwas dünnen Produktion, nicht abbringen. Nein, lieber krallen sie sich auf dem Balkanurlaub (ja, die Wikinger haben die kroatische Küste schon vor der Existenz der All-inclusive-Reiseangebote entdeckt) ein paar Bläser, einen Akkordeon- und einen Banjospieler und lassen sie mitmachen beim Humppa-Spielen.

Das Resultat ist eine aberwitzige Reise. Klar fühlt man sich hier und da an KORPIKLAANI oder ELÄKELÄISET erinnert, aber TROLLFEST drücken dem Ganzen fett ihren eigenen Stempel auf. Dabei agieren sie technisch rasant und killen etwa mit einem Blastbeat in Der JegerMeister. Im wilden Stilmix findet spanisches Feeling (Der Uhr ist skandaløst schändlich), Lagerfeuertralalü (En ny erfaring) und Metal (Trinkevisen) genauso Platz wie Mexico trifft auf Gequake und Humppa (Villanden). Spielerisch sind die Norweger auf Zack und beherrschen ihre Instrumente auch in hohen Temporegionen. Nichts wirkt gezwungen, stattdessen kommt mediterrane Ferienstimmung auf und die Eigenständigkeit regiert.

Fazit: Ein geiles Album. Humppafans: KAUFEN! KAUFEN! KAUFEN!

Veröffentlichungstermin: 09.01.2009

Spielzeit: 37:38 Min.

Line-Up:
Trollmannen: Vocals
Mr.Seidel (PANTHEON I, SARKOM): Gitarre
PsychoTroll: Bass
TrollBANK: Drums

Gastmusiker:
Manskow: Akkordeon, Banjo
Per Speleman: Gitarre
Label: Twilight Vertrieb

Homepage: http://www.trollfest.com/

MySpace: http://www.myspace.com/trollfest

Tracklist:
1. Wo bin ich jetz aufgewacht?
2. Der JegerMeister
3. Uraltes elemente
4. Villanden
5. Per, Pål og Brakebeins Abenteuer
6. Der Uhr ist skandaløst schändlich
7. God Fart
8. Festival
9. En Ny Erfaring
10. Trinkenvisen
11. Die Kirche undt der Mache

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