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THRICE: Horizons / East

THRICE belassen es auf “Horizons / East” nicht bei bei einzelnen zündenden Gedanken, sondern blicken immer nach vorne und sind immer im Wandel. Die US-Amerikaner haben sich keine Grenzen mehr gesetzt, was zugleich auch die große Stärke ihres elften Studioalbums darstellt.

Die Scheuklappen ablegen. Über den Tellerrand hinausschauen. Den eigenen Horizont erweitern. Es gibt zahlreiche Redewendungen, die sich dem Zugewinn neuer Perspektiven und neuer Erkenntnisse widmen. Und doch spiegelt sich eine solche Entwicklung letztendlich weniger in Worten, denn in Taten wider. Warum THRICE also ihr neues Album „Horizons / East“ getauft haben, scheint somit schnell auf der Hand zu liegen.

Die persönliche und spirituelle Weiterentwicklung Dustin Kensrue ist ein zentrales Thema der Platte, die sich auch musikalisch aller Fesseln entledigt zu haben scheint. Das Quartett erfindet sich mit den zehn Tracks freilich nicht neu, scheut sich aber auch nicht vor Veränderung und neuen Horizonten. Grundsätzlich scheint „Horizons / East“ zunächst einmal nicht weit vom Geist „Major/Minor“s (2011) enfernt zu sein – das letzte Album vor der zwischenzeitlichen Auszeit und späteren Reunion 2015 mag mittlerweile eine Dekade zurückliegen, für THRICE scheint es aber auch dieser Tage noch geradezu prägenden Charakter zu haben.

THRICE haben sich keine Grenzen mehr gesetzt

Dabei ist es mehr ein zugrundeliegendes Gefühl als eine direkte Referenz, die uns während der 42 Minuten begleitet. Eine tiefe Gelassenheit geht von den meisten Kompositionen aus, den Alternative Rock versteht das Quartett als musikalische Grundlage im weitesten Sinn. Warme Synthesizer wabern in „The Color Of The Sky“ im Hintergrund, die sich in wunderbarer Weise an der rauen Singstimme Dustin Kensrues reiben. Zwischendurch vernehmen wir zaghafte Akustikgitarren, verträumte Post-Rock-Klänge, einen knackigen Bass und ein trockenes, aber energisches Schlagzeug.

Das alles führen THRICE schon im Opener geradezu selbstverständlich zusammen, bevor Kensrue die vergangenen fünf und kommenden 37 Minuten zusammenfasst: „[…] a new horizon with each eager step I take.“ Im Anschluss flirtet „Scavengers“ auch dank seiner knorrenden Bassspur dezent mit Grunge-Anleihen, welche die Band mit ihrem ureigenen Rock-Sound vermengt. An Ideen mangelt es somit kaum, im Gegenteil: Das nachdenkliche Klavier in „Northern Lights“ steht im Kontrast zum recht beschwingten Drumming, wohingegen „Buried In The Sun“ irgendwie zwischen voluminösem Indie Rock und DEFTONES eine Nische findet.

“Horizons / East” belässt es nie bei nur einem einzigen zündenden Gedanken

Der Clou dabei ist aber immer, dass es „Horizons / East“ nie bei nur einem zündenden Gedanken belässt. Die Songs drehen sich nicht im Kreis, sondern entfalten sich mittels neuer Facetten auch in späteren Strophen noch. Dass es dazwischen auch recht eingängige und straighte Hymnen wie „The Dreamer“ oder „Summer Set Fire To The Rain“ mit seinen Post-Rock-Einflüssen gibt, verleiht dem Album die nötige Griffigkeit. Das ermöglicht wiederum, dass eigenbrötlerische Kompositionen wie „Still Life“ auch die Aufmerksamkeit bekommen, die sie verdienen – schließlich stechen sie aufgrund ihrer geschickten Platzierung auf der Platte nun deutlicher hervor.

Aber auch abseits behutsam gesetzter Disharmonien beweisen THRICE musikalische Klasse, wenn sie etwa „Robot Soft Exorcism“ in relativ knapp bemessener Spielzeit vom Synth-Pop zum kraftvollen Post-Rocker samt großem Finale anwachsen lassen. Dass „Horizons / East“ schließlich mit Piano-Klängen und digital-stilisierten Vocals einen verträumten und federleichten Ambient-Abschluss findet, passt rückblickend betrachtet wie die Faust aufs Auge. „[…] A new horizon with each eager step I take.“, hieß es ja bereits zum Auftakt. Es liest sich im Nachhinein wie ein Versprechen, dem man diesmal bis zum letzten Moment nachkommen wollte. THRICE sind auch 2021 immer noch THRICE, und zwar gerade weil sie immer wieder dazu bereit sind, die Scheuklappen abzulegen, über den Tellerrand zu blicken und dabei ihren eigenen Horizont zu erweitern.

Veröffentlichungstermin: 17.09.2021

Spielzeit: 42:48

Line-Up

Dustin Kensrue – Vocals, Gitarre
Teppei Teranishi – Gitarre
Eddie Breckenridge – Bass
Riley Breckenridge – Drums

Produziert von Teppei Teranishi, Scott Evans (Mix) und Alan Douches (Mastering)

Label: Epitaph Records

Homepage: https://thrice.net/
Facebook: https://www.facebook.com/officialthrice

THRICE “Horizons / East” Tracklist

1. The Color Of The Sky
2. Scavengers (Video bei YouTube)
3. Buried In The Sun
4. Northern Lights
5. Summer Set Fire To The Rain
6. Still Life
7. The Dreamer
8. Robot Soft Exorcism (Video bei YouTube)
9. Dandelion Wine
10. Unitive / East

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