Nein, ich war nie Punk! Eine SEX PISTOLS-Single, fertig. Als THE DAMNED sich auf machten, die Spießer 1977 zu schockieren mit ihrem wilden Punk, da waren bei mir die harten Rockbands angesagt, die ersten zarten Wellen der NWOBHM waren auch schon zu spüren. Aber das ist THE DAMNED egal, auch dass ich sie mit ihrer unterhaltsamen Show „A Night Of A Thousend Vampires“ vor zwei Jahren erst für mich entdeckt habe. Die Punk-Veteranen haben sich 2022 stattdessen in Urform zusammen gefunden, um die Songs der ersten beiden Alben „Damned Damned Damned“ und „Music for Pleasure“ noch mal aufleben und feiern zu lassen. Die Show am 3. November 2022 im ausverkauften O2 Apollo in Manchester kann man sich nun anschauen und anhören, als Zugabe gibt es noch die CD mit der Show in Birmingham zwei Tage später.
THE DAMNED und ihr Publikum wollen sich nochmal jung und wild fühlen
Richtig Spaß macht die DVD, weil es fast lustig ist, diesen reifen Herren zuzuschauen, wie sie sich nochmal jung und wild fühlen und das Publikum mitnehmen. Zum Anfang zumindest, zum Ende hin merkt man schon, dass die Herren am Ende sind. Aber erst wird wild geschrammelt, mit dem STOOGES-Klassiker „I Feel Alright“ als Opener. Das Publikum freut sich, ich kenne mal nicht viel von den Bandoldies. Simple Songs werden dem Alter entsprechend wild rausgehauen, „You Take My Money“ lässt erkennen, dass damals auch MOTÖRHEAD die Londoner Punks mochten. So rattern die Songs an einem vorbei, das bunt gemischte Publikum kennt und feiert sie.
Die Punk-Veteranen geben auf „AD 2022 – Live In Manchester“ alles
Auch die Band hat Spaß. Dave Vanian ist der Rudelführer, wie gewohnt schwarz gestylt, singt nicht schön aber passend dreckig. Am meisten Spaß hat Basser Raymond Ian Burns, besser bekannt als Captain Sensible, Drummer Christopher „Rat Scabies“ Millar gibt alles und wirkt zum Ende hin ziemlich fertig, Brian James hat seinen Teppich von zuhause mitgebracht und verlässt den auch nicht. Von großer Musikalität wird man nicht erschlagen, es rumpelt und schrammelt und eiert wie wahrscheinlich damals in den 70ern.
„Feel The Pain“ schleicht sich aus dem Krach. Anfangs denkt man an frühe AEROSMITH, dann steht gefühlt der frühe ALICE COOPER mit auf der Bühne. Dann wird wieder wild gepunkt, und es macht immer mehr Spaß, den Herren zuzuschauen, vor allem Mr. Sensible. „Alone“ stand sicher damals auch auf der Playlist … äh … Kassette von MOTÖRHEAD. Gerade wenn THE DAMNED etwas Rock`n´Rollen findet man sie auch bei LEMMY und Co. Wird es hart rockig, dann mochten THE DAMNED sicher auch THE WHO, wird es ganz selten gemäßigter schimmert doch mal der spießige Beat der 60er durch. Nur natürlich lauter und wilder.
Ein bunt gemischtes Publikum feiert THE DAMNED und ihre Songs
Ha ja, „Problem Child“ kennen wir natürlich. Auch beim Rock`n´Rollenden „Neat Neat Neat“ geht das Publikum voll ab, scheint ein Hit zu sein. Alles da, Altrocker, ein paar echte Punks, einige Glatzen, überraschend junge Menschen und reichlich Leute, welche die Band in den 70er schon gehört haben dürften. Und bei all dem Getanze sicher später genauso Alters-Wehwehchen haben werden wie die hart arbeitenden Herren auf der Bühne. So schrammelt die Band immer weiter, schwitzt wie das Publikum immer mehr. Drummer Rat Scabies sieht man an, dass er ordentlich am Pumpen ist, Brian James wirkt irgendwann, als würde er mit seinem Teppich und der Gitarre lieber zuhause auf der Couch sitzen.
Krachorgien, brennende Drums und kaputte Gitarren wie zu den ganz wilden Zeiten
Aber beide arbeiten konzentriert weiter, während Vanian und Sensible die Bühne weiter brennen lassen. Das artet aus, als bei „You Know“ noch Mike Smith mit dem Saxophon dazu kommt und eine wahre Krachorgie gefeiert wird. „New Rose“ zum Showdown kenne ich sogar, die allererste Single von THE DAMNED von 1976. Das Publikum ist weiter ausgelassen am Feiern, die Herren auf der Bühne lassen es nochmal Krachen, „Pills“ kenne ich tatsächlich auch, aber von BO DIDDLEY. Mit dem ROLLING STONES-Oldie „The Last Time“ und „So Messed Up“ mit RAMONES-Vibes wird sich verabschiedet, Scabies lässt sein Drumkit im wörtlichen Sinne brennen. Auch die anderen machen alles kaputt, nur James traut sich nicht weg von seinem Teppich.
Neben dem Booklet mit schönen Bildern, die den Spaß der Musiker an ihrer Show zeigen, gibt es noch die Aufzeichnung aus Birmingham. Die Songlist ist nahezu gleich, der Sound etwas schmutziger, auch hiermit hat man seinen Spaß.
THE DAMNED sind auf “AD 2022 – Live In Manchester” immer noch wild und krachig – wie damals, als Punk, nun ja, wild und krachig war
Punk hin oder her, diese Show macht Spaß, hat nichts von der gepflegten, theatralen Rockmusik von „A Night Of A Thousend Vampires“. Das hier ist tatsächlich wild und krachig, wie damals, als Punk, nun ja, wild und krachig war. Das macht auch Spaß auf CD, aber die Show anzuschauen noch mehr. Wer THE DAMNED damals oder später mochte, der kommt an „AD 2022 – Live In Manchester“ nicht vorbei.
Veröffentlicht am 20.09.2024
Spielzeit: 72:49 / 70:50 Min.
Lineup:
Dave Vanian – Gesang
Brian James – Gitarre
Captain Sensible – Bass
Rat Scabies – Schlagzeug
Label: earMUSIC
Homepage: https://www.officialdamned.com
Mehr im Web: https://www.facebook.com/OfficialDamned
Die Tracklist von “AD 2022 – Live In Manchester”:
Live in Manchester:
1. I Feel Alright
2. You Take My Money
3. Help
4. Born To Kill
5. Stretcher Case
6. Feel The Pain
7. I Fall
8. Fan Club (Video bei YouTube)
9. Alone
10. Fish
11. 1 Of The 2
12. Problem Child
13. Neat Neat Neat (Video bei YouTube)
14. Stab Yor Back
15. Sick Of Being Sick
16. See Her Tonite
17. You Know
18. New Rose (Video bei YouTube)
19. Pills
20. The Last Time
21. So Messed Up
Live In Birmingham:
1. I Feel Alright
2. You Take My Money
3. Help
4. Born To Kill
5. Stretcher Case
6. Feel The Pain
7. I Fall
8. Fan Club
9. Alone
10. Fish
11. 1 Of The 2
12. Problem Child
13. Neat Neat Neat
14. Stab Yor Back
15. Sick Of Being Sick
16. See Her Tonite
17. You Know
18. So Messed Up
19. New Rose
20. Pills
21. The Last Time