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THE 69 EYES: Paris Kills

Ein bisschen rockig, ein bisschen düster, ein bisschen metallisch – ein Glück, dass THE 69 EYES wenigstens ihre größte Stärke nicht ebenfalls an die Leine genommen haben: ihr untrügliches Gespür für eingängige, wehmütige Melodien, die vor allem im Gesang von Jyrki immer wieder aufblitzen.

Da sag noch einer, nur die Deutschen wären so sicherheitsbedacht und risikoscheu. Die Finnen, zumindest derer fünf, besser als THE 69 EYES bekannt, gingen mit dem Blessed Be-Nachfolger Paris Kills nämlich ungefähr so viel Risiko ein wie ein Seiltänzer zwei Zentimeter über dem Boden mit Fangnetz und breitem Balancierstab. Gothic für die Massen wollen die Jungs um den charismatischen Sänger Jyrki 69 nach eigenem Bekunden machen, und so schliffen sie vom Sound des erfolgreichen Blessed Be-Durchstarters die letzten Ecken und Kanten ab, um nun auf Paris Kills niemandem mehr weh zu tun. Ein bisschen rockig, ein bisschen düster, ein bisschen metallisch – ein Glück, dass THE 69 EYES wenigstens ihre größte Stärke nicht ebenfalls an die Leine genommen haben: ihr untrügliches Gespür für eingängige, wehmütige Melodien, die vor allem im Gesang von Jyrki immer wieder aufblitzen und quasi im Alleingang Paris Kills zu einer hörenswerten Scheibe machen. Denn ansonsten haben die zehn Songs in etwa so viel Biss wie die damals von mir im Zivildienst mit von Kaffee aufgeweichtem Toastbrot gefütterten Senioren. Die Gitarren wurden weit in den Hintergrund gemischt, so dass es eine Weile dauert, bis man merkt, dass die Riffs auch bei einer fetteren Produktion eher gesichtslos und lasch geblieben wären. Das Drumming kommt mit weniger Breaks als HIM aus, während wenigstens die Keyboards einige coole Parts einstreuen, so z.B. bei Grey. Sonst aber bleibt es an Jyrki hängen, mit seiner Coolness, Nonchalance und ganz besonders natürlich seiner finsteren Grabesstimme, die ihn eines Tages noch zum offiziellen Nachfolger von Andrew Eldritch und Peter Steele machen wird, für Abwechslung und prägnante Hooklines zu sorgen. Er erweist sich der Aufgabe glücklicherweise voll und ganz gewachsen, so dass Paris Kills nicht im Düsterkitschkleister erstickt und beinahe an den ansonsten frischeren Vorgänger Blessed Be heranreicht. Mit Still Waters Run Deep versteckt sich nahe dem Ende des Albums sogar ein richtiger Hit, der den 69 Augen durchaus den angestrebten Massenerfolg bescheren könnte. Eine dicke Portion Energie und Heaviness hätte dem Album dennoch mehr als gut getan.

Veröffentlichungsdatum: 27.05.2002

Spielzeit: 42:12 Min.

Line-Up:
Jyrki 69 – Gesang
Bazie – Gitarre
Timo-Timo – Gitarre
Archie – Bass
Jussi 69 – Schlagzeug

Produziert von Johnny Lee Michaels
Label: Roadrunner Records

Homepage: http://www.69eyes.com

Tracklist:
Crashing High
Dance d´Amour
Betty Blue
Grey
Radical
Don´t Turn Your Back On Fear
Stigmata
Forever More
Still Waters Run Deep
Dawn´s Highway

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