SCREAM SILENCE: Seven Tears

Dieses Mal funktioniert die Mischung von SCREAM SILENCE noch problemlos, doch spätestens beim nächsten Album darf es ruhig ein wenig mehr Entwicklung sein.

Auch wenn mal eben die halbe Mannschaft ausgetauscht wurde, hält Mastermind Hardy Fieting unbeirrbar am eingeschlagenen Kurs von SCREAM SILENCE fest. Gitarre und Bass, wo Cornel Otto und Robert Klausch erstmals zu hören sind, ordnen sich nach wie vor als Rhythmusinstrumente den überragenden Melodien von Hardys Stimme unter. Prinzipiell kein Fehler bei dem Gespür für unvergessliche Melodien voller Melancholie, das Hardy auf „…Seven Tears“ wieder unter Beweis stellt, auch wenn ich mir hier und da ein paar spannendere Gitarrenparts gewünscht hätte. Im Mix ist die Gitarre ebenfalls weit hinten gelandet, so dass der Schwerpunkt gegenüber „The 2nd“ noch deutlicher auf den Keyboards und dem Gesang liegt und so einen etwas poppigen Beigeschmack bekommt. Dennoch ist „…Seven Tears“ wieder ein Meisterwerk geworden, das die Konkurrenz größtenteils weit hinter sich lässt. Denn bei aller Eingängigkeit vermeiden es Hardy und Co., ihre Kompositionen zu sehr glattzubügeln oder gar eine Art HIM-Kopie werden zu wollen. Vielmehr entwickeln sie wieder einmal routiniert die bereits von den Vorgängeralben bekannte ganz eigene Stimmung, der man sich selbst bei 34 Grad Sonnenschein nur schwerlich entziehen kann. Von der ruhigen, anfangs nur ganz dezent von einem gesampelten Loop unterstützten Ballade „Seven Tears“ bis hin zu rockigerem Material wie „Consolation“ decken SCREAM SILENCE ihr Repertoire mit wunderbar einfühlsamen Harmonien und den verstohlenen Blick hinab ins Bodenlose, über dem wir alle tagtäglich unseren Seiltanz vollführen, ab.

Leider fehlt jedoch eine Steigerung, wie sie vom Erstling hin zu „The 2nd“ stattgefunden hatte. „…Seven Tears“ wirkt manchmal einen Tick zu abgeklärt, zu vorhersehbar, als dass ich dem Album den Vorzug vor dem genialen „The 2nd“ geben würde. Einige Experimente mit dem eigenen Sound, ein wenig Ausloten der eigenen Grenzen hätte „…Seven Tears“ sicherlich nicht geschadet. Nichtsdestotrotz ist das Album natürlich nach wie vor auf sehr hohem Niveau angesiedelt, doch wenn man sich selbst die Messlatte mit dem Vorgängeralbum derart hoch angesetzt hat und dann diese Messlatte mit Schrammen und viel Wackeln geradeso überwindet, mischt sich ein klein wenig Ernüchterung in die Begeisterung für eine außerordentliche Band und besonders den begnadeten Sänger und treffsicheren Ohrwurmentdecker Hardy Fieting. Mitverantwortlich dafür sind auch die Texte, die zwar durchaus ansprechende, zur Musik passende Themen abdecken, aber nach wie vor in eher holprigem Englisch gehalten sind. Es ist an sich kein Manko, kein Meister des Englischen zu sein. Wenn immer wieder jedoch einfach die deutsche Satzstellung übernommen wird, stört das auf Dauer den Hörgenuss doch empfindlich, wenn man sich ganz auf die Lieder einlassen will. Gerade angesichts der musikalischen Perfektion ist mir schleierhaft, wieso bei den Texten keine Sorgfalt angewandt wird. Dieses Mal funktioniert die Mischung von SCREAM SILENCE dennoch problemlos, doch spätestens beim nächsten Album darf es ruhig ein wenig mehr Entwicklung sein.

Spielzeit: 45:22 Min.

Line-Up:
Hardy Fieting – Gesang, Keyboards

Cornel Otto – Bass

Robert Klausch – Gitarre

Heiko Wolf – Schlagzeug

Produziert von Hardy Fieting
Label: Moonstorm/EFA

Homepage: http://www.screamsilence.de

Tracklist:
Somewhere

Timid Try

Eternal Exile

Breathless

The Pretender

Morphosis

Ebony Sun

Consolation

Asylum

Seven Tears

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