SCREAM SILENCE: Aphelia

Nix Neues im Hause SCREAM SILENCE, dafür aber gewohnt hervorragender Gothic Rock.

Für das neue Album der Berliner Gothic-Institution SCREAM SILENCE könnte man problemlos zwei völlig entgegengesetzte Reviews schreiben. Auf der einen Seite präsentiert der sechste Longplayer die mittlerweise zum Quintett angewachsene Band einmal mehr in Höchstform. Andererseits kann den Fünfen ein fast schon stoisches Beharren auf ihren typischen Klangelementen attestiert werden, das zwar erstklassige Songs wie das rockige Harvest oder den epischen Opener My Eyes hervorbringt, jedweder Weiterentwicklung jedoch mit breiter Brust im Wege steht. Jeder der Songs hätte genau so auch auf The 2nd oder Elegy stehen können, was die Ähnlichkeit zu den älteren Live-Bonustracks unterstreicht. Doch genug gemeckert, die hervorragende Qualität von Aphelia lässt die Begeisterung den Sieg über die Beschwerden erringen. Hardy Fieting singt mit seiner charismatischen Stimme einmal mehr unwiderstehlich wehmütig, während seine Hintermänner ihn songdienlich mit atmosphärisch dichten Klängen unterstützen. Dezente Elektronik sorgt im Wechselspiel mit düster rockenden Temponummern für Abwechslung und die nötige Modernität, um sich von den großen Vorbildern der Gothic-Szene abzuheben. Im Zentrum allen Schaffens steht jedoch stets die Emotionalität, die gerade in den getrageneren Liedern wie Nothingness, das sich von einer Akustikballade langsam in ein doomiges Epos inklusive Todesschrei im Mittelteil hineinsteigert, gänzlich ohne Reibungsverluste beim Hörer ankommt. Angesichts dieser Konstanz muss man trotz des abgegrasten musikalischen Terrains den Hut ziehen vor SCREAM SILENCE. Welcher Gothic-Band gelingt es heute denn noch, wirklich packend und frei von poppigen Anleihen ehrliche Songs voller Gefühl zu schreiben? Folglich kann ich mir auch das zweite Review sparen, denn unterm Strich verteidigen die Berliner mit Aphelia die Tabellenführung in ihrem Sektor, eine Leistung, die höchsten Respekt verdient hat.

Veröffentlichungstermin: 20.04.2007

Spielzeit: 70:52 Min.

Line-Up:
Hardy Fieting – Gesang, Keyboards
Heiko Wolf – Schlagzeug
Robert Klausch – Gitarre
Hagen Schneevoigt – Bass
René Gödde – Gitarre

Produziert von Hardy Fieting
Label: Plainsong Records

Homepage: http://www.screamsilence.de

Email: info@screamsilence.de

Tracklist:
My Eyes
Harvest
Kerosene
The Vitriol
Nothingness
My Tenebrous Illusion
Unspoken
In Every Sin
Riders
Aphelia
Harvest (live)
Consolation (live)
Immortal (live)

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