BOYSETSFIRE sind ja bekanntlich schon einige Jahre tot und begraben, da kommen POLAR BEAR CLUB aus Rochester, NY, und schließen, zumindest teilweise, eine klaffende Wunde und spielen herrlich unbekümmerten, melodischen Hardcore der so schön unmodern nach den Neunzigern klingt, dass es eine einzige Freude ist. Ihr zweites Album Chasing Hamburg strotzt vor Kraft und Lebensfreude, ist aber keine fröhliche Angelegenheit, sondern bietet ein breites Spektrum an Emotionen. Mal melancholisch, mal wütend, mal einfach mit dem guten Gefühl, Radau machen zu können, sind POLAR BEAR CLUB ganz unkompliziert und machen Musik für den Moment. Somit gibt es zehn Songs zu hören, die fast alle mitten ins Schwarze treffen. Denn hier geht gutes Songwriting mit dem richtigen Gefühl Hand in Hand und deshalb kann es gut passieren, dass man ein paar Tage lang von Knüllern wie Boxes, Light Of Local Eyes, The Old Fisher Burial Ground und dem abschließendem Titelsong einfach nicht loskommen kann. Schlimmer wird es sogar bei Song To Persona, der mit seiner dramatischen Steigerung gegen Ende richtig unter die Haut geht und so zum besten Song von Chasing Hamburg mutiert, Ohrwurmcharakter inklusive.
Neben der ordentlichen Ladung an tollem Songmaterial sind auf dem unverschämt kurzem Album auch noch gute Musiker zu hören, die vielleicht keine außergewöhnlichen Leistungen vollbringen, aber tadellos durch das Album kommen, und gerade die Gitarrenabteilung ist alles andere als durchschnittlich, denn hier gibt es ganz viel zu Entdecken. Und auch wenn Sänger Jimmy Stadt mit seiner rauen, aber doch melodischen Stimme nicht allzu viel Abwechslung parat hat, er passt zu jeder Facette seiner hier und da recht sentimentalen Texte und der gesamten Musik von POLAR BEAR CLUB. Dass Chasing Hamburg nicht nur ein schönes Artwork, sondern auch von Produzent Matt Bayles auch noch den optimalen Schliff verpasst gekriegt hat und deshalb jedes Instrument bodenständig, echt und doch druckvoll klingt, ist noch ein zusätzlicher, nicht verachtenswerter Bonus. Wer keine Lust auf brutalen, stumpfen Hardcore hat und stattdessen die positive Attitüde des Genres in den Neunzigern schätzt und Bands wie BOYSETSFIRE und die frühen THRICE nicht vergessen kann, weiß wo er zugreifen kann und muss. POLAR BEAR CLUB haben mit Chasing Hamburg zweifelsfrei eine wirklich schöne Platte im Gepäck.
Veröffentlichungstermin: 11. September 2009
Spielzeit: 31:59 Min.
Line-Up:
Jimmy Stadt – Vocals
Chris Browne – Guitar
Nate Morris – Guitar
Erik Henning – Bass
Emmet Menke – Drums
Produziert von Matt Bayles
Label: Bridge Nine Records
Homepage: http://polarblogclub.com
MySpace: http://www.myspace.com/polarbearclub
Tracklist:
1. See The Wind
2. Living Saints
3. Boxes
4. Take Me To The Town
5. Drifting Thing
6. Light Of Local Eyes
7. Song To Persona
8. The Old Fisher Burial Ground
9. One Hit Back
10. Chasing Hamburg