NEONFLY: Outshine The Sun

Ein hörenswertes Album abgeliefert, das dem Melodic Metal eine Frischzellenkultur verpasst. Die Songs klingen nicht ungestüm, aber ehrgeizig, nicht wirr, aber doch rastlos.

Betrachtet man den Albumtitel genauer, wird schnell klar, welche Stimmung bei NEONFLY klar die Oberhand hat. Friede, Freude, Eierkuchen! Alles wird gut! Und zwar nicht im Sinne von Musikantenstadl und Schunkeln bis der Notarzt kommt. Nein, Neonfly tauschen wahrscheinlich bei Sonnenschein auch die Sonnenbrillen gegen Lupen aus. Es werde Licht, sprach Bandkopf Frederick Thunder. Und es ward Licht – naja, eigentlich ward es Melodic Metal. Die Fröhlichkeit der Band zeigt sich dabei nicht in platten Tralala-Melodien, sondern in einer allgemeinen optimistischen Ausstrahlung, die vom ersten Ton des Openers an die Heaviness von einer Belastung zu einer Unterstützung macht und die latente Agressivität in Schaffenskraft umwandelt. Im direkten Vergleich klingen selbst die fröhlicheren STRATOVARIUS-Sachen depressiv.

Nicht zuletzt dank des ausdrucksstarken Gesangs von Willy Norton besitzt die Musik von NEONFLY die nötige Eigenständigkeit, um sich in einer Stilnische zu etablieren, in der eigentlich alles schon einmal gesagt bzw. gesungen wurde. Outshine The Sun flirtert stark mit der plakativen Kernkompetenzüberstrapazierung von DRAGONFORCE. Doch letztlich wirkt die Musik zu keinem Zeitpunkt übertrieben oder gar selbstironisch. Klar, man kann sich fragen, ob so viele Keyboards im Hintergrund sein müssen. Doch da sich die Stücke nie in Nebensächlichkeiten verlieren, stört das erfreulich wenig und dürfte so manchen AOR-Fans vielleicht sogar erst den Zugang zur Band ermöglichen.

Die größte Stärke der Band ist wohl, dass sie aus den Fehlern gelernt zu haben scheint, die die Konkurrenz gemacht hat. Die technischen Möglichkeiten des Jahres 2011 diktieren hier nicht das Klangbild, die technischen Fertigkeiten der Musiker stehen voll im Dienst nachvollziehbarer Songstrukturen, die üblichen Textversatzstücke wurden schlüssig neu zusammengesetzt und gesanglich top umgesetzt. Es gibt einzelne Momenten wie bei 5, in denen NEONFLY noch überambitioniert wirken. Hier könnte die Band sich die Freiheit nehmen, statt drölf verschiedene Klangfarben miteinander zu vermischen lieber die wesentlichen Melodien stärker zu betonen und beim Refrain für noch mehr Eingängigkeit zu sorgen. Wer sich bei melodischem Metal schnell mal langweilt, dürfte die Rastlosigkeit von Outshine The Sun freilich mögen. Bezeichnenderweise funktioniert so auch das Instrumental 6 auch ohne überlange Soloeinlagen erstaunlich gut. Outshine The Sun ist übrigens eins der Melodic-Metal-Alben, bei denen die Speed-Metal-Ausflüge erst in der zweiten Albumhälfte stattfinden. Angesichts der zahlreichen Tempowechsel und der treibenden Eingangsstücke fällt das aber kaum ins Gewicht.

NEONFLY haben ein hörenswertes Album abgeliefert, das dem Melodic-Metal-Genre eine Frischzellenkultur verpasst. Die Songs klingen nicht ungestüm, aber ehrgeizig, nicht wirr, aber doch ungeduldig. Verpackt wurde das Ganze in eine moderne Produktion, die sämtliche Lücken im Klangbild stopft und die Stärken der Band bestens zur Geltung kommen lässt. Die Sonne stellt das Album sicher nicht in den Schatten, aber als Soundtrack für die letzten Sommertage eignen sich flotte Gute-Laune-Rocker wie I Think I Saw A U.F.O. allemal.

Veröffentlichungstermin: 19.08.2011

Spielzeit: 49:49 Min.

Line-Up:

Willy Norton: Gesang
Frederick Thunder: Gitarre
Patrick Harrington: Gitarre
Paul Miller: Bass
Boris Le Gal: Schlagzeug

Produziert von Nick Savio
Label: Rising / Cargo

Homepage: http://www.neonfly.net

Mehr im Netz: http://www.myspace.com/neonflyband

Tracklist:

1. Broken Wings
2. The Enemy
3. Ship With No Sails
4. A Gift To Remember
5. The Revenant
6. The Ornament
7. Reality Shift
8. Spitting Blood
9. Morning Star
10. The Messenger
11. I Think I Saw A U.F.O.

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