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NAILS: Every Bridge Burning

Ein neuer Nagel im Sarg: Mit „Every Bridge Burning“ machen NAILS den Fehltritt „You Will Never Be One Of Us“ größtenteils wieder gut, ohne an die atemberaubende Frühphase der Band anschließen zu können.

Dass man Todd Jones keine Streichhölzer in die Hand drücken darf, ist seit NAILS’ Debütalbum „Unsilent Death“ aus dem Jahr 2010 allen Freund*innen beherzten Lärms bekannt. Für sein viertes Album „Every Bridge Burning“ wirft Jones nun wieder mit Brandsätzen um sich und brennt alle Brücken ab, die er finden kann. Das überrascht freilich nicht. NAILS standen seit ihrer ersten Bandprobe für ein Maximum an Aggression, und ich meine damit M-A-X-I-M-U-M. Doch schon ihr drittes Album „You Will Never Be One Of Us“ zeigte auf, dass sich der Mix aus Grindcore und Hardcore schnell erschöpft. Und doch: „Abandon All Life“ ist die Platte, die beim Verfasser läuft, wenn der H-A-S-S zu übermächtig wird. Nur um dann festzustellen, dass das mit dem Wutabbau nicht zu 100% funktioniert hat.

Hate to the max: „Every Bridge Burning“ zeigt NAILS acht Jahre nach dem letzten Album standesgemäß humorlos und brutal

Ob Todd Jones nun auch eine Sinnkrise wegen ausbleibender Katharsis hatte, oder ob er mit seinem instabilen Line-Up seit 2016 so beschäftigt war, sei an dieser Stelle egal. Acht Jahre nach dem letzten Album und fünf Jahre nach der letzten Zwei-Track-Single hat sich für NAILS reichlich wenig geändert. Jones speit nach wie vor Gift und Galle, die zehn Songs kommen insgesamt auf eine Spielzeit von weniger als 20 Minuten, Riffs und Drumming sind erbarmungslos. Das Geschrei ist beinahe absurd hysterisch und vom Partner in Crime Kurt Ballou wie üblich aufs Rabiateste in Szene gesetzt.

Und doch erlauben sich NAILS kleinere Ausbrüche aus dem brutalen Band-Standard, den sie beinahe zu routiniert runterzocken. Neben den typischen, chaotischen, aber trotzdem primitiven Riffs haben NAILS ein paar eingängige, crunchy Parts parat, die dem Titeltrack, dem spaßig-thrashigen „Give Me The Painkiller“ oder dem wuchtigen „I Can’t Turn It Off“ ungemein guttun. Dass „Every Bridge Burning“ nicht nur Vollgas kann, sondern auch auf Tempowechsel und Grooves setzt, ist äußerst wohltuend. Doch dadurch fällt auch auf, dass Songs, die eben keine kurzen Aha-Momente besitzen, mit einer gewissen Müßigkeit zu kämpfen haben, wie „Imposing Will“ und „Made Up In Your Mind“ zeigen.

„Every Bridge Burning“ liegt zwischen erfrischender musikalischer Gewalt und Selbstpersiflage: NAILS können nicht an „Abandon All Life“ anknüpfen

„Every Bridge Burning“ ist so etwas wie eine Zwitterstellung in der Geschichte von NAILS. Einerseits wirken sie nach der langen Pause deutlich frischer und zwingender als auf „You Will Never Be One Of Us“, andererseits ist diese konsequente Negierung einer jeden Entwicklung auch bis zu einem gewissen Teil Selbstpersiflage. Es gibt zahllose Beispiele extremer Bands, die in Würde altern. Todd Jones hingegen entscheidet sich dafür, weiterhin so humor- und kopflos zu agieren wie vor fünfzehn Jahren und gibt damit, vor allem stimmlich, ein Bild ab, wie Timo Boll bei den Olympischen Spielen 2024. Aber der gute Mann kann eben nicht anders, er sagt es ja selbst in „I Can’t Turn It Off“. Überhaupt: Dass NAILS im Grunde die One-Man-Show eines Hitzkopfs ist, wird deutlich, ruft man sich ins Gedächtnis, dass eine völlig neue Backing-Band hier spielt – und es fällt überhaupt nicht auf. Beim Abbrennen von Brücken macht Jones eben keine halben Sachen.

Insgesamt ist „Every Bridge Burning“ also ein solider Genrebeitrag mit kleineren Schwächen und verkrampfter Attitüde, aber wieder deutlich besser als das 2016er Album. Nur eben auch kein neuer Instant-Klassiker wie „Abandon All Life“. Dass in den vergangenen Jahren Bands wie END an NAILS vorbeigezogen sind, lässt sich außerdem nicht leugnen. Wer es sich aber brutal, kompakt und wirkungsvoll besorgen will, darf sich diesen Quickie durchaus vormerken.

Wertung: 7 von 10 Zündeleien

VÖ: 30. August 2024

Spielzeit: 17:48

Line-Up:
Todd Jones – Guitar, Vocals
Carlos Cruz – Drums
Andrew Solis – Bass
Shelby Lermo – Guitar

Label: Nuclear Blast Records

NAILS „Every Bridge Burning“ Tracklist:

1. Imposing Will (Official Audio bei Youtube)
2. Punishment Map
3. Every Bridge Burning
4. Give Me The Painkiller (Official Audio bei Youtube)
5. Lacking The Ability To Process Empathy (Official Audio bei Youtube)
6. Trapped
7. Made Up In Your Mind
8. Dehumanized
9. I Can’t Turn It Off
10. No More River To Cross

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