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MEMORIAM: The Silent Vigil

Es ist wenig Zeit vergangen zwischen “For The Fallen” und “The Silent Vigil” – zu wenig Zeit?

Nur ein Jahr nach der Veröffentlichung ihres Debütalbums “For The Fallen” haben MEMORIAM bereits ihr zweites Album fertiggestellt. Ein Zeichen sprudelnder Kreativität oder ein Schnellschuss? Leider tendiert meine Meinung ganz klar zu letzterem. BOLT THROWER beherrschten die Kunst mit nur wenigen Riffs gigantische Songs zu schreiben wie wohl keine zweite Band auf diesem Planeten. Scott Fairfax ist allerdings weder ein Gavin Ward noch ein Barry Thomson und so mäandert “The Silent Vigil” eine ganze Weile vor sich hin und klingt dabei trotz vereinzelter, guter Riffs mehr nach einer Sammlung halbfertiger Songideen, als nach einem krachenden Death Metal-Werk.

MEMORIAM brauchen auf “The Silent Vigil” lange um halbwegs in Fahrt zu kommen

“Bleed The Same” ist der erste Song, der mich aus meiner Lethargie reißt. Diese Harmonie, gefolgt von diesem walzenden Riff – das ist BOLT THROWER in Reinkultur. Der Song mit der sehr wichtigen Botschaft über die Gleichheit aller Menschen ist tatsächlich das erste Stück, das auch auf dem Debüt eine gute Figur gemacht hätte. Allerdings muss ich auch hier feststellen, dass die Band den Song insgesamt einfach zu lang hat werden lassen – ohne dafür ausreichend packende Riffs an Bord zu nehmen.

Aber so langsam scheinen MEMORIAM aufzuwachen, denn auch die folgenden Stücke “As Bridges Burn” und “The New Dark Ages” machen ordentlich Druck, vor allem, wenn es wieder sehr deutlich nach BOLT THROWER klingt. Gerade, wenn das Hauptriff von “As Bridges Burn” einem das Gesicht eindrückt, möchte man am liebsten laut “Es geht doch!” rufen. Da ist er, dieser höllische Groove! Das schleppende “No Known Grave” geht in Ordnung, zieht sich aber auch wieder arg in die Länge. Letzteres gilt auch für den Rausschmeißer “Weaponised Fear”, der zwar einer der kürzesten Songs des Albums ist, mir aber deutlich länger vorkommt.

Songs die bei BOLT THROWER ohne Umweg in der Tonne gelandet wären

For The Fallen” hatte auch schon seine Längen und war sicherlich kein Meisterwerk, aber auf jeden Fall ein insgesamt gutes Death Metal-Album. Auf “The Silent Vigil” finden sich viele Stücke, die bei BOLT THROWER ohne Umweg in der Tonne gelandet wären. Gerade der holprige Start macht dem Album ganz schön zu schaffen. Erstmal über ein Drittel der Spielzeit zu brauchen, um in die Spur zu kommen – sowas darf einer Band mit so erfahrenen Musikern eigentlich nicht passieren. Und nach einem kurzen Hoch, verliert das Album zum Ende dann auch schon wieder an Schwung.

Selbst Karl Willets schwächelt und klingt im Vergleich zum letzten BOLT THROWER-ALbum “Those Once Loyal” um einiges kraftloser. Allerdings liegt zwischen diesen Alben auch mehr als ein Jahrzehnt und der Mann wird ja nun mal auch nicht jünger. Trotzdem hat Karl immer noch eine der prägnantesten Stimmen im Death Metal.

Insgesamt ist “The Silent Vigil” leider eine Enttäuschung. Einigen wenigen, richtig guten Songs steht viel zu viel Füllmaterial gegenüber. Ob es wirklich einfach nur ein Schnellschuss und hoffentlich einmaliger Ausrutscher war oder ob MEMORIAM ihr kreatives Pulver bereits verschossen haben, sehen wir wohl mit dem nächsten Album.

Veröffentlichungsdatum: 23.03.2018

Spielzeit: 49:29

Line Up:
Karl Willets – vocals
Scott Fairfax – guitars
Frank Healy – bass
Andy Whale – drums

Produziert von:

Label: Nuclear Blast Records

Bandhomepage: http://www.memoriam.uk.com
Facebook: https://www.facebook.com/Memoriam2016
Bandcamp: https://willettsio.bandcamp.com

Tracklist:
01. Soulless Parasite
02. Nothing Remains
03. From the Flames
04. The Silent Vigil
05. Bleed The Same
06. As Bridges Burn
07. The New Dark Ages
08. No Known Grave
09. Weaponised Fear

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