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LAST FOREST RAIN: Last Forest Rain

Die spanische Post Metal-Formation ist oberflächlich nostalgisch, frischt das Genre mit ihrem Debütalbum „Last Forest Rain“ aber behutsam auf.

Post Metal in den 2000ern, als es den Terminus noch nicht mal so richtig gab, das war der Heilige Gral für den Autoren. Doch jede Honeymoon-Phase geht mal vorüber, und so zieht man weiter, suchend nach dem Nächsten, das den Metal weiterbringt. Dass diese Zeit mittlerweile 20 Jahre zurück liegt erstaunt, und somit ist da so ein gewisses Retrogefühl, wenn man an diese Zeit denkt. Nun haben die Spanier LAST FOREST RAIN die vergangenen Jahre nicht unbedingt verschlafen, aber alles in allem ist ihr Post Metal schon recht nostalgisch. Dass das nichts Schlechtes sein muss, demonstriert die spanische Formation in den knapp 50 Minuten ihres Full Length-Debüts.

Und warum sich damit auch verstecken? „Last Forest Rain“ zeigt ganz offensiv seine Einflüsse: CULT OF LUNA, ENVY, PELICAN und ROSETTA sind eben auch alles andere als schlechte Vorbilder. Sie lehren Spannungsaufbau, die Verbindung aus Impulsivität und Emotion und Momente des Glücks und der Wut stimmig zu verbinden. Doch LAST FOREST RAIN als Copycats abzustempeln wäre ungerecht. Immerhin findet sich in der Musik auch Post Black Metal, der mal aggressiver wie bei DOWNFALL OF GAIA und mal harmonischer à la ALCEST ist. Das mag auch nicht bahnbrechend sein, frischt die Mixtur der Formation aus Madrid aber ungemein auf.

„Last Forest Rain“ beinhaltet vieles von dem, was die großen Namen des Genres auszeichnet

Das klingt in der Praxis meistens ziemlich gut, selbst wenn LAST FOREST RAIN nicht immer auf mitreißend performen. Glücklicherweise stehen drei Songs mit mehr als zehn Minuten Spielzeit auf dem Album, und hier zeigt das Quartett, wo ihre Begabung steckt. Die Songaufbauten sind dort beeindruckend, wo sich die Musiker Zeit lassen. Hier entwickeln sich ihre Stücke nicht nur in die unterschiedlichsten Richtungen, die Hörer*innen bekommen auch eine Ahnung davon, welche Weitsicht in LAST FOREST RAIN steckt. „They Stole The Sun“, beginnt mit der Schwere und Gravitas von AMENRA, bevor es an Leichtigkeit gewinnt und mit sehr starken Harmonien ausufernd endet. „Shelter Under Leaves“ entgleitet in Richtung beeindruckender Sphären, mit einem abermals tollen Melodiegespür und gipfelt in purer Emotion und Intensität. Als Kontrast findet sich „Silver Bridge Sunset“ zwischen den dynamischen Polen oszillierend wieder, wirkt in der Mitte allerdings ein wenig beliebig.

Auch ansonsten gibt es kleinere Punkte, die LAST FOREST RAIN noch von den Größen des Genres trennen. Beispielsweise dürfte der Cleangesang, der an Aaron Turners Stimme auf den späten ISIS-Alben erinnert, noch etwas sicherer und selbstbewusster werden. Und ihre Stärken dürften sie offensiver ausleben, während sie sich mutiger vom Füllmaterial trennen dürften – was gerade im fragmentierten „Last Forest“ vorkommt. Doch gerade wenn sich die Band öffnet und Einflüsse von außen zulässt, sei es der Gesang von Sara Benito Bown beim abschließenden „Oceanic State“ oder die subtilen elektronischen Nuancen, machen LAST FOREST RAIN Boden gut und profitieren vom Blick von außen.

LAST FOREST RAIN beherrschen das Einmaleins des Genres mühelos – punkten aber gerade dann, wenn sie ihren eigenen Weg gehen

Dank der voluminösen Produktion von Simon da Silva (AVERSIO HUMANITATIS, SELBST) mit roher Gitarrenwand und wuchtigen Drums erfährt „Last Forest Rain“ in den lauten Momenten ein sludgiges Sounddesign und hebt die Band damit nicht nur von zu glatten Genrevertretern ab, sondern lässt auch erahnen, dass LAST FOREST RAIN live ziemlich gut klingen dürften. Somit gelingt den Spaniern das Kunststück, dem Genre treu zu bleiben und behutsam seine Grenzen auszuweiten. Freilich, das haben andere auch schon versucht, sicherlich auch mit ähnlichem Erfolg. „Last Forest Rain“ ist dennoch hörenswert, schlicht, weil es die Leidenschaft für das Genre authentisch transportiert – eben so, wie es bereits in der guten, alten Zeit üblich war.

Wertung: 7 von 9 Traditionserneuerungen

VÖ: 17. Januar 2025

Line-Up:
Daniel de la Heras: Guitars, vocals, keyboards, and arrangements
Samu Boises: Guitars and screaming vocals
David Sierra: Bass
Pablo López: Drums

Collaborators:
Jaime Torres (ETERNAL STORM): Keyboards and Synthesizers.
Sara Benito Bowen (HIRANYA): vocals on „Oceanic State“.
Miguel de la Heras: composer of „That Hidden Inner Light“.

Label: These Hands Melt

LAST FOREST RAIN „Last Forest Rain“ Tracklist:

1. That Hidden Inner Light
2. Gravity Eyes (Official Video bei Youtube)
3. They Stole The Sun
4. Last Forest
5. .R∆IN.
6. Shelter Under Leaves (Official Video bei Youtube)
7. .ECHŒS.
8. Silver Bridge Sunset
9. Oceanic State

LAST FOREST RAIN „Last Forest Rain“ Full Album Stream bei Youtube

Mehr im Netz:

https://lastforestrain.bandcamp.com
https://www.instagram.com/lastforestrain_band/

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