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KATHAARIA: To Be Shunned By All…As Centres Of Pestilence

Eine faustdicke Black Metal-Überraschung: KATHAARIAs zweites Album „To Be Shunned By All…As Centres Of Pestilence“ liefert außergewöhnlich hohe Qualität.

Wie ich es liebe, wenn etwas wie aus dem Nichts mit einer Selbstverständlichkeit einfach präsent ist. Ohne große Gesten, Promokampagne, Imagespielereien oder Gepose, stattdessen ist da pure Qualität und Ästhetik. Kürzlich überraschten NORMA EVANGELIUM DIABOLI mit VERBERIS und deren Album „Adumbration Of The Veiled Logos“. Beim deutschen Duo KATHAARIA, dessen Name irgendwo im Hinterkopf herumspukte, ist es exakt das Gleiche. „To Be Shunned By All…As Centres of Pestilence“ war einem Monolithen gleich auf einmal da, in voller Pracht und Selbstverständnis.

Der Name KATHAARIA lässt auf  eine Verneigung vor frühen DARKTHRONE tippen, doch „To Be Shunned By All…As Centres Of Pestilence“ zeigt eine ganz eigene Herangehensweise an diese Musik. Völlig zeitlos – nicht aus der Zeit gefallen! – gibt es sechs Songs, die viel von dem bieten, was das Genre ausmacht: Riffs voller Brillanz und Durchschlagskraft, epische Songaufbauten und eine hohe Dosis Aggression. Kurzum: KATHAARIAs Variante des Black Metal ist originell, trotz Hang zur Tradition – und das ist definitiv beeindruckend.

Zeitlos, nicht aus der Zeit gefallen: „To Be Shunned By All…As Centres of Pestilence“ überwältigt als stilsicheres, komplexes Black Metal-Album.

Im Gegensatz zum 2008 veröffentlichtem und bisher einzigem Album „The Complex Void Of Negativity“ zeigen sich KATHAARIA ein wenig geöffnet: Ein Hauch Death Metal à la DROWNED fließt ins Riffing ein, außerdem zeigen KATHAARIA ein Faible für thrashige Momente. Dies variieren KATHAARIA in ihren Stücken so gekonnt, dass es niemals eintönig wird und keine großen Brüche entstehen. In der Tat, „To Be Shunned By All…As Centres Of Pestilence“ ist enorm gut geschrieben. Alles fließt, und wenn es größere Cuts in den Songs gibt, sind sie nicht beliebig, sondern äußerst wirksam, wie in „Degenerate Encapsulate“, dessen rasantes Ende den Puls in die Höhe schnellen lässt.

Generell zeigen sich die sechs Stücke sehr variabel. „Agenda Nihil“ beginnt recht schleppend mit Riffs nahe Death-Doom, bevor es sich in Black-Thrashige Aggression mit wildem Geschrei steigert. „The Last Act Of Rebellion“ scheint etwas chaotisch, hat einen ungezügelten Songaufbau, kann dieses Level aber nicht ganz halten und endet etwas zu repetitiv. Davon abgesehen lassen KATHAARIA keine Schwächen erkennen, und gerade in der zweiten Hälfte sind die beiden Musiker absolut fokussierte Songschreiber.

KATHAARIA funktionieren als Duo exzellent und brillieren als Songwriter auf allen Ebenen.

Die Intensität lässt die gesamten 50 Minuten über nicht nach, da KATHAARIA es verstehen, geschickt mit Dynamik umzugehen, ohne plumpe Laut-Leise-Taschenspielertricks zu verwenden. Ob nun heftige Aggression und melodiöse Epik wie in „The Judas Principle“ oder melancholischere Töne wie in „Never Dead Enough“ mit seinem atmosphärischen, folkig-gesungenem „Weeping-Willow“-Sample, „To Be Shunned By All…As Centres Of Pestilence“ bietet nicht nur alle Ebenen – es brilliert auch auf allen Ebenen. Selbst das abschließende Instrumental „Apathetic“ erlebt eine derartige Steigerung, in der hervorragende Riffs, sagenhafte Harmonien und verspieltes, aber dennoch traditionelles Drumming zum Einsatz kommen. So lassen KATHAARIA zum Ende hin Gänsehaut entstehen – eine absolut intensive Performance.

KATHAARIA funktionieren exzellent als Duo. Einerseits sind sowohl die Gitarren als auch das Drumming im Fokus und für sich sorgsam ausgearbeitet, gleichzeitig passen beide Musiker ausgezeichnet zueinander: Ein Duo, das gegenseitig das Beste aus sich herausholt. Dazu kommt die zügellose Gesangsperformance von Drummer Jhn, dessen Stimme wohlig an Quorton erinnert. „To Be Shunned By All…As Centres Of Pestilence“ ist eine absolute Überraschung, ein erstklassig geschriebenes und performtes Album, auf dem es eine Menge zu entdecken gibt und das sich auch nach dem fünfzehnten Durchgang nicht ansatzweise abgenutzt hat. „To Be Shunned By All…As Centres Of Pestilence“ ist ein ebenso impulsives wie durchdachtes Werk und es zeugt von echtem Können, dass dies gleichberechtigt nebeneinander stehen kann. Dieses Niveau gibt es nur selten zu hören. Wessen Herz sich nach richtig gutem Black Metal sehnt, ist hier absolut richtig.

Wertung: 5 von 6 Materialisationen

VÖ: 23. September 2022

Spielzeit: 48:35

Line-Up:
Jhn – Drums, Vocals
Opolus – Guitars, Bass

Label: End All Life Productions / Norma Evangelium Diaboli

KATHAARIA „To Be Shunned By All…As Centres of Pestilence“ Tracklist:

1. Agenda Nihil
2. The Last Act Of Rebellion
3. Degenerate Encapsulate
4. The Judas Principe
5. Never Dead Enough
6. Apathetic

Mehr im Netz:

https://kathaaria.bandcamp.com/

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