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VERBERIS: Adumbration Of The Veiled Logos

Das hat niemand kommen sehen: VERBERIS überraschen ohne großes Trara mit einem epischen und komplexen Black-Death Metal-Album auf beachtlichem Niveau.

Ich bin ein simpel gestrickter Mann, gewisse Reize lösen bestimmte Reaktionen aus. Ich lese die Worte „Neuseeland“ und die Initialen „JSM“ in Verbindung mit „Percussion“ und schon ist das Interesse geweckt. VERBERIS flogen interkontinental bisher unter meinem Radar, doch dank dieses kleinen Hinweises im Anschreiben ist „Adumbration Of The Veiled Logos“, das zweite Album des deutsch-neuseeländischen Gespanns, mehr als präsent auf meiner inneren Landkarte. Und weil VERBERIS mit ihrem neuen Album derart ins Schwarze treffen, ist es nicht verwunderlich, dass mittlerweile auch das Debütalbum „Vexamen“ (2016) und die EP „Vorant Gnosis“ (2018) in meinem Regal stehen.

Und gerade das Debüt verdeutlicht, welchen Weg VERBERIS in dieser Zeit eigentlich zurückgelegt haben. Ihr Zweitwerk „Adumbration Of The Veiled Logos“ kann immer noch als Black-Death Metal bezeichnet werden, ist aber komplett anders gestaltet. Diese einstündige Reise beginnt im Chaos und endet im abstrakten Nichts, verformt sich dazwischen immer wieder und zeigt recht viele Facetten. Wo „Sepulchre Of Shattered Saints“ noch mit wilden und animalischen Riffs und vereinzelten Thrash-Einsprengseln beginnt, die eine Verbindung zu „Vexamen“ erahnen lassen, verändert sich das Album nach und nach teils recht drastisch.

VERBERIS driften auf „Adumbration Of The Veiled Logos“ aus dem Chaos in Richtung Introspektion

Die Einflüsse von VERBERIS lassen sich schnell ausmachen: DEATHSPELL OMEGA zu Zeiten von „Fas – Ite, Maledicti, in Ignem Aeternum“ stecken tief in der DNA von „Adumbration Of The Veiled Logos“, ebenso Bands wie VENENUM, WATAIN und TEITANBLOOD. Und natürlich hinterlässt einer der Akteure seine Spuren: Das Spiel von Drummer JSM ist unverkennbar – auch wenn er als Jamie Saint Merat bei seiner Stammband ULCERATE deutlich komplexer spielt. Die Nähe zu ebenjenen ULCERATE gibt dem Gemenge aus Black und Death Metal die nötige Würze. Wirklich stark ist auch die komplexe Gitarrenarbeit – die dissonanten Riffs bleiben stets prägnant und hörbar und bieten stets so viel wie möglich und auch nötig. Das gilt generell für die Kompositionen, die erstaunlich sicher zwischen den Polen der Komplexität und Einprägsamkeit pendeln.

Es ist herausfordernd, VERBERIS bei ihrer Metamorphose zuzuhören, aber es fasziniert ab der ersten Sekunde. Immer häufiger ordnen sich die Stücke, zunächst noch rudimentär in „Adamantine Amidst Transcience“. Hier ist der ganze Wahnsinn zwischen Dissonanz und Prägnanz, zwischen brodelnder Langsamkeit und entfesselter Geschwindigkeit enthalten. Mehr und mehr gelangen VERBERIS in der Folge von Chaos in Richtung Introspektion. „Severed Paragon“ beginnt sehr langsam und leise, mit unterschwellig brodelnder Bosheit, bevor eine gewaltige Eruption das Stück nach dem ersten Drittel gewaltig und bestialisch werden lässt. Nun ja, wir wurden gewarnt: Die Balance zwischen Abstraktion und Direktheit deutet schon das Artwork an.

Selten ist Black-Death Metal gleichermaßen rasend, komplex und atmosphärisch – VERBERIS gelingt dies mit Leichtigkeit.

Das sechsminütige Instrumentalstück „Ennoia“ ist ähnlich zurückhaltend und dunkel wie der Beginn von „Severed Paragon“, beinhaltet eine Menge Spannung und Atmosphäre und baut eine Brücke zum Finale „I Am The Father And The Tomb Of The Heavens“. Dieser Track ist schlicht ein Juwel und strahlt in dem ganzen Mahlstrom aus Chaos, Gewalt und Dunkelheit eine unerwartete Ruhe aus, die sich durch die vollen 20 Minuten zieht. Hier wird schließlich auch das Niveau von DEATHSPELL OMEGA erreicht – das hinterlässt bleibenden Eindruck.

Black-Death Metal ist selten so komplex und atmosphärisch, dass er tief unter die Haut geht, doch VERBERIS schaffen genau das mit Leichtigkeit. „Adumbration Of The Veiled Logos“ mit seinen fünf überlangen Stücken ist gleichermaßen geheimnisvoll und rasend, hätte aber davon profitiert, wenn VERBERIS sich ein wenig mehr von ihren Vorbildern gelöst hätten und der eigentlich sehr kraftvolle Gesang mehr Variation bieten würde. Insgesamt ist das zweite Album dieser Band dem Gros des Genres aber meilenweit voraus. Und wenn „Adumbration Of The Veiled Logos“ nach einer knappen Stunde verklingt, ist es gut zu wissen, dass meine Reizreaktionskette noch immer tadellos funktioniert.

Wertung: 4 von 5 Interkontinentalflüge in die Hölle

VÖ: 17. Juni 2022

Spielzeit: 57:54

Line-Up:
DA – Guitars
JSM – Percussions
NH – Vocals
MP – Bass

Label: Norma Evangelium Diaboli

VERBERIS „Adumbration Of The Veiled Logos“ Tracklist:

1. Sepulchre Of Shattered Saints
2. Adamantine Amidst Transience
3. Severed Paragon
4. Ennoia
5. I Am The Father And The Tomb Of The Havens

Mehr im Netz:

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