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INTRONAUT: Fluid Existential Inversions

Passender kann man INTRONAUT nicht visualisieren: leuchtende Farben, kräftiger Duktus und eine Szenerie zwischen Expressionismus und Surrealismus. „Fluid Existential Inversions“ ziert ein Artwork, das dem eigenwilligen Progressive Metal der US-Amerikaner endlich ein Gesicht gibt. Gleichzeitig haben die Musiker den Kopf nicht mehr so weit in den Wolken, wie es teilweise in der Vergangenheit der Fall war.

Wie der Vorgänger „The Direction Of Last Things” (2015) ist “Fluid Existential Inversions” vergleichsweise direkt. „Cubensis“ röhrt schon zu Beginn ordentlich los, verbindet TOOL mit einer Prise MASTODON, während uns der kratzige Gesang kurzzeitig sogar an die letzten A STORM OF LIGHT-Veröffentlichungen denken lässt.

Auf “Fluid Existential Inversions” halten sich die Extreme die Waage

Statt Doom und harter Sludge-Kante öffnen INTRONAUT aber lieber das dritte Auge: Federleichte Ausflüge, schwerelose Arrangements und jazzige Instrumentaleskapaden verweisen etwa in „Tripolar“ an „Habitual Levitations (Instilling Words With Tones)“ (2013). Das Schöne an Album Nummer sechs ist allerdings, dass sich die Extreme die Waage halten. Immer wenn INTRONAUT Gefahr laufen, mit ihren Kompositionen davon zu schweben – was in Anbetracht der kreativen Drumpatterns und der wunderbaren Bassläufe keine Seltenheit ist – zieht uns ein erdiges Riff in „Contrapasso“ oder „Check Your Misfortune“ wieder auf den Boden zurück.

Auch deshalb müssen wir der Produktion von Josh Newell und Kurt Ballou (Mix) ein besonderes Kompliment aussprechen. In einem Moment spüren wir den rauen Asphalt auf der Haut, während uns im Nächsten sanfte Gitarren und ein warmer Bass umgarnen. Das geschieht alles so organisch, dass wir diese Gegensätze kaum als solche wahrnehmen.

Die instrumentale Seite ist seit jeher das Glanzstück INTRONAUTs

INTRONAUT adäquat zu beschreiben ist auch in Zeiten von „Fluid Existential Inversions“ keine einfache Angelegenheit. Noch immer ist der eigenwillige Progressive Metal alles andere als Easy Listening. Die Platte will entdeckt und erlebt werden – womöglich Stück für Stück, gerne in einem ruhigen Moment mit Kopfhörern, wo Alex Rüdingers fantastisches Drumming in „Speaking of Orbs“ noch mehr Wertigkeit erfährt.

Seit jeher ist die instrumentale Seite das Glanzstücks INTRONAUTs, während der Gesang zwar zweckdienlich, aber nie zu Höherem bestimmt ist. Auch „Fluid Existential Inversions“ macht in dieser Hinsicht keine Ausnahme, weshalb die Genialität eines Tracks wie „Pangloss“ vor allem in der spannenden Genremixtur zwischen MASTODON, GOJIRA und MESHUGGAH liegt. Wenngleich ein solcher Cocktail anfangs surreal wirken mag, haben INTRONAUT genau diesen Spagat über viele Jahre hinweg gemeistert. Mit ausdrucksstarkem Songwriting, brillanten Akzenten und unverkennbarer Handschrift – in etwa so, wie es das wunderbare Artwork noch vor dem ersten Ton angedeutet hatte.

Veröffentlichungstermin: 28.02.2020

Spielzeit: 53:06

Line-Up:

Sacha Dunable – Vocals, Guitar
Dave Timnick – Guitar, Vocals, Percussion
Joe Lester – Bass

Alex Rüdinger – Drums (Studio)

Produziert von Christian Donaldson

Label: Metal Blade Records

Facebook: https://www.facebook.com/Intronaut/

INTRONAUT “Fluid Existential Inversions” Tracklist

1. Procurement of the Victuals
2. Cubensis (Video bei YouTube)
3. The Cull
4. Contrapasso
5. Speaking of Orbs (Video bei YouTube)
6. Tripolar
7. Check Your Misfortune
8. Pangloss (Audio bei YouTube)
9. Sour Everythings

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