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INTRONAUT: Habitual Levitations (Instilling Words With Tones)

Einmal beim Fallen den Boden verfehlen… INTRONAUT hebeln das Newtonsche Gesetz der Schwerkraft kurzerhand aus und nehmen uns mit auf eine progressive Reise durch Jazz, Sludge und Metal.

Einmal beim Fallen den Boden verfehlen. Einmal beim Stürzen die Orientierung verlieren und im Nichts plötzlichen Halt finden. Der Traum vom Fliegen, ein Traum, so alt wie die Menschheit. Was weder dem alten Ikarus gelang noch Leonardo Da Vinci in die Tat umsetzen konnte, heben INTRONAUT nun in eine andere Sphäre.

“Habitual Levitations (Instilling Words With Tones)” trägt sie bereits im Titel, die Schwerelosigkeit. Was schon den Vorgänger “Valley Of Smoke” diesbezüglich auszeichnete, erfährt jetzt eine Steigerung in zweifacher Hinsicht: Zum einen wäre da die stilistische Ausdifferenzierung des progressiven, mit Jazz und Sludge angereicherten Metals, die den kantigen, verwilderten Ausdruck INTRONAUTs akribisch von seinem leichten, gasförmigen Pendant trennt und beide nur in gewichtigen Momenten zusammenführt.

INTRONAUT verlieren sich seltener in Tagträumereien

Einen solchen bietet das progressiv-jazzige “Steps”, bei dem die erdigen, fest im Boden verankerten Riffs auf verspielte Cleangitarren treffen, deren Essenz so zerbrechlich wie flüchtig erscheint. Vor allem wenn sich das dreckig-verzerrte Fundament zurückzieht, dann weiß man, dass man zusammen mit INTRONAUT gerade gen Himmel aufsteigt, wo die Luft dünner, das Atmen langsamer wird. Die zweite gewichtige Entwicklung vollzieht sich im Songwriting, das sich – zum Teil auch der ruhigeren meditativen Ausrichtung geschuldet – geordneter, schlüssiger und ungezwungener entfaltet als zuletzt.

“Habitual Levitations (Instilling Words With Tones)” behält den Jammingcharakter von “Valley Of Smoke” bei, ist gleichzeitig ähnlich durchdacht, verliert sich aber weitaus seltener in Tagträumereien instrumentaler Odysseen. Und falls doch einmal längere Zeit ins Blaue geflogen wird, versüßt ein warmer Bass wie in “Milk Leg” die kreativen Kompositionen, die dank der grandios ausbalancierten Produktion kein Detail missen lassen, möge es auch noch so winzig sein. Die Rhythmusgitarren beben dreckig, drücken in Verbindung mit Lead-Wänden im intensiven “The Welding” zeitweise sogar massiv, während die Mitten und Höhen so klar und transparent abgemischt wurden, dass sogar das Fallen einer Stecknadel nicht zu überhören sein würde.

Der Gesang harmoniert auf “Habitual Levitations” nun besser mit den instrumentalen Verflechtungen

Es ist kein Geheimnis, dass Gitarrist und Vokalist Sacha Dunable am Mikro zwar gute Arbeit abliefert, aber nicht zu den begnadetsten Sängern des Planeten zählt. Auch auf “Habitual Levitations (Instilling Words With Tones)” ist der Gesang konzeptbedingt erneut distanziert und unnahbar, böse Zungen könnten gar behaupten emotionslos. Doch das würde verkennen, dass die Stimme nun besser mit den instrumentalen Verflechtungen harmoniert. So bietet das rifflastige “Sore Sight For Eyes” durchaus ein paar erinnerungswürdige Gesangslinien.

Bevor “Harmonomicon” im weiteren Verlauf mit einem durchdrehenden Bass komplett dem Jazz anheim fällt, finden sich dort ebenso angenehme Klänge wie in der spirituellen Reise “Blood From A Stone”, welche nach einem albumfüllenden Abenteuer im schwerelosen Raum in den Abschluss “The Way Down” überleitet, der uns nicht nur stark an “Valley Of Smoke” erinnert, sondern auch ins Gedächtnis ruft, dass Newton und seine Gesetze nicht so einfach zu hintergehen sind.

“Habitual Levitations” ist nicht umgehend konkret zu fassen

Die Landung aber ist eine sanfte: Auf dem Rücken eines pochenden Schlagzeugs und einem Riff, von dem nachfolgende Generationen noch zehren können, sinken wir behutsam zurück an unseren Ausgangspunkt, wo wir die vergangene Stunde erst einmal sacken lassen. Konkret zu fassen ist das flüchtige “Habitual Levitations (Instilling Words With Tones)” nach dem ersten Aufeinandertreffen nicht, doch lehren uns INTRONAUT mit diesem Werk eine wichtige Weisheit, die schon der mürrische Arthur Dent erfahren durfte: Manchmal endet der Sturz ganz unverhofft mit dem Flug.

Veröffentlichungstermin: 15.03.2013

Spielzeit: 57:23 Min.

Line-Up:
Sacha Dunable – Guitar, Vocals
Dave Timnick – Guitar, Vocals, Percussion
Joe Lester – Bass
Danny Walker – Drums

Produziert von John Haddad, Derek Donley und Andrew Schneider (Mix)
Label: Century Media

Mehr im Netz: http://www.facebook.com/Intronaut

INTRONAUT “Habitual Levitations (Instilling Words With Tones)” Tracklist

1. Killing Birds With Stones
2. The Welding (Audio bei YouTube)
3. Steps
4. Sore Sight For Eyes
5. Milk Leg (Audio bei YouTube)
6. Harmonomicon (Video bei YouTube)
7. Eventual
8. Blood From A Stone
9. The Way Down

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