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HOLLYWOOD VAMPIRES: Rise

Bandfeeling statt Allstar-Langeweile

Mit Allstar-Bands irgendwelcher mehr oder weniger wichtigen Rockstars kann man heute ja nicht mehr locken. Davon gibt es schlichtweg genug, die nicht ihrem Status gerecht werden. Da hatten die HOLLYWOOD VAMPIRES um die echten Helden ALICE COOPER und AEROSMITHs Joe Perry einen echten Joker. Zählte zu ihrem Projekt doch Hollywood-Schauspieler und Megastar Johnny Depp! So sorgte das Debüt 2015 mit allerlei Coversongs für großes Interesse. Was anfangs als Just For Fun-Projekt wirkte, trägt nun Früchte. Die Herren hatten anscheinend soviel Spaß, dass es nun mit „Rise“ munter weiter geht. Fast nur eigene Songs, die meinen es ernst, da kommt echtes Bandfeeling auf. Vor allem ALICE scheint das zu genießen, nach dem Erfolg seines letzten Albums „Paranormal“ von earMUSIC Unterstützung zu kriegen und sich weiter ausleben zu können, statt in Rente zu gehen.

HOLLYWOOD VAMPIRES: “Rise” bringt Bandfeeling statt Allstar-Langeweile

Zum Auftakt von „I Want My Now“ etwas DEEP PURPLE-Flair, „Highway Star“ lässt grüßen, um sich dann zu drehen zu einem ALICE COOPER auf den schwarzgekleideten Leib zugeschnittenen Partyrocker. Das coole „Who´s Laughing Now“ vereint die drei Bandköpfe. ALICE ist … na ja, ALICE halt, Perry schiebt spät-80er AEROSMITH-Gitarren ein, Depp darf auch mal ans Mikro. Das ist so uncatchy, dass es schlichtweg Spaß macht. Auch „The Boogieman Surprise“ klingt etwas nach AEROSMITH zu deren frühen, besten Zeiten und macht Lust, mal wieder die „Rocks“ oder „Toys In The Attic“ auf den Player zu legen. Fantastisch, wie ALICE auch dem seinen Stempel aufdrückt. Das macht er mit allen Songs, warum auch nicht, er kann es halt. Der Schockrocker klingt frisch und lebendig wie schon lange nicht mehr. Beim swingenden Schunkelrocker „Welcome To Bushwackers“ mit Gastgitarren von Altmeister JEFF BECK ebenso wie beim hart und sperrig rockenden „Git From Round Me“.

ALICE COOPER kommt auf „Rise“ frisch und lebendig wie schon lange nicht mehr

Beim schwebenden 78er-Song „You Can’t Put Your Arms Around A Memory“ von JOHNNY THUNDERS (NEW YORK DOLLS, HEARTBREAKERS) übernimmt Joe Perry die Gesangsparts. Ok, merklich gereift ist der Mann, bei seiner kürzlich erst wieder aufgelegten Solo-Platte „I´ve Got The Rock`n´Roll Again“ klang das noch anders. Aber das ist 38 Jahre her… Und während man noch über den Sinn des Songs und des Älterwerdens nachdenkt, swingt man verträumt mit. Verbeugen wir uns vor DAVID BOWIE: Johnny Depp hat sich den Wunsch erfüllt, dessen „Heroes“ zu präsentieren. Seine Stimme passt, der Flow des Songs stimmt, eine schöne Version. Gegen den rauen Charme von LEMMY´s Version kommt er aber nicht an.

Die HOLLYWOOD VAMPIRES sorgen auf „Rise“ für Abwechslung

Ein Highlight für ALICE-Fans ist definitiv das ironische „Mr. Spider“. Düster schwebend, psychedelisch, theatral, die Gitarrenmelodie erinnert etwas an „I´m Eighteen“. Perfekt für eine große Präsentation beim Livekonzert. Ein Song für alle, die COOPER nicht erst seit „Poison“ kennen. Dann wird es je nach Geschmack abwechslungsreich oder auch albern. „We Gotta Rise“ zollt wohl der teils irischen Abstammung von Johnny Depp Tribut, Pub-Stimmung kommt auf, Gläser fliegen, die BEATLES grüßen von der Bar. „People Who Died“ von der JIM CAROLL BAND ist ein simpler, punkiger Rock`n´Roll, „Grease“ goes RAMONES oder so. Albern? Spaßig? Zumindest werden die Altrocker beim Abhotten ins Schwitzen kommen. Dieses Tribut-Stück an verstorbene Musiker gehört ja schon länger zu den Liveshows der HOLLYWOOD VAMPIRES. Eingeschoben sind hier und da zwischen den Songs ein paar kurze Zwischenspielchen. „Congratulations“ entlässt uns mit Spoken Words und sagt „Hör mich nochmal, und hör auf die guten Texte“! Die kommen mit vielen Wortspielereien, selbstironisch, erfahren, klingen nach dem wahren Leben. Mitlesen geht natürlich auch im schicken Booklet. Wobei das ganze Layout klasse ist, so eine schrille Farbe, das muss man sich erst mal trauen! Die Glow-In-The-Dark-Version der Doppel-LP dürfte ein optisches Highlight sein.

Rockalbum des Jahres? Als Gesamtwerk macht „Rise“ verdammt viel Spaß

Ein Fest nicht nur für AltrockerInnen, die bei Namen wie AEROSMITH und halt ALICE COOPER ins Schwärmen geraten. Vor allem COOPER zeigt sich so locker und frisch, das heizt die Vorfreude auf seine Liveshows im September mächtig an. Aber egal wie weit sich der Schock-Rocker nach vorn drückt, man kann die HOLLYWOOD VAMPIRES nicht an ihm festmachen. Die Fingerabdrücke der Kollegen sind ebenfalls klar erkennbar. Wer da hier und da teils eher sonderbare Gitarrenspuren beigesteuert hat, ob nun Herr Perry oder Herr Depp, das muss man sich dann wohl auch auf den garantiert folgenden Liveshows zerlegen. Als Gesamtwerk macht „Rise“ verdammt viel Spaß. Ob es wie angekündigt „das Rockalbum des Jahres“ ist, keine Ahnung. Aber es wird die entsprechende Zielgruppe und damit garantiert auch die Charts ordentlich aufmischen.

Veröffentlichung: 21.06.2019

Spielzeit: 56:46 Min.

Lineup:
Alice Cooper – Vocals
Joe Perry – Guitars, Vocals
Johnny Depp – Guitars, Vocals
Tommy Hendriksen – Bass, Vocals, Keyboards, Percussion
Glen Sobel – Drums
Chris Trujillo – Percussion
Buck Johnson – Keyboards, Vocals
Sheryl Cooper – Vocals
Jamie Muhoberac – Keyboards
Finn Cooper Hendrikson – Words (4)
Chris Wyse – Bass (5), Upright bass (10, 11)
Jeff Beck – Guitars (6)
John Waters – Words (6)
Tommy Denander – Guitars, Strings, Keyboards (13)
Nathan Holmes – Speaker of the house (14)
Jeremy Rubolino – Horns (14)

Produziert von Tommy Hendriksen und Hollywood Vampires

Label: earMusic / EDEL

Homepage: https://www.hollywoodvampires.com

Mehr im Web: https://www.facebook.com/hollywoodvampires

Die Tracklist von „Rise“

1. I Want My Now
2. Good People Are Hard To Find
3. Who’s Laughing Now (Video bei youtube)
4. How The Glass Fell
5. The Boogieman Surprise (Video bei youtube)
6. Welcome To Bushwackers (feat. Jeff Beck & John Waters)
7. The Wrong Bandage
8. You Can’t Put Your Arms Around A Memory
9. Git From Round Me
10. Heroes (Video bei youtube)
11. A Pitiful Beauty
12. New Threat
13. Mr. Spider
14. We Gotta Rise
15. People Who Died
16. Congratulations

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