IMMORTAL: Pure Holocaust

Muss man sich auf fünf Meisterwerke der zweiten Black Metal-Welle beschränken, so gehört dieses Monument, das sich IMMORTAL gesetzt haben, ohne Wenn und Aber dazu.

Es ist Schnee gefallen. Durch ein Knacken bist du erwacht. Schwer wiegt dein Kopf, die Kerzen auf dem Tisch sind längst erloschen, ihre Wärme entwichen. Du blinzelst und siehst aus dem Fenster. Es ist Nacht. In die Lichter der Zivilisation ragt der abgebrochene Ast. Er konnte der weißen Masse nicht standhalten. Über ihm thront der Mond. Es ist Zeit, mit den Kräften des Bösen in der Natur eins zu werden.

Du ziehst dir das einzige an, das dieser Stimmung angemessen ist. Ausgetragen und verblichen ist dein schwarzes Laken, auf welchem die Sons Of Northern Darkness prangen. Abgewetzt die treue Hose, die schon so manchen Waldboden gesehen hat. Mit festem Griff umfassen die schweren Lederstiefel deine besockten Füsse. Wie eine vertraute Schlange legt sich der Patronengurt um deine Hüften. Schützend gleiten die Spikes an deine Arme. Du bist erregt. Dein Dämonenherz schlägt schneller. Du bist bereit für die Huldigung eines wahren Black Metal-Meisterwerks: Pure Holocaust von IMMORTAL.

Du stapfst hinaus in die Kälte. I`m a demon schnarrt Abbath Doom Occulta, noch bevor die erste Minute von Unsilent Storms In The North Abyss um ist. Du spürst die ungebändigte Energie IMMORTALs und erinnerst dich daran, wie du damals an die Unsterblichkeit dieses Trios geglaubt hast. In dieser Sekunde glaubst du wieder daran, denn sie haben dir Pure Holocaust hinterlassen, das in seinem rohen, genialen Pytten-Produktionsgewand weder Tod noch Vergessenheit zu fürchten braucht. Die kurze Pause zu A Sign For The Norse Hordes To Ride lässt dich den knarrenden Schnee unter deinen Schritten hören. Dann stapfst du weiter. Dein Herz ist der Thron aus Eis.

Die Erde ist gefroren. Darüber liegt der Schnee. Viel hat es geschneit, immer wieder krachen Äste unter ihrer Last zusammen. The Sun No Longer Rises. So wird es sein. Der rohe Schwarzmetall-Geist von IMMORTAL ergreift deine Seele. Rasend machen sie dir klar – As I Walk It Become Colder. In der Tat. Du hältst nach den anderen Dämonen Ausschau. Doch morgens um drei ist die Winterlandschaft ausgestorben. I Believe In Tragedies – I Believe In Desecration. Du glaubst Abbath Doom Occulta. Darum hast du damals auch der deutschen Postille nicht geglaubt, die am Drumming herummäkelte. Es verhält sich anders. Hier stimmt einfach alles. Auch ohne Metronom und leidige Zählerei. Hier wird mit purer Kraft geholzt. Hier lebt das Drumkit. Hier gibt es keine Präzision. Und doch passt alles zusammen, wie man es besser nicht machen könnte. Es ist die Magie IMMORTALs. Es ist Black Metal.

I Am Here All Alone. Der Wind streicht über das verschneite Feld. Kleine eisig-kalte Puderzuckerwirbel bilden sich. Ein Baum wirft seine Last ab. Du weichst aus. Herrlich dissonant bekunden die Gitarren Frozen By Icewinds. Angetrieben von Drums und Bass, unermüdlich. Du hältst inne. Schaust nach dem Mond. Durch die schwarzen Baumwipfel kannst du die roten Wolkenfinger erkennen, die nach dem blassen Auge der Nacht greifen. Sie erinnern dich daran, dass die hell erleuchtete Stadt der Menschen noch existiert und gierig nach der Natur greift. Roh und ungebändigt wirbelt Storming Through Red Clouds And Holocaustwinds durch die Nacht. Unter dem Mondesthron weisst du, mit was dein schwarzmetallisches Herz vereinigt ist. United With Forces Of Evil.

Under A Blasting Wintersky saugst du Eternal Years On The Path To The Cemetary Gates auf. Ungehobelt rasen IMMORTAL durch deine Gehörgänge. Roh, norwegisch, böse. Die Stimme Abbath Doom Occultas geleitet dich giftig keifend durch deinen ganz eigenen, schwarzmetallischen Ritus. Den folgenden Song hast du genauso verinnerlicht wie alle anderen. Und doch zitterst du jedes Mal, wenn die erste Zeile – In An Hour Of The Night I Hear Summoning Voices dir entgegenschallt. As The Eternity Opens ist dein kleiner, feiner Höhepunkt. Der Beginn stampfend, der Songaufbau simpel – und doch: Ein Song, der seine Schwingen ausbreitet und der Ewigkeit entgegenfliegt, vollgesogen mit Kälte, Fiesheit und schlichter, unnachahmlicher Genialität. Ein Lied für einen für immer andauernden Winter.

Und in diesem Winter werden sie ihre Kapellen haben – The Black Unholy Demons – Chanting The Words Of The Funeral Rites – Pure Holocaust. Mitkeifend verlässt du den frostigen Körper der Natur. Lässt den eisigen Wind langsam hinter dir. Weiße Spuren hat sie auf deinem eingepackten Leib hinterlassen. Näher rückt die Zivilisation mit ihrer Wärme. Doch dein Herz ist ergriffen von den sieben Wintern. Und in dir klingen die drei Dämonen – Watching The Death Of The Sun – Stand In The Fog With So Cold A Heart. Für immer.

Veröffentlichungstermin: 1993

Spielzeit: 33:47 Min.

Line-Up:
SONS OF NORTHERN DARKNESS
Demonaz Doom Occulta: Gitarren
Abbath Doom Occulta: Bass, Vocals
Erik: Drums

Produziert von Eirik (Pytten) Hundvin und IMMORTAL im Grieghallen Studio
Label: Osmose Productions

Homepage: http://www.immortalofficial.com

Tracklist:
1. Unsilent Storms In the North Abyss
2. A Sign For The Norse Hordes To Ride
3. The Sun No Longer Rises
4. Frozen By Icewinds
5. Storming Through Red Clouds And Holocauswinds
6. Eternal Years On The Path To The Cemetary Gates
7. As The Eternity Opens
8. Pure Holocaust

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