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GLARE OF THE SUN: Theia

In der Wissenschaft ist „Theia“, zu Deutsch ‚Göttin‘ oder ‚göttlich‘, der Name eines hypothetischen Planeten, welcher der Kollisionstheorie zufolge vor rund 4,5 Milliarden Jahren mit der Erde zusammengestoßen sein soll. Eine Metapher, die ein vernichtendes Bild zeichnet und doch nicht passender sein könnte für ein Werk, das den Untergang und die Wiedergeburt einer Zivilisation zum Thema hat.

Und doch beschränken sich GLARE OF THE SUN in ihrer Erzählung nicht auf das Offensichtliche. „Theia“ skizziert gleichzeitig sehr persönliche und emotionale Geschichten, die Momente der Hoffnung und der Resignation gleichermaßen offenbaren. Zuversicht schwingt um in Depression und schließlich in Akzeptanz. Was sich jedoch wie ein roter Faden durch das Album zieht, ist ein Gefühl der Finalität.

Zumeist bleibt “Theia” schwer und schleppend

Eine Vorahnung davon bekommen wir schon beim minimalistischen Intro „I“, dessen Chöre und Ambient-Synthesizer aller Leichtigkeit zum Trotz beklemmend wirken – als hätten wir eine üble Vorahnung, dass uns das Schicksal früher oder später einholen wird. Diese Last auf den Schultern ist ein zentrales Thema der zwölf Kompositionen, wenngleich sich GLARE OF THE SUN dieser immer wieder zeitweise entledigen.

Schwer und schleppend bleibt „Theia“ trotzdem. Der zumeist doomige Post Metal findet in „II“, „X„ und dem verträumten Interlude „VI„ aber auch Momente des Lichts, wo cleane Gitarren und leise Arrangements eine unerwartete Zerbrechlichkeit hinter der wuchtigen Fassade offenbaren. Die Melancholie holt uns schließlich in „IV“ ein, wo GLARE OF THE SUN durch wehmütigen Klargesang eine dezente Gothic-Note in ihr Konzept einweben.

GLARE OF THE SUN sorgen für einen fatalistischen Höhepunkt

Atmosphärisch besonders intensiv ist das düstere Kapitel „III“, wo vor allem die Gitarren an CULT OF LUNA erinnern. „VII“ teilt diese Klangfarbe, beherbergt durch den Gesang im Stil von MY DYING BRIDE allerdings noch ein Stück weit mehr Dramatik. Die Spannungskurve von Stücken wie „VIII“ ist bezeichnend für „Theia“ als Gesamtwerk: Eine warme Bassspur wird von unverzerrten Gitarren umschmeichelt, bevor sie von massiven Riffwänden und grollenden Growls erdrückt wird. Doch anstatt uns voll und ganz zu vereinnahmen, bleibt der Gitarrenmonolith dank sauberer Produktion so transparent, dass sich zusehends Details und weitere Klangschichten aus dem Mix schälen.

Davon profitiert nicht zuletzt das mächtige „XI“, welches sich – zumindest instrumental – von ISIS inspirieren lässt und „Theia“ seinen fatalistischen Höhepunkt beschert. Das halb-akustische „XII“ fungiert schließlich als Epilog dieser apokalyptischen Erzählung. Es ist ein Lichtblick am Horizont und eine Erinnerung an uns, dass dem Ende ein neuer Anfang folgt.

Eine unerschütterliche Vision

„Theia“ führt uns in 66 Minuten durch eine Vielzahl an Emotionen; ist währenddessen nicht immer auf Anhieb leicht zu fassen. Und dennoch bewahren sich GLARE OF THE SUN allem Fatalismus zum Trotz die Hoffnung auf einen Neuanfang wie eine Gewissheit, als könne nicht einmal das Aufeinanderprallen zweier Welten ihre Vision erschüttern. Dem Untergang folgt die Wiedergeburt.

Veröffentlichungstermin: 21.6.2019

Spielzeit: 66:35

Line-Up:

Christoph Stopper – Vocals, Sounds
Martin Baumann – Gitarre
Gerald Huber – Gitarre
Tobias Schwab – Bass
Franz Ebert – Schlagzeug

Produziert von Martin Shirenc und Dan Swanö (Mix und Mastering)

Label: Lifeforce Records

Homepage: https://glareofthesun.com/
Facebook: https://www.facebook.com/glareofthesun/

GLARE OF THE SUN “Theia” Tracklist

1. I
2. II (Audio bei YouTube)
3. III (Video bei YouTube)
4. IV
5. V
6. VI
7. VII
8. VIII
9. IX
10. X
11. XI (Video bei YouTube)
12. XII

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