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GENGHIS TRON: Dream Weapon

Im Jahr 2008 gelang GENGHIS TRON eine echte Sensation. Ihr zweites Album „Board Up The House“ zeigte dem Rest der Mathcore-Szene, dass diese Musik auch auf emotionaler Ebene richtig gut funktionieren kann. Zu Recht war die Szene in Aufruhr wegen dieser jungen, mutigen, blitzgescheiten Truppe. GENGHIS TRON waren nach diesem Geniestreich noch als Gastmusiker auf dem CONVERGE-Meisterwerk „Axe To Fall“ zu hören, danach war erstmal Schluss. „Board Up The House“ ist nach wie vor immer wieder Gast in meiner Stereoanlage und bis „Time Will Die And Love Will Bury It“ von ROLO TOMASSI gab es nichts mehr von ähnlicher Qualität und Intensität zu hören.

Fast Forward. Herbst 2020. Ich staune, dass sich GENGHIS TRON zurückmelden, mit neuen Mitmusikern und dem neuen Album „Dream Weapon“. Sänger Mookie Singerman ist nicht mehr dabei, dafür ist Tony Wolski an Bord und auch der Drumcomputer musste weichen. Dafür ist Nick Yacyshyn, Schlagzeuger der Vancouver-Hardcore-Tiere BAPTISTS und Aaron Turners Avant-Sludge-Projekt SUMAC bei GENGHIS TRON eingestiegen. Gerade Letzterer sorgt dafür, dass die Erwartungen haushoch werden. Und doch dürfen sich die, die schon „Board Up The House“ liebten, auf Überraschungen gefasst machen.

GENGHIS TRON definieren sich 13 Jahre nach dem letzten Album neu…

GENGHIS TRON haben den Mathcore-Ballast fast vollständig über Bord geworfen und agieren nun als nahezu lupenreine Synthesizer-Rock-Band. Proggy, krautig, verspielt, aber mit derselben Identität wie vor 13 Jahren. GENGHIS TRON machen einen ähnlichen Evolutionsschritt wie andere Bands in diesem Zeitraum eben auch, nur dass bei der Konkurrenz dann noch 4 andere Alben in der Zwischenzeit diesen Wandel einleiten können. So wirkt „Dream Weapon“ zunächst vielleicht etwas befremdlich, auch wegen der stets präsenten melancholischen Atmosphäre. Doch die hat GENGHIS TRON schon immer ausgezeichnet.

Mit einem kurzen, schönen Synthesizer-Intro beginnt die neueste Reise der US-Amerikaner und landet im düsteren Stück „Pyrocene“ mit seinen finsteren Synthesizern und den nur punktuell eingesetzten Gitarren. Das Lied steigert sich mit epischen Momenten im Stil von ZOMBIs „Spirit Animal“ zu einer ersten Klimax, der sanfte Gesang von Tony Wolski und Nick Yacyshyns gleichermaßen hypnotisches wie komplexes Drumming sorgen dafür, dass sich „Dream Weapon“ schnell ins Herz der offenen Fans spielt. Dennoch, das ist gleich zu Beginn schwere Kost. Etwas vertrauter klingt der folgende Titelsong, der sich wie eine ruhige Version der Songs von „Board Up The House“ anfühlt. Die vertrackte Wut kommt hier recht unterschwellig durch, gerade durch das immer kräftiger werdende Drumming von Yacyshyn.

…doch ihre Identität ist auf „Dream Weapon“ nach wie vor da.

Generell ist „Dream Weapon“ ein recht ruhiges Album geworden, bei dem die Heaviness unterschwellig stets doch präsent ist. Einerseits durch das Textkonzept der Erde, die sich gegen die Menschen wehrt, andererseits durch die rhythmische Komplexität und das repetitive Element. Das elfminütige „Ritual Circle“ ist da das beste Beispiel. Es gibt eine fast Post Rock-artige Dynamiksteigerung, darauf folgt in der Mitte ein kurzer Lärmausbruch, schließlich wird es futuristisch-hypnotisch, bevor das Stück sehr ruhig ausklingt. Brillant! Auch „Alone in The Heart of Light“ mit MASERATI-Groove und das unfassbar große „Great Mother“ zelebrieren dieses Vorgehen, jedes Lied auf seine Art und Weise. Und gerade letztgenannter Song schraubt sich konsequent bis zur letzten Sekunde ins Hirn des Hörers.

Dazwischen gibt es mit zwei Instrumentals eine leichte Auflockerung, mal luftig-atmosphärisch („Desert Stairs“) und mal vertrackt und verspielt („Single Black Point“), sodass dieses Werk nicht überfrachtet wirkt. Insgesamt ist GENGHIS TRON mit „Dream Weapon“ nicht nur eine Abgrenzung zur Vergangenheit bei gleichzeitiger Identitätserhaltung geglückt, sondern auch ein emotionales, dunkles und vielschichtiges Album, das überraschend erwachsen klingt. Eine Dreiviertelstunde lang beweisen GENGHIS TRON, dass sich ihr progressiver, zeitloser Synthesizer-Rock nicht nur relevant, sondern vor allem frisch und ungezwungen anfühlt. „Dream Weapon“ fließt kurzweilig von Song zu Song und hinterlässt einen absolut geschlossenen Gesamteindruck. Auch, oder gerade weil GENGHIS TRON mit diesem, vergleichsweise leisen Album die Kids vielleicht nicht mehr zum Ausflippen bringen, ist ihnen eine weitere Sensation geglückt. Unbedingt anhören!

Wertung: 7 von 8 COIL-Referenzen

VÖ: 26. März 2021

Spielzeit: 45:36

Line-Up:
Hamilton Jordan
Michael Sochynsky
Nick Yacyshyn
Tony Wolski

Produziert von Kurt Ballou

Label: Relapse Records

GENGHIS TRON „Dream Weapon“ Tracklist:

1. Exit Perfect Mind
2. Pyrocene (Offizielles Video bei Youtube)
3. Dream Weapon (Offizielles Video bei Youtube)
4. Desert Stairs
5. Alone in The Heart of Light
6. Ritual Circle (Official Audio bei Youtube)
7. Single Black Point
8. Great Mother

Mehr im Netz:

https://genghistron.bandcamp.com
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https://www.instagram.com/genghis.tron/
https://twitter.com/genghistronband

 

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