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FUCK THE FACTS: Stigmata High-Five

Ein Schleudertrauma für den Hörer – moderner Grind in Höchstform.

Heute ist wieder einer dieser Tage, an denen gar nicht genug Lärm, Hass und Blast Beat in mein Ohr dringen kann, man siehe die Hochrechnungen der Landtagswahlen in einem nördlich gelegenen Bundesland. Hier kommen FUCK THE FACTS genau richtig, das Quartett aus Ottawa hat den Dreh raus, technischen und mitreißenden Metal und Grind so zu spielen, dass sich ein kleines oder auch großes Schleudertrauma beim Hören einstellt – je nach Lautstärke und nach der Verfassung des Hörers.

Dem Bandnamen nach erwartet man zwar klassischen Grindcore, doch FUCK THE FACTS gehen viel komplexer zu Werk, ich habe im Hinterkopf ständig den Namen THE RED CHORD, ansonsten gibt es Querverweise zu zahlreichen Bands, die sich auf der neuen Labelheimat der Band um Sängerin Mel Mongrel befinden: Relapse Records, vor allem jedoch die frühen THE DILLINGER ESCAPE PLAN. Moment, hat er gerade Sängerin geschrieben? Korrekt. Man erkennt es allerdings zu keiner Sekunde, dass hier ein kleines, süßes und zierliches Mädel einen Herzkasper abbekommt. Denn so heiser und hasserfüllt, wie Mel kreischt, verweist sie 80% ihrer männlichen Kollegen auf die hinteren Plätze. Jawohl, das ist sexy! Ebenso ist es durchaus beeindruckend, wie Drummer Mathieu die Stöcke schwingt – Erinnerungen an Brian Harvey von PIG DESTROYER werden wach, seine verflucht schnellen Blast Beats und dicken Grooves stehen ihm in nichts nach.

Initiator der erstaunlichen Band aus Kanada ist der Exil-Inder Topon Das, der mit seinen komplexen Riffs die Ohren zum Glühen bringt. Einerseits liefert er dermaßen harte Kost ab, die nach dem zehnten Mal Hören erst langsam ins Ohr gehen. Dazwischen schaltet er immer wieder einen Gang zurück, liefert eingängige, zweistimmige Gitarrenmelodien oder Grooveriffs ab, so dass sich der Hörer inmitten dieses Massakers auch mal kurz erholen kann. Dennoch, diese kurzen Exkursionen kommen nur äußerst selten vor. Macht aber nichts, denn je öfter man dieses Album hört, desto mehr Spaß macht es, selbst wenn man geistig noch nicht ganz mitkommen mag. Irritierende Passagen gibt es zusätzlich, hier und da schleichen sich Keyboards ein, die auf den ersten Blick rein gar nicht passen wollen, erst bei näherer Betrachtung fügt sich das Puzzle zusammen.

Egal ob es lange Nummern wie der Opener La Dernière Image oder kurze Grindattacken wie Carve Your Heart Out oder The Sound of Smash Your Smashed Head sind, FUCK THE FACTS haben den Dreh raus, ihre Musik homogen und wie aus einem Guss klingen zu lassen. Vielleicht liegt es an ihrer Herkuft, denn so unterschiedlich FUCK THE FACTS und THE END auch sein mögen, ihre Musik wirkt ebenso zermalmend, wie eine Wand, durch die man in Höchstgeschwindigkeit durchfahren will. Und das nicht nur, weil die Produktion sehr ähnlich klingt. FUCK THE FACTS liefern eine wirklich großartige, moderne Grind-Scheibe ab, die Fans des Genres verschlingen dürfen. Obwohl mir ein wenig die Eigenständigkeit fehlt und hier und da der Song an sich aus den Augen verloren wird, muss man Relapse ein weiteres mal attestieren, dass sie wissen, welche Bands für Qualität stehen. Ergo: Uneingeschränkte Kaufempfehlung für das angesprochene Klientel.

Veröffentlichungstermin: 25. August 2006

Spielzeit: 36:26 Min.

Line-Up:
Mel Mongrel – Vocals
Topon Das – Guitars
Steve Chartier – Guitars
Mathieu Vilandré – Drums

Label: Relapse Records

Homepage: http://www.fuckthefacts.com

Tracklist:
1. La Dernière Image
2. The Wrecking
3. Carve Your Heart Out
4. Taken from the Nest
5. What´s Left Behind
6. The Sound of Your Smashed Head
7. Dead in the Ruins of Your Own City

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