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FLYING COLORS: Third Degree

Alles auf „Third Degree“ kommt irgendwie perfekt, ohne dabei zu glatt zu klingen

FLYING COLORS, die Allstar-Band mit Gitarrist Steve Morse (DEEP PURPLE, DIXIE DREGS, Ex-KANSAS), Schlagzeuger Mike Portnoy (NEAL MORSE BAND, WINERY DOGS, Ex-DREAM THEATER, TRANSATLANTIC), Keyboarder NEAL MORSE (TRANSATLANTIC, Ex-SPOCK´S BEARD), Bassist Dave LaRue (DIXIE DREGS, Ex-SATRIANI) und Sänger und Songwriter Casey McPherson (ALPHA REV, THE SEA WITHIN), präsentiert ihr neues Album. „Third Degree“ ist das dritte Album in sieben Jahren, das kriegt so manche gesetzte Band nicht hin. Nun ja, wer den Aktivitätsmodus des Duos NEAL MORSE/Mike Portnoy gemeinsam und nebenher betrachtet, die können nicht anders als permanent Musik zu schaffen. Die letztendlich immer eine ähnliche Linie fährt, und auch hier bei FLYING COLORS hinterlassen die beiden ihre typischen Spuren. Aber letztendlich ist der Kopf doch Sänger und Songwriter Casey McPherson. Das lässt die Band vertraut und zugleich etwas anders klingen. Eben nach FLYING COLORS.

Auch FLYING COLORS „Third Degree“ klingt vertraut und zugleich etwas anders

Geradezu heavy geht es los, der Opener schiebt mit einem nackigen Riff nach vorn. Durchaus sperrig gestaltet, erhebt sich aus dem Song der catchy Refrain. Könnte so auch bei der NEAL MORSE BAND passieren, klingt hier aber doch etwas anders. Dazu trägt auch wieder Steve Morse bei, seinem fantastischen und Gentleman-like zurückhaltendes Gitarrenspiel zu lauschen ist auf dem ganzen Album ein Vergnügen. Dann wird es Zeit für einige Songs der langen Art, die Raum bieten für allerlei musikalische Spielchen. Dabei beginnt „More“ auch noch recht heavy, auch wenn sich hier die Keyboards mehr breit machen. Sperrig knarzig bis zur Mitte, dann beginnt der Spaß, es wird gefrickelt, gesponnen, gebremst, und natürlich wieder gefrickelt. Fehlt der Gesang, dann weiß man kurz nicht, welche Morse/Portnoy-Band gerade im Player steckt. „Cadence“ kommt eher kuschelig verträumt mit viel Melodie, die man mal vom letzten DEEP PURPLE-Album “Infinite” zu kennen glaubt, aber auch KANSAS-Fans werden hier aufhorchen. Braucht man das sehr poppige „Guardian“, das funky-soulig nach TOTO klingende „Geronimo“ oder die fast schmalzige Balade „You Are Not Alone“? Warum nicht, sie geben eigene Farbtupfer ins Gesamtbild von „Third Degree“.

Auf den ersten Blick unspannende Songs peppen „Third Degree“ auf

Letztendlich sind es aber Songs wie „Last Train Home“, die das Album ausmachen. Mehr als 10 Minuten lehnt man sich zurück, lauscht den ruhigen Klängen, den kuscheligen eingängigen Melodien, dem sich stetig aufbauenden Song. Den proggigen Spinnereien natürlich auch, wenn Morse seine Stimme erhebt weiss man wieder nicht, ob man nun doch bei der NEAL MORSE BAND gelandet ist. Im Mittelteil sieht man JETHRO TULLs IAN ANDERSON vor sich, wie er in seiner typischen Einbeinhaltung im Sprechgesang mit seiner Querflöte labert. Hier machen das halt die Herren FLYING COLORS im Duett mit der Gitarre auf einem folkigen LED ZEPPELIN-Thema. Das luftig-lockere „Love Letter“ kommt mit viel 70er, der sonnige Flow erinnert an die BEACH BOYS. Wenn dann wieder Neal mitsingt und die “Uaaahbabbab“-Chöre einsetzen, dann denkt man unweigerlich an „Vanity Fair“ vom letzten Doppel-Album „The Great Adventure“ der NEAL MORSE BAND. Das Ganze wird aufgepeppt mit QUEEN-Satzgesang und einem Solo, das sich vor deren BRIAN MAY verbeugt. Schluss mit Strandfeeling und Cocktailschirmchen, das abschließende „Crawl“ lädt nochmal mehr als 11 Minuten zum Zuhören ein. Hier findet sich vom ruhigen theatralen Auftakt über beflügelnde Melodien bis zu ausufernden proggigen Abfahrten alles, was sich Fans dieser Musikervereinigung wünschen können. Unfassbar, wie catchy der Song ist, die Melodien fräsen sich ohne Umwege ins Ohr.

Alles auf „Third Degree“ kommt irgendwie perfekt, ohne dabei zu glatt zu klingen

Dass dies Album über eine Zeitspanne von zwei Jahren entstanden ist, das hört man nicht. Alles passt zusammen, alles kommt irgendwie perfekt, ohne dabei zu glatt zu klingen. Jeder hier zeigt seine Stärken und alles fügt sich stimmig zusammen. Das Duo Neal Morse/Mike Portnoy hört man durchgehend heraus. Basser Dave LaRue spielt so cool und abwechslungsreich, allein er ist die Reise unter den Kopfhörer wert. Warum Steve Morse nie verdient mit den ganz großen Gitarristen genannt wird, das bleibt auch hier wieder unverständlich. Seine Gitarrenarbeit ist fantastisch und prägt das Album, ohne im Vordergrund zu stehen. Vielleicht ist es gerade seine persönliche und musikalische Zurückhaltung, die ihn von all denn ichbinjasooootoll-Gitarrenhelden abhebt. Ich find ihn herausragend, die extrovertierten Möchtegerngötter schaffen das schon lange nicht mehr. Und über allem thront die Stimme von Casey McPherson, der jeden Song anders singt, bei aller Abwechslung nie den Faden verliert, und dies in tollen Songs vereint.

„Third Degree“ ist ein fantastisches Album geworden, fügt sich nahtlos am letzten Album „“ an und kommt noch eine Ecke besser. Hier gibt es die richtige Mischung aus knackigem Hard Rock, einer gesunden Portion Eingängigkeit und spannender, aber nie überladenen Proggigkeit. Wer eh bereits Fan ist von FLYING COLORS, oder halt der anderen Neal Morse/Mike Portnoy-Baustellen, der wird hier perfekt bedient. Aber auch für alle Freunde gepflegter anspruchsvoller Rockmusik eine klare Empfehlung.

Veröffentlicht am 04.10.2019

Spielzeit: 66:29 Min.

Lineup:
Casey McPherson – Lead Vocals, Guitar
Steve Morse – Lead Guitar
Neal Morse – Keyboards, Vocals
Dave LaRue – Bass
Mike Portnoy – Drums, Vocals

Label: Music Theories Recordings / Mascot Label Group

Homepage: https://flyingcolorsmusic.com

Mehr im Web: https://www.facebook.com/flyingcolorsofficial

Die Tracklist von „ Third Degree“:

1. The Loss Inside (Video bei youtube)
2. More (Video bei youtube)
3. Cadence
4. Guardian
5. Last Train Home
6. Geronimo
7. You Are Not Alone (Video bei Youtube)
8. Love Letter (Video bei youtube)
9. Crawl

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