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FLYING COLORS: Third Stage: Live In London

Der Titel Supergroup ist ja schon längst kein Gütestempel mehr, große Namen garantieren nunmal nicht automatisch große Musik. Da braucht man sich bei den Bands um das Dreamteam NEAL MORSE (TRANSATLANTIC, Ex-SPOCK´S BEARD) und Mike Portnoy (NEAL MORSE BAND, WINERY DOGS, Ex-DREAM THEATER, TRANSATLANTIC) keine Sorgen machen. Da passt alles, ausser dass man manchmal vergisst, welche dieser Bands man gerade hört. Mit den FLYING COLORS-Kollegen Gitarrist Steve Morse (DEEP PURPLE, DIXIE DREGS, ex-KANSAS), Bassist Dave LaRue (DIXIE DREGS, ex-JOE SATRIANI) und Sänger und Songwriter Casey McPherson (ALPHA REV, THE SEA WITHIN) war man 2019 fleißig auf Tour in den USA und in Europa. Die letzte ausverkaufte Show der Tour am 14.12.2019 im legendären Shepherds Bush Empire in London hat man mitgeschnitten. Es präsentiert sich hier eine entsprechend rund laufende Band, der man bei all der omnipräsenten Musikalität zudem echte Spielfreude anhört und auf der beiliegenden DVD sicher auch ansieht. Hier und heute gibt es nur die Audioversion, und die kann wie zu erwarten voll überzeugen.

FLYING COLORS überzeugen auch auf „Third Stage: Live In London“

Mit „Blue Ocean“ heisst uns die Band zahm und eingängig willkommen. Da kommt „A Place In Your World“ schon eine Ecke knackiger. Wie gehabt und immer wieder, wenn Herr MORSE am Mikro ist schaut man erstmal, was denn die Band des Tages ist. Mal wird es etwas fordernder wie beim coolen „More“, schwebend wie bei „Kayla“. Die erste Hälfte des Sets gehört deutlich eher den gemäßigteren Songs, die sich immer wieder mit eingängigsten Refrains im Ohr festsetzen. Beim funky zappelnden „Geronimo“ muss ich auch hier live immer wieder an die AOR-Kollegen von TOTO denken. Kuschelig nachdenklich wird’s bei „You Are Not Alone“. „Forever In A Daze“ reisst einen zappelig aus den Träumen, man rockt wieder mit, genau wie hörbar das Publikum. Die sind anscheinend genauso gut drauf wie die Herren auf der Bühne. Auch Basser LaRue lässt es hier ordentlich laufen. Der beswingte „Love Letter“ hätte so auch auf NEAL MORSE´s Soloalbum „Life And Times“ stehen können. Welche Band ist das gerade nochmal? Ach ja, keine christlichen Texte, wir sind noch bei den FLYING COLORS.

Auch FLYING COLORS klingen nach dem Dream-Team Morse/Portnoy

Sehr entspannt startet auch die zweite CD. „Peaceful Harbor“, vor den Augen baut sich ein Sonnenaufgang oder wahlweise Untergang auf. Zarte Klänge machen sich breit. Wo sonst all diese Mitsing-Parts grausam unnötig sind, gibt es hier eine dezente Gänsehaut, wenn es ruhig wird und das Publikum die Melodie summt. Dann wird aber doch die Prog-Kiste ausgepackt, rockig bei „Crawl“, wieder so ein simpler, eingängiger Refrain, der sich festsetzt. Bewegungsfördernde Klänge bei „Infinite Fire“, bevor die Herren jazzig abgehen, herrlich! Das ist Musik von Musikern für Musiker! Man weiss gar nicht, wem man zuhören soll, um ja nichts zu verpassen. Die ruhigen Momente in den Songs ziehen immer wieder zurück in sentimentale Gedanken, man darf mitklatschen, hat den nächsten Refrain fest im Ohr sitzen. Das natürlich auch beim hart rockenden, abschließenden „Mask Machine“. Die Songauswahl ist gut, da dürfte jeder Fan mehr als zufrieden sein.

„Third Stage: Live In London“ bietet eine gute Songauswahl und fantastische Musiker

Stichwort Fan: dieses Livealbum rückt endlich mal wieder Steve Morse nach vorne. Was dieser Mann hier auf seiner Gitarre abliefert ist fantastisch, unverfälscht mit etwas zu zahm-kratzigen Sound. Wie ein echter Gentleman zieht er sich immer wieder in den Hintergrund der Songs zurück. Schiebt er sich nach vorne mit begeisternden Leads oder auch nur der Führung des Songthemas wie bei „You Are Not Alone“, dann traut man sich nicht mehr, die eigene Gitarre anzufassen. Auch Basser Dave LaRue drückt sich immer mal nach vorn, da hört man gerne richtig hin. Mr. Portnoy ist … nun ja, Mr. Portnoy. Und NEIL MORSE bleibt auch, was er ist. Seine Keyboards sind hier weiter im Hintergrund als auf den Studioalben, was den Songs eine willkommene, von Steve Morse geförderte Härte gibt. Der Stimme von Neil hört man natürlich immer gern zu. Hier bei FLYING COLORS wird man zudem nicht mit christlichen Texten eingefangen. Die hier doch eher weltlichen Texte stammen halt vom Bandkopf Casey McPherson, der alles zusammenhält. Hier und da kommt seine Stimme mal an ihre Grenzen, vielleicht auch der Preis am Ende einer Tour.

Große Musik von großen Namen, die hörbar selbst Spaß haben an ihrer Musik

Ob man das nun braucht, dass es nach jedem Studioalbum um die Morse/Portnoy-Combos ein neues Live-Album gibt, das lassen wir mal offen. Aber jeder Fan des Duos und eben von FLYING COLORS wird an „Third Stage: Live In London“ seine Freude haben. Ein Live-Album, in das man sich gerne fallen lässt. Hier passt das mit der Supergroup dann doch. Hier gibt es große Musik von großen Namen, die hörbar selbst Spaß haben an ihrer Musik. Zudem kommt das alles mit einem sehr guten Sound. Wer den Herren bei der Arbeit zuschauen möchte, der kann dies auf der beiliegenden DVD, die sicher nochmals mehr Spaß macht als dieses starke Live-Album.

Veröffentlicht am 18.09.2020

Spielzeit: 110:48 Min.

Lineup:
Casey McPherson – Vocals
Steve Morse – Guitar
Dave LaRue – Bass
Neal Morse – Keyboards, Vocals
Mike Portnoy – Drums

Label: Music Theories Recordings / Mascot Label Group

Homepage: https://flyingcolorsmusic.com

Mehr im Web: https://www.facebook.com/flyingcolorsofficial

Die Tracklist von „Third Stage: Live In London“:

CD 1
1. Blue Ocean
2. A Place In Your World
3. The Loss Inside
4. More
5. Kayla (Video bei youtube)
6. Geronimo
7. You Are Not Alone (Video bei youtube)
8. Forever In A Daze
9. Love Letter
CD 2:
1. Peaceful Harbor
2. Crawl
3. Infinite Fire
4. Cosmic Symphony
5. The Storm
6. Mask Machine (Live-Video bei youtube)

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