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DYSE: Lieder sind Brüder der Revolution

DYSE liefern die radikale Weiterentwicklung von Noiserock.

Vierzehnjährige Jungs, die den ganzen Tag Hardcore-Pornos im Internet schauen. Autofahrer, die einen Rollstuhlfahrer nicht über den Zebrastreifen lassen. Sogenannte Filmfreunde, die ganze Festplatten voller Blockbuster unterm Bett horten. Schwarz-Gelb an der Macht. Tausende Tote in Indonesien und keinen interessiert es. In der Legebatterie stirbt eine Henne und kann nicht mal umfallen, so eng ist es. Bei der Nachbarin ist wieder der neue Lebensgefährte da, während ihr zahlender Ex-Mann in einem Einzimmer-Appartment hockt und säuft.
Kurz und gut: Die Welt ist schlecht.

Gegen all diese Unsitten ist natürlich kein Kraut gewachsen, was man allerdings dagegen machen kann ist protestieren. Und wer kann bitte besser und lautstarker protestieren als Ossis? Auch zwanzig Jahre nach dem Mauerfall haben DYSE genügend zum Schreien und blöd finden, und deshalb ist Lieder sind Brüder der Revolution, ihr zweites Album, so gut geworden. Hier wird mit einer Frische und Wildheit an das Thema schlechte Welt heran gegangen, dass es dem Hörer die Sprache verschlägt. Als hätten die MELVINS endgültig beschlossen in einen Krieg gegen den Mainstream zu ziehen und haben dafür BIG BLACK und TODD als Söldner rekrutiert.

Dass es an zwei Jungs aus Berlin und Jena liegt, das Land aus der Krise zu ziehen, damit hat wohl keiner gerechnet. Und zumindest mental tun sie das. Radikal wie Punks, schlau wie Avantgarde, laut wie ein Helikopter und rasant wie der Schumi, wenn er sein Geld in die Schweiz bringt sind DYSE und haben ein paar echte Hits im Gepäck, die allerdings schwer verrückt arrangiert sind. Aber ein Glück, bei Zebramann, Festung, Treppe, Trick, Shop Sui und Supermachineeyeon gibt es herrliche Refrains, zum Beispiel T-R-E-P-P-E-T-R-TREPPE, super Riffs, mächtige Grooves. schräge Breaks und herbes Geschrei, alles so wohl dosiert, dass DYSE sich sofort des Hörers bemächtigen und ihn nicht mehr freilassen. Durch den Einsatz von Bläsern, Vogelpfeifen, elektronischen Beats und dergleichem mehr erweitern Andre und Jari das Gesamtbild und liefern weit mehr als nur normalen Noiserock.

Mit scheinbar spielerischer Leichtigkeit zerlegen DYSE ihr Genre und bringen es mal nebenbei auf ein neues Level. Irre wütend, arg sarkastisch, aber immer nüchtern genug um alles in Frage zu stellen. Das ihre Musik nur unzureichend beschrieben werden kann, wird dieses Duo sicherlich freuen, aber auf was hingewiesen werden muss, ist der Gesangseinsatz von Jens Rachut in Supermachineeyeon – ganz großes Assikino! In Sachen Kreativität lassen sich DYSE von niemandem schlagen, auch trotz der etwas schwächeren Nummern wie Dysenfischdyse und das zehnminütige Instrumental BauBauBau. Dafür ist das enorm kurzweilige Album von Guido Lucas ansprechend produziert und lässt immer wieder daran zweifeln, dass man es nur mit einem Duo zu tun hat. Die beiden klingen nach einer verdammten Big-Band. Wer den innovativen, logischen, radikalen Nachfolger von Noiserock sucht, und das sind wir doch alle, der hat Lieder sind Brüder der Revolution sofort zu kaufen.

Veröffentlichungstermin: 9. Oktober 2009

Spielzeit: 49:33 Min.

Line-Up:
Dietrich André – Guitars, Vocals, Harmonica
Jari Rebelein – Drums, Backing Vocals, Programming

Gastmusiker:
Jens Rachut – Vocals
Michael Kuhlmann – Trompete
Rike Müller – Violine

Produziert von Guido Lucas
Label: Exile On Mainstream Records

Homepage: http://www.dyse.info

MySpace: http://www.myspace.com/dysexxx

Tracklist:
1. Zebramann
2. Festung
3. Treppe
4. Trick
5. Dysenfischdyse
6. Music
7. Shop Sui
8. Supermachineeyeon
9. Krakenduft
10. BauBauBau
11. Hans Georg

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