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CRYSTALLION: Hattin

Ordentlicher Melodic Speed Metal mit überdurchschnittlichem Gesang. Prädikat pferdvoll.

And we ride and we ride and we ride and we ride – CRYSTALLION aus Oberbayern reiten wieder. Ihr Pferd heißt Melodic Speed Metal und manch einer mag sich jetzt schon denken, dass dieser Gaul von der ganzen Reiterei doch schon längst tot sein muss. Tatsächlich hätte dem Tier im konkreten Fall eine Verschnaufpause wohl gut getan. Denn statt Dynamik und Eleganz gibt es vornehmlich stromlinienförmiges Hochglanzgedudel. Wer mag, kann hier gerne Parallelen zum SONATA ARCTICA-Zweitling Silence ziehen. Vom Intro The Ambush abgesehen – hier klingeln die RHAPSODY ON FIRE-Alarmsirenen – bahnen sich CRYSTALLION allerdings ihren eigenen Weg durch die ausgetretenen Pfade des Genres. Im direkten Vergleich zur italienischen Konkurrenz klingt Hattin dabei souveräner und geschlossener.

Lob hat sicherlich Sänger Thomas Strübler pferdient. Er demonstriert, dass man auch dann als Frontmann einer Metal-Band bestehen kann, wenn man nicht das Organ von Bruce Dickinson (Huf-IRON MAIDEN) hat. Während die Riffs und Gitarrenmelodien scheinbar alle nach demselben Prinzip gestrickt wurden, bewegt sich sein mittelhoher Gesang variabel durch Lieder und gibt ihnen ein Gesicht. Natürlich tummeln sich auch diverse Keyboards in den Songs, die einen gewissen Weichspüleffekt haben. Die Produktion klingt ohnehin gestriegelt und gekämmt, so dass das gar nicht weiter auffällt. Emotionale Tiefe und (die im Intro angedeutete) Epik sucht man vergeblich. Stattdessen wird man auf einen kurzweiligen Ritt mitgenommen, bei dem in erster Linie das Tempo und die anschmiegsamen Harmonien zählen. Denn gerade bei den flotteren Teilen hat die Musik den größten Unterhaltungswert.

Textlich wird einmal mehr die Geschichte der Tempelritter aufgegriffen – auch hier also Konsolidierung statt Weiterentwicklung. Von der lyrischen Prägnanz CHRIS DE BURGHs (Crusader) bzw. der psychologischen Schattierungen ANGRAs (Temple Of Shadows) sind CRYSTALLION jedenfalls meilenweit entfernt und begnügen sich mit dem Schlacht-Ehre-Blut-Standardvokabular aus dem Kurs Heavy Metal-Songtexte mit Adjektiven und Pferden. Hattin ist somit auch in dieser Hinsicht hauptsächlich für hengstirnige Uptempo-Fans interessant, die Metal gerne mal ohne Power im traditionellen Sinne (scheppernde Drums, quietschende Sänger, dominante Gitarrenriffs usw.) mögen. Ich verspüre jedoch beim Anhören häufiger das Bedürfnis der Band mal richtig die Sporen zu geben, damit sie aus dem Schema ausbrechen und sich in der Wildnis austoben anstatt einfach brav den heimischen Dosenhafer zu fressen.

Veröffentlichungstermin: 16.05.2008

Spielzeit: 54:50 Min.

Line-Up:
Thomas Strübler: Gesang
Florian Ramsauer: Gitarre
Patrick Juhász: Gitarre
Stefan Gimpl: Bass
Manuel Schallinger: Keyboard
Martin Herzinger: Schlagzeug

Produziert von Seref Alexander
Label: Dockyard1

Homepage: http://www.crystallion.net

Tracklist:
1. The Ambush
2. Wings Of Thunder
3. Vanishing Glory
4. Under Siege
5. The Battle – Onward
6. The Battle – Higher Than The Sky
7. The Battle – Saracen Ascension
8. Preach With An Iron Tongue

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