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CODE: Flyblown Prince

CODE sind wieder da – sechs Jahre nach „Mut“ gibt es mit „Flyblown Prince“ einen U-Turn in Richtung Avant-Black Metal.

Und sie zeigen wieder die Zähne. CODE, die vor sechs Jahren einen krassen Stilbruch mit ihrem bis dato letzten Album „Mut“ hingelegt hatten, bleiben unkalkulierbar. Statt ein weiteres Album mit dem morbiden, durchaus spannenden, proggigen Postrock-Stil (oder so ähnlich) zu schreiben, klingen sie so ungemütlich und störrisch wie zu Zeiten ihres Zweitwerks „Resplendent Grotesque“. Das hätte schwer ins Auge gehen können, wie so oft, wenn Bands einen Stilbruch ungeschehen machen wollen. Die Londoner dringen erneut in das stilistische Territorium von 2009  vor – und zwar gereift. Und das lässt „Flyblown Prince“ über weite Strecken frisch und verstörend zugleich wirken.

CODE reihen sich in die norwegische Garde zwischen VED BUENS ENDE, DØDHEIMSGARD, ARCTURUS, MANES und SOLEFALD ein, ohne stilistisch einer dieser Bands wirklich nahezustehen. Ihre Identität haben CODE also auch auf ihrem fünften Album nicht verloren, viel mehr erreichen sie auf „Flyblown Prince“ noch ein Stück mehr Eigenständigkeit. Denn in dieser Dreiviertelstunde vermengen CODE alles aus der Vergangenheit, verpackt in beachtlich gutes Songwriting. Mit dem Titeltrack zeigen sich CODE gleich zu Beginn boshaft und unbequem, mit einem höhenlastigen, recht dünnen, aber messerscharf-industrialartigen Sound, der an EMPERORs „IX Equilibrium“ oder „Rebel Extravaganza“ von SATYRICON erinnert.

CODE besinnen sich auf ihre progressiv-schwarzmetallische Seite: Mit „Flyblown Prince“ zeigen sie wieder die Zähne.

Die Wut, die dieses Stück in sich trägt, ist der erste Schlag in die Magengrube. Im Anschluss fahren CODE das Wechselspiel aus kaltem, komplexen Black Metal und progressiven, nahezu theatralischen Elementen auf. „Clemency And Atrophy“ und „By The Charred Stile“ zeigen eine beängstigende Manie und bleiben im Ohr kleben. Und wenn sich die Londoner wie in „From The Next Room“ relativ (!) unmetallisch zeigen, sind sie in Sachen Atmosphäre und Vibe fast in derselben Liga wie MANES. Mit dem schleppenden „Rat King“ und seinem schwindelerregenden Finale zeigen CODE außerdem, dass sie auch ohne große stilistische Überraschungen packenden, ultrafiesen Black Metal zelebrieren können.

Das klappt bei „Dread Stridulate Lodge“ und „Scolds Bridle“ dann aber leider nicht. Diese beiden Songs klingen so, als wäre CODE im kreativen Prozess die Puste ausgegangen. Spielerisch präsentiert sich das Quartett jedoch extrem stark, sodass diese beiden Ausreißer schnell vergessen sind. Aorts Gitarrenarbeit ist hervorragend, das Drumming ist komplex, groovy und schmerzt durch den bereits erwähnten, kalten Klang. Sänger Wacian glänzt nicht nur mit seiner extremen Stimme, sondern vor allem im Bereich Cleangesang. Er lebt die bizarren Lyrics aus, mit Pathos und beachtlich starken Stimmumfang.

Was die Norwegische Black Metal Szene in den Neunzigern begann, als sie sich in Richtung Avantgarde orientierte, lebt anno 2021 nahezu kongenial in CODE weiter.

Am Ende steht mit „The Mad White Hair“ ein beängstigendes Stück, das in zwölf Minuten mit hysterischen Riffs, viel Dynamik, leisen, theatralischen Momenten und lauten, manischen Ausbrüchen erschöpfend und begeisternd zugleich ist. CODE beenden „Flyblown Prince“ somit auf der Höhe ihrer kreativen Kraft. Ihr fünftes Album ist in Sachen Niveau und Ausrichtung absolut konkurrenzfähig und könnte ihnen ein Karriereschub bringen, wenn sie es selbst denn nur möchten. Oder kurz gesagt: Was die Norwegische Black Metal Szene in den Neunzigern begann, als sie sich in Richtung Avantgarde orientierte, lebt anno 2021 nahezu kongenial in CODE weiter.

Wertung: 6,5 von 8 U-Turns

VÖ: 4. Juni 2021

Spielzeit: 44:04

Line-Up:
Aort – Guitars
Lordt – Drums
Syhr – Bass, Backing Vocals
Wacian – Vocals

Label: Dark Essence Records

CODE „Flyblown Prince“ Tracklist:

1. Flyblown Prince
2. Clemency And Atrophy
3. By The Charred Stile
4. Rat King (Official Audio bei Youtube)
5. From The Next Room
6. Dread Stridulate Lodge
7. Scolds Bridle
8. The Mad White Hair (Official Audio bei Youtube)

Mehr im Netz:

https://codeblackmetal.bandcamp.com/
https://www.facebook.com/codeblackmetal

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