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ARCTURUS: The Sham Mirrors

Ein Lehrstück atemberaubender Kompositionen und Arrangements

Endlich. Nach viereinhalb Jahren erscheint der legitime Nachfolger zu La Maquerade Infernale der Norweger ARCTURUS, bei denen es sich um eine Nebenband von Trickster G. Rex (nannte sich ehemals Garm, ULVER) handelt. Der Vorgänger war ein fast perfektes Album, das als nur schwer zu übertrumpfen gilt. Der Mix aus Metal, Prog-Rock, Trip Hop, Klassik und Elektro, war nicht nur innovativ und originell, sondern auch verblüffend stimmig. Was können die Fans nun also von dem dritten Full Length (ausgenommen des Remix Albums Disguised Masters von 1999) erwarten? Kann Klangmagier Trickster G. Rex samt seiner Truppe ein zumindest ähnlich spannendes und vielschichtiges Album abliefern wie den Vorgänger?

Diese Frage muss wohl jeder für sich selbst entscheiden, denn leicht machen es die fünf Norweger dem Hörer nicht. Das soll jetzt nicht heißen, dass The Sham Mirrors ein uneingängiges oder gar konfuses Album darstellt, nein eher diese Frage, die nach JEDEM Hördurchlauf im Gehirn hängen bleibt: Besser oder nicht? Während jedem Lauschdurchgang allerdings offenbaren sich die Kompositionen von Keyboard-Flitzefinger Steinar Sverd Johnsen als hochkarätiger, erhabener Metalstoff. Warme, erhabene Gitarrenriffs, unterlegt von einem dezenten Keyboardteppich leiten den ersten Song Kinetic und überhaupt eine Reise durch das akkustische Universum ARCTURUS´ ein. Elektronische Spielereien kommen ebenso hinzu, wie gut nachvollziehbare, aber niemals ideenlose Soli (auch auf dem Piano). Und wenn es scheint, als würde sich die Band im Elektrobereich verlieren, beginnt eine Metal-Hymne, perfekt unterlegt von Trickster G. Rex´ inzwischen erstaunlich gereiften Gesang, wie ein gut durchdachter Schachzug. Selbst dann kommt noch eine Steigerung hinzu und verleitet den Hörer zum schweben.

Auch wenn dieses Album weit kompakter ist, als der Vorgänger – sprich, die Trip Hop-Elemente wurden auf ein Minimum reduziert und die klassischen Einflüsse sind hauptsächlich in Sachen Klavier vertreten – weiß es durch eine ungeheure Vielfalt zu beeindrucken. Spannend ist The Sham Mirrors allemal, da oft unvorhergesehene Wendungen passieren, wie im zweiten Song Nightmare Heaven in dem es plötzlich dunkel wird, ein paar stimmige Flächen auf dem Synthi über das verfremdete Drumming Hellhammers (MAYHEM, THE KOVENANT) und plötzlich, ohne irgendeine Andeutung blickt der Hörer in eine Supernova, warme Gitarrenläufe strömen wie die Glut der Sonne durch die Adern.

Dann gibt es aber auch noch richtig metallische Songs, namentlich „Collapse Generation“ (ein rasender Flug mit Warp 8 quer durchs Weltall) und Radical Cut auf dem Ihsahn (Ex-EMPEROR, PECCATUM) als Gästsänger sich für die extremen Vocals verantwortlich zeigt. Leider ist dieser Song etwas konzeptlos, was aber gegen Ende nicht zuletzt durch den cleveren Einsatz eines klassischen Horns wieder wett gemacht wird. Auch kommen hier die Dynamikwechsel nicht so gut zur Geltung wie im übrigen Material.

Abschließend bleibt zu sagen, dass wie erwartet kein zweites Ad Astra (der definitiv beste ARCTURUS-Song ever) auf „The Sham Mirrors“ zu finden ist, aber dafür das Material noch besser miteinander harmoniert als auf La Masuqerade Infernale. Außerdem wurde der Musik viel mehr Raum gelassen, da der Trickster nicht mehr pausenlos seine Gesanglinien in die Songs presst wie noch bei Alone auf dem Vorgänger. Bei solch großkalibrigen Songs stört nicht mal die etwas verwaschene Produktion.

ARCTURUS führen uns anno 2002 entgültig ad astra, denn The Sham Mirrors ist ein ganz großes Werk, ein Lehrstück atemberaubender Kompositionen und Arrangements.

Spielzeit: 43:13 Min.

Line-Up:
The Institue of Common Oblivion:

Trickster G. Rex – Voices of Ghosts and Monkeays and General Manipulation

Steinar Sverd Johnsen – Fugue Key Figure

Hellhammer – Drums and Flames

Knut M. Valle – High Guitar Rider

Dag F. Gravem – Low Guitar Driver

Starring:

Ihsahn: Spitting Voice

Matthias Eick: Ubu´s Horn

Label: Prophecy Productions

Homepage: http://www.adastraenter.com

Tracklist:
1. Kinetic

2. Nightmare Heaven

3. Ad Absurdum

4. Collapse Generation

5. Star-Crossed

6. Radical Cut

7. For to End yet Again

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