THE DIXIE CHICKS: Shut up & Sing

Diese Doku hat mit Metal erst mal nix zu tun…und zeigt uns doch mal wieder auf, wie seltsam dieser ganze Musikzirkus doch so oft läuft…

Wir schämen uns, dass der Präsident der Vereinigten Staaten aus Texas stammt — eigentlich eine Belanglosigkeit, die DIXIE CHICKS-Sängerin Natalie Maines bei einem Auftritt in London über die Lippen kommt. Die stramm auf patriotischem Kriegskurs segelnde Heimat sieht das anders: Verräter und Schlampen sind noch die freundlichsten Beleidigungen, die der bis dato erfolgreichsten Frauenband der jüngeren US-Geschichte aus rechtskonservativen Kreisen entgegenschlagen. Die drei Musikerinnen reagieren entsetzt, entschuldigen sich prompt – und werden trotzdem boykottiert. Wenig später bricht der 2. Irak-Krieg los, zu Hause in Amerika zerstören stramme Südstaatler öffentlich CDs des harmlosen Mädchen-Dreiers. Die US-Country-Radiosender nehmen ihre Musik landesweit aus dem Programm.

Shut Up & Sing zeichnet die Geschichte einer leidlich interessanten US-Mainstream-Countrykapelle nach, die im Frühjahr 2003 dank einer Lapalie zum Politikum wurde. Doch man wächst ja bekanntlich mit seinen Aufgaben: Als frischgebackene Mütter mit mächtig viel Wut im Bauch (und dem genialen Produzentenguru Rick Rubin im Hintergrund) drängen die Bangles des Country-Pop zurück ins Rampenlicht. Der runderneuerte Sound kann kommerziell zwar nicht an alte Erfolge anknüpfen, zumindest jedoch bei den Kritikern punkten.

Drei Jahre lang haben Cecilia Peck und Barbara Kopple die DIXIE CHICKS und den sie umgebenden Zirkus aus Managern, Beratern und Klugscheißern begleitet. Leider weiß man bei ihren sauber eingefangenen und clever montierten Bildern nie, was echt und was inszeniert ist. Gefühlt wirkt hier viel getrimmt, scheinen die Damen bis zum tränenreichen Finale stets perfekt gestylt und in Szene gesetzt. Was Shut Up & Sing in verdächtige Nähe von jenen semi-kritischen Popumentarys rückt, wie man sie von MTV & Co. kennt.

Als Lehrfilm in Sachen Musikgeschäft und Medienrummel ist der Streifen zumindest ganz brauchbar. Richtig auf ihre Kosten kommen hier jedoch vor allem DIXIE CHICKS-Fans und MICHAEL MOORE-Anhänger.

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