Weißt du noch, wann du deinen ersten USB-Stick in der Hand hieltest? Momentan liegen in meinem Auto mehrere herum, auf meinem Schreibtisch sowieso. Wir reisen ein paar Jahre rückwärts durch die Zeit, da ist für den jungen Hacker T-Rex der erste Kontakt mit diesem aufregend neuen Speichermedium noch nicht allzu lang her. Es muss kurz nach der Jahrtausendwende sein, dass Georg Brand alias T-Rex ein Stipendium erhält. In Seattle verbringt er ein Trimester und wird mit einer Mission Impossible beauftragt, die Aufgabenstellung übernimmt er dabei selbst, die Ausführung auch. Zusammen mit seiner Kommilitonin Linn schreibt er einen Virus, den er an das hermetisch abgeriegelte Bordsystem einer Boeing 747 mit Hilfe eines USB-Sticks bringen will. Die Prämie für seine Arbeit scheint ihm sicher, aber er findet sich inmitten eines tödlichen Interessenskonfliktes wieder und schwebt bald in Lebensgefahr.
Beyond The Chinese Theatre ist OFFENBARUNG 23, Folge 0 – ein Prequel zur Hörspielserie über Verschwörungstheorien. MINDNAPPING begeht damit nach Der Traumtänzer schon den zweiten Crossover, und auch diesmal ist es wieder kein reinrassiger Psychothriller, eher ein Cyber-Agenten-Thriller. Aber seien wir nicht kleinlich, spannend ist Beyond The Chinese Theatre allemal. Was als nicht ganz harmlose Spielerei beginnt, das wird zum Katz und Maus-Spiel, bei dem T-Rex selbst sein Fett weg bekommt. Es wäre kein Prequel, würde nicht der Bogen zum Beginn von OFFENBARUNG 23 gespannt – obwohl ich glaube, hier ein paar kleine Fehler ausgemacht zu haben. Der Erstkontakt von Ian G. und T-Rex verläuft eigentlich anders, dass Georg Brand in der MINDNAPPING-Ausgabe aus Russland stammt ist ebenso seltsam. Da die Vorlage zu dieser MINDNAPPING-Episode von Jan Gaspard, dem OFFENBARUNG 23-Schöpfer selbst stammt, ist das sicherlich kein Zufall.
Das Hörspiel ist erheblich temporeicher als sämtliche Folgen von OFFENBARUNG 23, kommt aber fast ohne reißerische Verschwörungstheorien aus. Stattdessen steht das Geschehen selbst im Vordergrund, Hintergründe zum Thema Wirtschaftskriege zwischen Boeing und Airbus sind da höchstens Beiwerk. Das schadet der Qualität des Hörspiels allerdings nicht, im Gegenteil: Hier kann Alexander Turrek als neuer T-Rex zeigen, was dramaturgisch in ihm steckt. Zusammen mit der verführerischen Nana Spier als Linn, dem gewohnt souveränen, stimmlich ein wenig alt gewordenen Engelbert von Nordhausen als Professor McCormick und dem wie üblich sehr bärbeißigen Martin Kessler als Chris Nelson haben wir ein starkes Quartett, das mit Leichtigkeit das Hörspiel dominiert. Natürlich hat auch Till Hagen als smarter, kaltblütiger Ian G. einen gelungenen Auftritt. Schade, dass Helmut Krauss nicht den Erzähler gibt, sondern nur die Kapitel ankündigt, und dass Luise Lunow als alte Chinesin viel zu Klischeebeladen und unfreiwillig komisch spricht – leidel kommt das nicht lichtig authentisch lübel. Wie das richtig geht, zeigt MARK BRANDIS in nahezu jeder Folge.
Dieser kleine Wermutstropfen kann den Hörspaß aber nicht trüben. Gegen Ende gibt es noch einige Storytwists und eine Identität wird verraten, so dass wir uns fragen, warum wir selbst noch nicht darauf gekommen sind. Zur Abrundung gibt es einen stimmungsvollen, dunklen Soundtrack, bei dem viele Themen von OFFENBARUNG 23 aufgegriffen werden, so dass wir uns gleich heimisch fühlen, sowie interessante Hintergrundinfos über die (fiktive) Person Jan Gaspard. MINDNAPPING schafft es auch mit dieser Folge, die Hörer für sich zu gewinnen, besticht durch eine spannende Story, starke Sprecher und absolut solides Handwerk in jeglichen Belangen. Sowohl das MINDNAPPING– als auch OFFENBARUNG 23-Publikum wird seine Freude mit diesem brisanten Thriller haben.
Veröffentlichungstermin: 12. April 2013
Spielzeit: 70:20 Min.
Line-Up:
Alexander Turrek – Georg Brand alias T-Rex
Engelbert von Nordhausen – Prof. Gene McCormick
Nana Spier – Linn
Martin Kessler – Christopher Chris Nelson
Luise Lunow -Alte Chinesin
Oliver Böttcher – Barista
Till Hagen – Ian G.
Gordon Piedesack – Officer Decker
Helmut Krauss – Stimme
Patrick Holtheuer – Regie und Schnitt
Marco Peter Bachmann und Steven Schulze – Co-Regie
Tom Steinbrecher – Mix und Mastering
Sebastian Pobot – Produzent
Daniel Klages-Saxler – Gestaltung, und Fotos
Jan Gaspard – Idee und Buch
Sebastian Pobot – Musik
Label: Audionarchie / High Score Music
Homepage: http://www.audionarchie.com
Mehr im Netz: https://www.facebook.com/audionarchie