Ein wenig misstrauisch ist er schon, der südafrikanische Journalist Mabou Dlanga (Peter Flechtner), der von dem Produzenten Hendrik Alders (Till Hagen) ein seltsames Angebot erhält: Zusammen mit vier anderen Experten soll er an den Ort der letzten Wahrheit reisen, ein Gebäude aus der Zeit der Apartheid, in dem schreckliche Folter und furchtbares Leid herauf beschwört wurde. Was dort aufgedeckt wird, soll in der Öffentlichkeit eine Menge Wirbel auslösen. Zusammen mit dem Priester Jacob van Wyk (überragend: Helmut Krauss), der Historikerin Melissa Taylor (Nana Spier), dem Medium Heather Berisha (groß: Katja Brügger) und dem Ufologen Robert Cale (Stefan Fredrich) macht sich der Reporter auf den Weg in die Wüste, nur begleitet von dem Kameramann Charly Malema (Jaron Löwenberg). Schon in der ersten Nacht häufen sich die seltsamen Vorkommnisse: Melissa Taylor verschwindet, unheimliche Stimmen erklingen inmitten des riesenhaften, abgeschirmten Gebäudes, die Stromversorgung bricht ab, seltsame Erscheinungen terrorisieren die Gruppe. Es scheint so, als wäre das Böse auch nach der Zeit der Apartheid noch an diesem Ort.
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Die letzte Wahrheit beginnt als klaustrophobisches Kammerspiel: Die Kälte des Gebäudes ist spürbar, das Hören wird eine intensive Erfahrung. Was die sechs Protagonisten der zwölften MINDNAPPING-Geschichte spüren, kennt jeder, der sich einmal eine KZ-Gedenkstätte angesehen hat. Bis schließlich der nackte Horror einsetzt und sich der Hörer fragen muss, was hier gespielt wird. Am Ende ist Die letzte Wahrheit eine bitterböse Mediensatire, ein Verwirrspiel, das hier und da auftretende unlogische Momente gekonnt umschifft und sich selbst immer wieder rettet. Es ist dem Autor Raimon Weber, der auch bei DARKSIDE PARK, GABRIEL BURNS und POINT WHITMARK für hervorragende Drehbücher und Geschichten sorgte, zu verdanken, dass Die letzte Wahrheit bis zum Schluss immer wieder überrascht. Auch wenn wir den Twist kurz vor der Aufklärung bereits erahnen, die darin enthaltene eine moralische Komponente, schrammt gerade so daran vorbei, mit einem erhobenen Zeigefinger zu drohen.
Davon abgesehen setzt MINDNAPPING hiermit seine gelungene Reihe fort: Die letzte Wahrheit besticht durch die dunkle, böse Atmosphäre, lässt angesichts der Brutalität der Apartheid erschaudern, ist kurzweilig und sehr rasant, ohne die ruhige Hand der Regie missen zu lassen, vielleicht auch durch den größtenteils recht sphärischen Soundtrack. Der hervorragende Sprecherstab – auch Gordon Piedesack als Erzähler muss hier erwähnt werden – trägt einiges dazu bei, dass MINDNAPPING auch in der zwölften Auflage zu einem packenden, rundum gelungenen Hörspielvergnügen wird. Starke Nerven sind für den Hörer durchaus von Vorteil, auch wenn dieses Mal keine Splatterszenen vorkommen: Raimon Weber hat eine für seine Verhältnisse fast schon zahme Vorlage parat, die sich lieber auf die psychologische Seite konzentriert. Freunde von Psychothrillern, intensiven Hörspielen und Mediensatire machen mit Die letzte Wahrheit garantiert nichts falsch.
Veröffentlichungstermin: 18. Januar 2013
Spielzeit: 57:29 Min.
Line-Up:
Gordon Piedesack – Erzähler
Peter Flechtner – Mabou Dlanga
Stefan Fredrich – Robert Cale
Helmut Krauss – Jacob van Wyk
Nana Spier – Melissa Taylor
Katja Brügger – Heather Berisha
Jaron Löwenberg – Charly Malema
Till Hagen – Hendrik Anders
Oliver Böttcher – Manaka
Peter Weis – Krog
Wolfgang Bahro – Doktor
Patrick Holtheuer – Gefangener
Aufgenommen bei Multicore Productions Hamburg und Die Media Paten Berlin
Raimon Weber – Idee und Buch
Patrick Holtheuer – Regie und Schnitt
Marco Peter Bachmann und Steven Schulze – Co-Regie
Marcel Schweder – Musik, Mix und Mastering
Sebastian Pobot – Executive Producer
Daniel Klages-Saxler – Gestaltung und Layout
Christian Belz – Fotos
Label: Audionarchie / High Score Music
Homepage: http://www.audionarchie.com
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