Eigentlich sollten an diesem Abend auch BLIND8 als Vorband auftreten. Allerdings mussten diese ihren Auftritt als Opening Act im UFO des Velodroms in Berlin leider kurzfristig absagen. Sowohl ANNISOKAY als auch WITHIN TEMPTATION bedauerten in Ansprachen auf der Bühne sehr, dass ihre gemeinsame Vorband nicht zugegen sein konnte – die Gründe hierfür sind umso trauriger. Zitat: „Die Musiker müssen gerade ihr Land (Ukraine) verteidigen.“ Und so schwebte über dem gesamten Abend das Damoklesschwert des Krieges. Zwar ließen sich die Konzertbesucher hiervon nicht die Laune verderben, aber wachgerüttelt wurden in diesem Moment dennoch scheinbar alle.
Überhaupt stand die Tour im Zeichen der Gesellschaftskritik und des Anprangerns aktueller internationaler Geschehnisse. Es ist halt eine verrückte Welt, in der wir heutzutage leben.
Als Opener betraten somit ANNISOKAY die Bühne. Pünktlich zu 19:30Uhr eröffneten die Sachsen-Anhaltiner eine Show voller Energie, handwerklich-musikalischem Geschick und einer Menge guter Laune.
Der Auftritt war geprägt von purer Energie und einer grandiosen Lichtshow. Diese wurde unterstützt von auf der Bühne verteilten LED-Paneelen, die sich, Textfragmente, Videosequenzen und derlei Illustrationen zeigend, perfekt ins Bühnenbild einfügten. Beim dritten Titel „Like a Parasite“ betrat, quasi als Gastsängerin, keine Geringere als Sharon den Adel, ihres Zeichens Leadsängerin des Hauptacts WITHIN TEMPTATION, das Podium, um zusammen mit Rudi Schwarzer (Shouts) und Christoph Wieczorek (Klargesang) ein wunderbar harmonierendes Terzett abzuliefern. Mit Applaus und Jubel wurde die Performance gewürdigt. Als dann im weiteren Verlauf des Konzertes noch LINKIN PARK’s „One Step Closer“ gecovert wurde, tobte das gesamte UFO.
ANNISOKAY Setlist:
Into the Abyss
Throne of the Sunset
Ultraviolet
Like a Parasite
gyst
One Step Closer (Cover Linkin Park)
Human
Coma Blue
Calamity
STFU
Fotogalerie: ANNISOKAY
So verflog die Zeit wie im Fluge und ehe es sich die Konzertbesucher versahen, war die Performance von ANNISOKAY auch schon vorüber. Fest steht, dass die Band aus Halle eine ganze Menge neue Fans dazugewonnen haben wird.
Es folgte eine knackig kurze Umbaupause und schon standen WITHIN TEMPTATION auf der Bühne. Den Fans wurde ein umwerfendes Bühnenbild dargeboten: Beinahe deckenhohe Säulen, die den Charme der Antike verströmten. Zwischen den Säulen standen gewaltige Leinwände, welche Videosequenzen zeigten. Selbst die auf der Bühne verteilten Podeste, auf denen ein paar der Musiker standen, waren mit LED-Paneelen verkleidet, welche ebenso Videomitschnitte zeigten. So wurde eine vollkommen stimmige visuelle Untermalung für den Auftritt der seit nunmehr 28 Jahren aktiven WITHIN TEMPTATION erzeugt.
Bereits der Anfang des Konzertes war alles andere als leichte Kost. Hierfür wurden auf allen Leinwänden und Monitoren Bilder gezeigt, die aufrüttelnder kaum sein konnten.
Feuer und Funkenflug, die Kamera schwebt über Kriegsszenerie und Friedhof. Passend dazu der vom Band abgespielte Gesang in ukrainischer Landessprache.
Die Botschaft hinter dem Intro, welches mit den auf der größten der Leinwände eingeblendeten Worten ‘Bleeding Out’ (zugleich der Name der Tour) endete und des daran nahtlos anknüpfenden ersten Titels „We Go To War“ war eindeutig und zutiefst berührend. Auch optisch machte vor allem Leadsängerin Sharon in ihrem Kleid auf sich aufmerksam. Es schien ein wenig an ukrainische Trachten angelehnt zu sein. Zweifarbig, blau und rot schimmernd. Hinzu kam eine Art bogenförmige Krone und die Maske, die zu Beginn des Konzertes das Gesicht der Künstlerin verbarg. Nice-to-know: Den Adel ist gelernte Modedesignerin, so entwirft sie ihre Bühnenoutfits ausschließlich selbst.
Die Show als solche verdiente den Namen als solchen wirklich. Zwar gab es keine Pyrotechnik, wohl aber wunderbar mittels Flutlicht in Szene gesetzte bis an die Decke emporschießende Fontänen aus Kunstnebel.
Beim vierten Titel „Shed My Skin“ revanchierte sich Leadvocalist Christoph Wieczorek von ANNISOKAY und begleitete die Band sowohl mit Gesang als auch Gitarre. Der neunte Titel barg für alle in der Halle eine überwältigende Überraschung. Sharon hielt eine Ansprache gegen den überall präsenten Ukrainekrieg und verwies auf einen im Hintergrund eingeblendeten QR-Code, mit dessen Hilfe man das Land bei einem Projekt zur Abwehr von russischen Drohnen unterstützen kann – rein defensiv also, das sollte nicht unerwähnt bleiben! Anschließend stürmte der Ukrainer ALEX YARMAK aufs Podium, um zusammen mit WITHIN TEMPTATION den Song „A Fool’s Parade“ zu rocken. Nach dieser bewegenden Performance bedankte sich der Musiker beim Publikum und verließ die Szenerie wieder, allerdings nicht, ohne einen bleibenden Eindruck hinterlassen zu haben.
Den gesamten Auftritt über ist ein roter Faden erkennbar, so hat es sich WITHIN TEMPTATION bei ihrem aktuellen Album, zu dessen Anlass schließlich auch die Tour stattfindet, auf die Fahnen geschrieben, auf sämtliche Probleme und Konflikte der heutigen Zeit aufmerksam zu machen. Die Botschaft ist klar: Es wird Zeit für Frieden und Gleichberechtigung. Nach ganzen 17 Songs endet mit dem Titel „Mother Earth“ dieser so bewegende Auftritt einer Band, die zu Recht seit jeher als eine der einflussreichsten Symphonic Metal Acts gehandelt wird.
WITHIN TEMPTATION Setlist:
We Go to War
Bleed Out
Ritual
Shed My Skin
Wireless
The Reckoning
Shot in the Dark
Stand My Ground
A Fool’s Parade
The Promise
Supernova
Angels
Paradise (What About Us?)
Faster
Our Solemn Hour
All I Need
Mother Earth