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LETZTE INSTANZ: live in der Krefelder Kulturfabrik am 26.10.03

Nachdem das aktuelle Album “Götter auf Abruf” bei den alten Fans eher zwiespältig aufgenommen wurde, durfte man gespannt sein, wie sich die LETZTE INSTANZ anno 2003 live schlagen würde.

Nachdem das aktuelle Album “Götter auf Abruf” bei den alten
Fans eher zwiespältig aufgenommen wurde, durfte man gespannt sein, wie sich die LETZTE
INSTANZ anno 2003 live schlagen würde. Nun, offenbar hatten es viele enttäuschte
Altfans gar nicht erst für nötig befunden, der Band live eine Chance zu geben, denn
die Kulturfabrik zu Krefeld war nicht wirklich gut gefüllt, schätzungsweise gut 200
Leute hatten sich eingefunden, als die Hauptband des Abends die Bühne betrat.

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Zuvor allerdings musste sich RYA
nach weit über einstündiger Verspätung – die ersten Fans waren schon unruhig
geworden und forderten lautstark nach Musik – mit noch weitaus weniger Zuhörern
begnügen. Die zwischen tiefen und engelsgleichen, durchaus anhörbaren Vocals
pendelnde Sängerin und ihre Begleitband boten während ihres knapp
halbstündigen Auftritts größtenteils unspektakulären Gothic Rock, der
insbesondere bei den mit stumpfem Beat von der Bassdrum unterlegten Midtempo-Songs einfach
nur Langeweile verbreitete, so dass sich der Applaus des Publikums auch sehr in Grenzen hielt.
Besser waren da schon die ruhigeren, getragenen Stücke, bei denen die
atmosphärischen Keyboards voll zur Geltung kamen und RYA ihre Stimme besser einzusetzten
vermochte. Einziges Problem: RYA scheint ein großes Vorbild zu haben, BJÖRK, und
an diesem Vorbild orientiert sie sich viel zu sehr, was ihren Gesangsstil betrifft, bis hin
zur Intonation. Mit BJÖRK kann sie es allerdings in keinster Weise aufnehmen, so dass
die Entwicklung eines eigenen Stils vorteilhaft wäre. Mit dem nicht vorhandenen S
tageacting und der mageren Kommunikation mit dem Publikum, die sich auf ein “Danke” nach jedem
Song und eine schleimige Lobenshymne auf “die beste Band der Welt” beschränkte, konnte
RYA dann auch nicht mehr viel reißen. Immerhin hat sie es geschafft, drei Fans in Ektase
zu bringen und beim Rest die Vorfreude auf die LETZTE INSTANZ um ein Vielfaches gesteigert,
so dass der Auftritt durchaus nicht unfunktional war.

Nach der Umbaupause, deren
Dauer sich aber glücklicherweise in Grenzen hielt, war es dann endlich soweit, die Meute
drängte sich vor der Bühne, und nach einem obligatorischen Intro begann die LETZTE INSTANZ mit
dem Opener des aktuellen Albums, “Salve Te”, welcher mit seinem heftigen, modernen Riffing
auch so gleich für Bewegung in den ersten Reihen sorgte. Insgesamt aber war das Krefelder
Publikum an diesem Abend erschreckend träge, trotz aller Bemühungen von Frontmann Robin, der
nach und nach mehr Spass an dem Auftritt zu bekommen schien, die Gäste zum Tanzen zu bringen.
Ob es an den Songs lag? Sicherlich auch ein Grund, obwohl deutlich wurde, dass die neuen
Stücke live weitaus besser funktionieren als auf CD. “Bittere Nacht”, “Himmelfahrt” oder
“Showtime” jedenfalls reihen sich wunderbar in das alte Material ein, und auch das Rap-lastige
“Position im Kosmos” wirkte so gar nicht deplatziert, wenn hier auch Holly D.’s Stimme zu
Beginn etwas dünn rüber kam, was sich aber im Verlauf des Songs legte. Gerade aber ruhigere
Songs wie das sehr düstere und ernste “Spurlos” konnten live noch dazu gewinnen und wirkten
unheimlich intensiv, nicht zuletzt durch die grandiose Gesangsleistung von Robin, der es
einfach versteht, Emotionen rüberzubringen. Ihren Teil dazu beigetragen hat sicherlich auch
die Videoprojektion, die während der gesamten Show auf zwei großen Leinwänden zum jeweiligen
Song passendes Bildmaterial lieferte, welches mit viel Liebe fürs Detail ausgewählt wurde.
Während bei den harten und tanzbaren Stücken allerdings natürgemäß kaum jemand davon Notiz
nahm, wirkten die Bilder bei nachdenklichen Songs wie eben “Spurlos” umso stärker. Eine
beinahe perfekte Symbiose aus Bild und Ton.
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nicht bei den neuen Songs, sondern präsentierte eine gelungene Auswahl der Highlights der
letzten beiden, doch etwas folklastigeren Alben, mit denen das Eis denn auch gebrochen wurde,
so dass beim extrem tanzbaren und wunderbar ironischen “Oh, Fortuna” und natürlich beim K
lassiker “Rapunzel” doch noch ordentlich Bewegung in die Menge kam und sich auch ein kleiner
Moshpit bildete. Ansonsten passierte aber auf der Bühne eindeutig mehr als vor der
Bühne, denn trotz ihrer Achter-Besetzung war genug Platz vorhanden, dass zumindest ein
der Teil der Band ständig in Bewegung sein konnte. Die LETZTE INSTANZ bot eine
äußerst unterhaltsame Show, die geschickt zwischen Ernsthaftigkeit,
Nachdenklichkeit udn künstlerischem Anspruch auf der einen Seite und purem Spass und
interessanten Showeinlagen auf der anderen Seite wechselte (beim Instrumental “Opus No. 1”
etwa zeigte die Videoprojektion passend zur Musik einen tanzenden Knochenmann, bei
“Mondfahrt” gab es eine kleine Zaubereinlage der Marke Copperfield light). Die Musik war mit
einem äußerst transparenten und gleichzeitig druckvollen Sound gesegnet, die Band
wirkte sehr gut auf einander eingespielt, gab sich technisch keine Blöße,
überzeugte mit einer gelungenen Songauswahl und wirkte darüber hinaus noch ungemein
sympathisch. Dass die Stagediving-Versuche von Benni Cellini und M. Stolz am Ende des K
onzertes in die Hose gingen, ist bezeichnend für das Krefelder Publikum, ändert aber
nichts an der Klasse der Band.

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