Mit GUERRILLA verbinde ich eine ganz besondere Erinnerung. Das kleine, zweitägige Konzertwochenende im Winter 2004, welches gleichsam auch als Release Party ihres letzten Albums No Inch Back fungierte, war mein erstes Metal Konzert. Da ist es natürlich Ehrensache, den Release Gig zum dritten Album der Kölner im MTC mit meiner Anwesenheit zu beglücken. Nicht, dass das zwingend nötig gewesen wäre, denn über mangelndes Publikum brauchten sich die Gastgeber wirklich nicht zu beschweren. Lag wohl auch daran, dass die vier Euronen, welche am Eingang abzudrücken waren, durchaus dazu einluden, einfach mal reinzuschnuppern. Zusätzlich bekam jeder Besucher noch ein kleines Los in die Hand gedrückt. Der geschickterweise direkt gegenüber des Eingangs der Location aufgestellte, gut sortierte und preislich sehr fanfreundliche Merchandise-Stand dürfte allerdings erheblichen Anteil daran gehabt haben, dass es bei vielen nicht bei diesen vier Euro geblieben sein dürfte. Dabei dürfte aber auch von Vornherein klar gestellt sein, dass man auf so einen Schnickschnack wie Support Band wohl verzichten musste.
Aber gut, wir kamen für GUERRILLA und genau das bekamen wir. Eineinhalb Stunden lang. Die volle Breitseite. Dabei war es zunächst gar nicht einmal so einfach, sich zurechtzufinden, ist der GUERRILLA Sound ja nun nicht gerade das, was man unter klassischem Headangerstoff versteht. Aber das ist wohl der Preis, den man für einen eigenständigen Stil zu zahlen hat. Nicht, dass das irgendwen übermäßig gestört hätte. Denn GUERRILLA haben das besondere Talent, trotz ihrer anspruchsvolleren Songstrukturen und wenig eingängigen Riffsalven einen ungemein energiegeladenen Sound zu präsentieren, der, wenn man nach ein paar Liedern drin ist, einen so richtig mitreißt. Was da genau mitreißt? Keine Ahnung. Es ist halt dieser spezielle Mix aus fetzigem Thrash Metal, wuchtigen Death Metal-Ausbrüchen und ein bisschen Mosh und Core an den richtigen Stellen, gepaart mit einem sympathischen und selbstsicheren Auftreten. Ach ja, und die Melodien natürlich, die hier nicht aufgesetzt wirken, sondern sich so natürlich und selbstverständlich in diesen, eigentlich recht melodiefeindlichen, Mix einbinden, wie man es viel zu selten erlebt. Wie gesagt, das wirkte zunächst ein bisschen sperrig, aber nach ein paar Songs hatte die Band den Laden fest im Griff.
Etwas bizarr war dann das Bäumchen-Wechsel-Dich auf der Bühne. Sänger Bodsch war berufsbedingt verhindert, so dass GUERRILLA aus dem ganzen Kölner Underground Verstärkung zusammengetrommelt hatten. So gab es dann alle paar Liedchen eine neue Visage am Mikro. Das sorgte dann immer für reichlich Gequatsche und Publikumsinteraktion zwischen den Songs, sowie eine Extraportion tiefer gelegten GUERRILLA Humors. Den muss man nicht unbedingt mögen, die zum Besten gegebenen Lieder dafür aber schon. Wie zu erwarten war, wurden alle Songs des neuen Albums gespielt, sowie ein paar ältere Song und zwischendurch wurden dann auf der Bühne ein paar Aufkleber, CDs und T-Shirts verlost. Als besonderes Highlight standen dann, als gegen Ende des Auftritts Ich Find` Dich intoniert wurde, alle sieben Sänger, sowie noch ein paar Gestalten aus dem Publikum, gleichzeitig an den Mikros.
Insgesamt hat mir das Wiedersehen mit GUERRILLA also großen Spaß gemacht und ich hoffe, dass bis zu unserem nächsten Wiedersehen nicht wieder erst ein Album veröffentlicht werden muss.
Setlist:
Guardian Demon (Nikola Grgic [SKUM])
Cenadium Dawn (Nikola Grgic)
Plagueraiser (Horn [JACK SLATER])
Vengeance (Horn)
Into The Mire (Guido Meyer de Voltaire [AARDVARKS, Ex-BETHLEHEM])
Shatter The Swastika (Guido Meyer de Voltaire)
Maniac Melodies (Kai Kobold [BLEED])
Candour Of The Dead (Kai Kobold)
United In Demise (Patrick Puddi Fisher [A-RISE, BLEED, S.A.D.])
Armada
Die At The Stake (Patrick Puddi Fisher)
Candour To Live (Johannes Jojo Henke [CENTAURUS A])
Clemency (Marcello [ALL WE HATE, Ex-GUERRILA])
Imperial Gloom (Marcello)
Infected (Marcello)
Ich Find´ Dich (Marcello & alle)
City Of Sorrow (Marcello)