DEATHSTARS, STONEMAN, DIVERSION: Göppingen, Altes E-Werk, 27.10.2006

Darf man auf einem Gothic-Konzert Spaß haben? Die DEATHSTARS meinen: Ja!

Darf man auf einem Gothic-Konzert Spaß haben? Die Antwort auf diese Frage fiel Whiplasher Bernadotte und seinen DEATHSTARS an diesem Abend leicht: Man darf! Kaum dröhnten die ersten Bässe durch die P.A., legten die mittlerweile zu fünft aufspielenden Stockholmer eine enorme Spielfreude an den Tag, pardon, die Nacht. Die Instrumentalfraktion fand den richtigen Grat zwischen exaltierter Bühnen-Action inklusive Rockstar-Posen und Birneschütteln einerseits und vornehmer Zurückhaltung andererseits, denn die vordere Bühnenkante gehörte eindeutig Rampensau Whiplasher. Mit nur wenig Make-Up, dafür jedoch mit einer Überdosis Glitter im Haar und jeder Menge gebrummelter Ansagen im Gepäck dirigierte dieser das Geschehen auf und vor den Brettern souverän. So ganz nebenbei intonierte er trotz glasigem Blick die eingängigen Hooklines mit kräftiger Grabesstimme.

Deathstars
So funktioniert dunkler Rock´n´Roll – DEATHSTARS

Folglich gab es an der Show nichts auszusetzen, die auf Platte manchmal etwas eindimensional wirkenden Tanzflächenfüller zündeten ohne Vorwarnzeit und sorgten für Bewegung in den ersten Reihen…obwohl man sich fragen durfte, wie viele Bilder manche mittels Handy, Digicam oder kompletter Spiegelreflexkamera-Ausrüstung aus den ersten Reihen heraus schießen müssen, bevor sie ein Konzert einfach nur genießen können. Dem dunkel rockenden Quintett wars egal, sie freuten sich sichtlich und trotz eingeübtem Rockstar-Gestus fast schon kindlich über alle Resonanzen. Zum Dank durfte das Göppinger Publikum gleich mehrere Zugaben abfeiern, bevor fünf erschöpfte Gestalten endgültig den Rückzug in den Backstage-Bereich antraten – mit einem breiten Grinsen im Gesicht und der Gewissheit, Göppingen an diesem Abend ohne Wenn und Aber gerockt zu haben. Sicher, nicht jeder Song, gerade vom Debüt, zündete, manches Mal schlich sich auch der Eindruck ein, dass man die Rhythmusspuren etlicher Songs gegeneinander austauschen könnte, doch wer von den DEATHSTARS ein lebloses Konzert erwartet hatte, wurde definitiv eines Besseren belehrt. So funktioniert dunkler Rock´n´Roll!

Somit wurde der Gig auch zu einer Lehrstunde für die beiden Vorbands. Die Darbietung der Lokalmatadoren von DIVERSION litt unter einem arg kraftlosen Sound, doch besonders eklatant wirkten sich das uneinheitliche Erscheinungsbild und die gesichtslosen Kompositionen auf den Gesamteindruck aus. Sänger Kai wirkte stimmlich sehr unsicher und fiel auch mit seinem braven Auftritt zwischen dem wild rockenden Bassisten Björn und dem eher Studentenrock-mäßig rüberkommenden Gitarristen Micki aus dem optischen Rahmen. Schlecht abgemischte Samples vervollständigten den missglückten Auftritt dann vollends.

Bei STONEMAN stimmte immerhin schon mal die visuelle Komponente. Die Herren aus der Schweiz gerierten sich als eine Mischung aus Gothics und BLACK REBEL MOTORCYCLE CLUB-Rockern, was ein homogenes Gesamtbild zur Folge hatte. Manch ein Songfragment hatte dann auch das Potential zum Abgehen, doch sowohl die Arrangements als auch die fahrlässig schlechte Stimme von Sänger Mikki Chixx machten jeden Anflug von Groove und Hookline zunichte – selbst beim ERIC CLAPTON-Klassiker Cocaine. Wer so cool auftreten möchte, der sollte dann wenigstens auch ein paar Knaller musikalischer Art als Argumentationshilfe im Gepäck haben. Hoffentlich haben die Jungs sich danach bei den schwedischen Todessternen Anregungen geholt, wie man so etwas richtig und konsequent angeht.

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