BLUENECK, DEVILS IN DESPAIR: SKF, Freising, 31.08.2010

Es gibt Momente, da weiß man einfach, dass der Abend ein besonderer wird. Dass ein Konzert zu weit mehr wird als einer bloßen Live-Darbietung verschiedener Künstler. In solchen Momenten wird die Musik zu einer Reise, die dich in die Schwerelosigkeit entführt und dir nie zuvor gesehene Dimensionen aufzeigt. Zumindest im Kopf; und genau dieses Gefühl hervorzurufen ist keine Selbstverständlichkeit und doch scheinbar die leichteste Übung für eine Band wie BLUENECK.

Es gibt Momente, da weiß man einfach, dass der Abend ein besonderer wird. Dass ein Konzert zu weit mehr wird als einer bloßen Live-Darbietung verschiedener Künstler. In solchen Momenten wird die Musik zu einer Reise, die dich in die Schwerelosigkeit entführt und dir nie zuvor gesehene Dimensionen aufzeigt. Zumindest im Kopf; und genau dieses Gefühl hervorzurufen ist keine Selbstverständlichkeit und doch scheinbar die leichteste Übung für eine Band wie BLUENECK.

DEVILS IN DESPAIR

Wer an diesem Dienstag, dem letzten im August, in der alten Freisinger General-von-Stein-Kaserne zu Gast war, weiß, wovon ich spreche. Wobei Kopfkino fast schon eine Untertreibung wäre, denn hier wurden Hirn und Herz gleichermaßen bedient. Eine Eigenschaft im Übrigen, die sich nicht nur auf den Hauptact bezieht, wie die lokale Vorgruppe unter Beweis stellen durfte. Hinter dem klangvollen Namen DEVILS IN DESPAIR verbirgt sich der junge Gitarrist Martin Zimny (Ex-RAPTURE), der an diesem Abend zusammen mit den vier jungen Damen des Streichquartetts GAUDI QUATTRO agierte. Sicherlich ein gewagter Schachzug der Veranstalter, das Vorprogramm mit Klassik zu füllen, doch das Konzept ging auf.

Zimny konnte nicht nur solo mit seinen Eigenkompositionen auf der Konzertgitarre begeistern; erst im Zusammenspiel mit dem geübten Streichquartett liefen DEVILS IN DESPAIR zur Höchstform auf. Gerade die mehrstimmigen Arrangements wussten besonders zu beeindrucken, denn schnell war klar, dass hier eine Einheit musiziert und keine selbstverliebten Individuen. Ehrensache also, dass auch die vier weiblichen Musikerinnen mit einem kleinen Klassikprogramm zum Zuge kamen und der Gitarre eine Pause verschafften. Bei derart filigranen Arrangements war es für das Publikum geradezu selbstverständlich, den Geräuschpegel auf ein Minimum herunterzufahren und den Kompositionen fast schon andächtig zu lauschen, nur um zum Ende umso begeisterter Applaus zu spenden. Kein Wunder also, dass sogar BLUENECK-Sänger Duncan Attwood später die gereiften Nachwuchsmusiker noch einmal gesondert loben sollte.

BLUENECK

In der folgenden Umbaupause konnte man sich in aller Ruhe dem kleinen Merchandise-Stand widmen, den BLUENECK mitgebracht hatten. T-Shirts und CDs für 10,-€, Vinyl für 12,-€ – fanfreundlicher geht es kaum mehr, möchte man meinen. Mit 3,- bzw. 7,- € unterboten sich die Briten jedoch selbst, denn genau so viel kostete die alte Kollektion von Shirts und Pullovern. Zwar sorgten derartige Dumpingpreise für ein gehöriges Zucken am Geldbeutel, damit war es allerdings sofort vorbei, als BLUENECK ihren extensiven Soundcheck beendet hatten.

Mit “Seven” starteten die Jungs aus Bristol gegen 22 Uhr nach dem zugehörigen Intro in ein unbeschreibliches Konzerterlebnis, das jeden einzelnen der gut 40 bis 50 Besucher für die folgenden 75 Minuten gänzlich gefangen nehmen sollte. Dabei verkamen die ausladenden Songs nie zum Selbstzweck. “Low” und “Revelations” etwa brauchen ihre langen, ruhigen Passagen zum Atmen. Nur so kann sich die unvergleichliche Atmosphäre, die sich durch den emotionalen bis melancholischen Post Rock trägt, entwickeln und zu ganzer Größe heranwachsen. Nur dadurch wirken die wenigen härteren Ausbrüche noch eruptiver und Duncans klarer Gesang noch versöhnlicher. Höhepunkt war deshalb an diesem Abend wenig überraschend das erhabene “Lilitu” vom aktuellen Album “The Fallen Host“, das sich leise und vorsichtig mittels Piano und Cleangitarren nach vorne tastet, dann immer mehr Mut ansammelt, um sich schließlich selbstbewusst in epische Ausmaße aufzuschwingen.

Duncan Attwood
BLUENECK beherrschten auch die leisen Töne.

BLUENECK gingen voll in ihrer Musik auf

Ähnlich zurückgenommen, aber nichtsdestotrotz sympathisch, zeigte sich derweil auch das Quintett selbst. Aber nicht etwa wegen Unlust oder Motivationsproblemen, sondern weil die Engländer in ihrer Musik voll aufgingen. Klar, ein wenig Schüchternheit war auch mit dabei, so musste Gitarrist Rich Sadler erst die enthusiastische Bestätigung des Freisinger Publikums einfordern, um seinen Frontmann davon zu überzeugen, im Zugabenblock doch noch einen weiteren brandneuen Song zu spielen. Rückblickend betrachtet eine gute Entscheidung, denn “Bo Jo” war nicht nur qualitativ ein Genuss, selbst die Band war nach gelungener Live-Premiere sichtlich zufrieden und erfreut.

Und so endete gegen 23:15 Uhr ein einmaliges Konzert mit dem verträumten “Amoc” so zerbrechlich und zart, dass man darum fürchtete, mit jedem noch so leisen Atemzug die Magie zu zerschlagen, die bis soeben das Szene-Kultur-Forum ausgefüllt hatte. Genau Momente wie dieser sind es letztlich, die dir nach solch einem Abend bewusst machen, dass du gerade ein Teil von etwas ganz Besonderem geworden bist. Ich denke, das kann dir jeder der Anwesenden deutlich bestätigen.

BLUENECK Setlist

01. Intro
02. Seven
03. Oig
04. Low
05. Lilitu
06. Le:465
07. Venger
08. Ub2
09. Revelations
——————————–
10. Judas! Judas!
11. Bo Jo
12. Amoc

 Fotogalerie: BLUENECK

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