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ANY GIVEN DAY, HEART OF A COWARD, TENSIDE, Backstage Werk, München, 14.4.2019

© Florian SchafferDas zweite Top-20-Album in Folge, durch die Bank gute Kritiken für „Overpower“ und ausverkaufte Hallen auf der zugehörigen Release-Tour – dass noch dazu der letzte Termin in München von der Halle ins größere Werk der Backstage-Anlage verlegt wurde, ist nur das Tüpfelchen auf dem ‚i‘. Alle Anzeichen sprechen eine deutliche Sprache: ANY GIVEN DAY sind vielleicht das nächste große Ding im deutschen Metalcore. Für das Quintett geht es jedenfalls derzeit steil nach oben, was für uns Anlass genug ist, um beim Tourfinale in der bayerischen Landeshauptstadt vorbeizuschauen.

TENSIDE haben heute Heimspiel

blankAus derselbigen kommen auch TENSIDE, die vor heimischem Publikum den Abend eröffnen dürfen. Diesen Vorteil weiß das Quartett routiniert zu nutzen, als in „Eternal Contempt“ bereits die ersten Fäuste in die Luft gereckt werden. Sänger und Gitarrist Daniel Kuhlemann nimmt die Menge auch während der Songs mit ins Boot, was das Eis schnell brechen lässt und in der Arena für Bewegung sorgt. Mit viel Groove führen TENSIDE durch ihr Set, das sich nahezu ausschließlich auf Material der aktuellen Platte „Convergence“ stützt. Die einzige Ausnahme „Reborn“ brilliert durch einen klar gesungenen Refrain, der neben Bangern wie „Unbreakable“ und „This Is What We Die For“ auflockernde Akzente setzt. Die Münchner sind an diesem Abend auf den Punkt – Riffs wie Soli sitzen und unsere Frisuren konsequenterweise nicht mehr. Dank TENSIDE ist das Backstage heute schon am frühen Abend auf Betriebstemperatur.

TENSIDE Setlist

  1. This Is What We Die For
  2. Eternal Contempt
  3. Unbreakable
  4. Reborn
  5. Iron Will & Golden Heart
  6. The Faceless
  7. Faith Over Fears

HEART OF A COWARD halten es kurz, aber intensiv

blankNach kurzer Umbaupause müssen HEART OF A COWARD somit nicht lange um das Publikum buhlen. Die Engländer legen ohne großen Firlefanz los, die Bass Drum drückt, die Gitarren ziehen eine mächtige Wand zwischen Bühne und Pit, die Fronter Kaan Tasan im Refrain mit souveränem Klargesang durchschlägt. Der Einstieg „Collapse“ ist clever gewählt, da hier alle musikalischen Facetten des Quintetts zur Geltung kommen.

Dennoch lassen HEART OF A COWARD keine Zweifel aufkommen, dass jetzt die härteste Band der Tour auf den Brettern steht. Mit tief gestimmten Gitarren und einem unermüdlichen Chris Mansbridge am Schlagzeug gibt es einen wilden Querschnitt aller Schaffensperioden. Vom düsteren „Monstro“ über „Shade“ bis zur neuen Single „Drown In Ruin“ spannt sich das Set, wobei den Münchnern das einerlei scheint. Wer nicht gerade im Circlepit sein tägliches Kardiotraining nachholt, stählt seine Nackenmuskulatur zum rohen „Turmoil I – Wolves“.

Auf einem kleinen Podest mittig der Bühne überwacht Sänger Kaan den Abriss der Halle mit ruhiger Gestik, während er die Masse vor sich mit leidenschaftlicher Performance aufpeitscht. Es ist ein kurzer, aber intensiver Auftritt der Briten, der schließlich im songgewordenen Breakdown „Deadweight“ seinen brutales wie durchschlagskräftiges Ende findet.

HEART OF A COWARD Setlist

  1. Hollow
  2. Monstro
  3. Turmoil I – Wolves
  4. Shade
  5. Nightmare
  6. Collapse
  7. Drown In Ruin
  8. Deadweight

ANY GIVEN DAY kennen keine Sonntagsruhe

blankAls zum dritten Mal an diesem Sonntagabend die Lichter ausgehen, ist die Bühne des Backstage Werks bereits in dichten Nebel getaucht. Zu den Klängen von MÖTLEY CRÜEs „Kickstart My Heart“ ziehen nach und nach vier schemenhafte Gestalten durch die Schwaden. Lange dauert es nicht, bis sich die fünfte Silhouette unverkennbar aus dem Nebel schält, während das eröffnende Riff von „Start Over“ die Meute in Bewegung versetzt: Noch bevor der muskelbepackte Fronter Dennis Diehl zum Moshpit auffordern kann, bricht in München die Hölle los.

Verwunderlich ist das bei der hitgespickten Setliste nicht – nach gerademal einer Viertelstunde haben uns ANY GIVEN DAY bereits mit „Loveless“ und „Endurance“ zwei Hits um die Ohren geworfen und dabei noch nicht einmal in den zweiten Gang geschaltet. Das übernimmt stellvertretend das bestens aufgelegte Publikum, das in „Taking Over Me“ die ersten ekstatischen Fans auf Händen nach vorne schickt. Der Strom an Crowdsurfern soll im weiteren Verlauf des Sets nicht abnehmen, weshalb es schon an eine logistische Meisterleistung grenzt, dass die Anhänger im Arenabereich der gestuften Halle Personenbeförderung und ausladenden Moshpit irgendwie unter einen Hut bringen.

Sänger Dennis Diehl bittet zur Wall of Death

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Wall of Death in München (Klick für bessere Qualität – ca. 2MB)

Nicht dass ANY GIVEN DAY den Münchnern diesen Job etwas einfacher machen würden, im Gegenteil: Dennis Diehl bittet für „In Deafening Silence“ lieber zur Wall of Death und genießt anschließend die Show. Verdenken können wir es ihm bei diesem Spektakel genauso wenig wie seine Kollegen, die jeden Augenblick auskosten. Mal ist es Andy Posdziech, dem mit einem Gitarrensolo das Rampenlicht geschenkt wird, mal stürmt sein Kollege Dennis ter Schmitten über die Bühne und lässt die Rampensau raus.

Beizeiten hat es den Anschein, als wäre ANY GIVEN DAY die Resonanz gar etwas unheimlich: „Wahnsinn“ und „geil“ hören wir in Verbindung mit allen erdenklichen Präfixen mehr als nur einmal aus dem Mund Dennis Diehls. Als dieser sich wenig später nach vorne beugt, um die Ghettofaust einer ankommenden Crowdsurferin zu erwidern, möchten wir das Kompliment gerne zurückgeben. Die Chance dazu haben wir während der Powerballade „Lonewolf“, für die der Frontmann um ein Lichtermeer bittet und dieses umgehend bekommt – lediglich im Moshpit werden statt Feuerzeuge oder Handys die Paddel gezückt, um auf dem Boden sitzend um die Wette zu rudern.

Was heute in München passiert, grenzt an Irrsinn

blankIrgendwie ist es schon irrsinnig, was im Rahmen dieser Clubshow passiert. Der Circlepit während „Arise“ lotet in seinem Durchmesser die Grenzen des Machbaren aus, bevor das treibende „Never Surrender“ einen mitreißenden wie hitgespickten Auftritt zwischenzeitlich beendet. Für den Zugabeblock haben sich ANY GIVEN DAY mit „Home Is Where The Heart Is” sowie “Savior” zwei Highlights aufgespart, die unterstreichen, wie gut eingespielt die hochmotivierte Formation mittlerweile ist.

Die „Overpower“-Releasetour sei die beste, die ANY GIVEN DAY je gespielt habe, versichern uns die Musiker zum Abschluss ein weiteres Mal. Ein Satz, den wir vermutlich schon hunderte Male auf ebenso vielen Konzerten gehört haben. Und doch möchten wir ihn aufgrund der Erinnerungen, die wir heute gesammelt haben, gut und gerne glauben.

 

ANY GIVEN DAY Setlist

  1. Start Over
  2. Loveless
  3. Endurance
  4. Levels
  5. Taking Over Me
  6. In Deafening Silence
  7. Coward King
  8. Hold Back The Time
  9. Lonewolf
  10. Ignite The Light
  11. Never Say Die
  12. Arise
  13. Never Surrender
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  14. Home Is Where The Heart Is
  15. Savior
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